Mafia II

Ganze acht Jahre ist es her, dass Take 2 mit Mafia einen Meilenstein unter den 3rd Person Shooter auf den Markt brachte. Die Idee, damals ein Gameplay a la GTA3 mit der Inszenierung eines 30er Jahre Mafiadrehbuches zu verbinden, war neu und hat einfach nur Spaß gemacht. Dazu kam die für damalige Verhältnisse revolutionäre Grafik. Ich gebe gerne zu, dass ich bis heute einmal im Jahr Mafia aus meinem Regal nehme, weil es einfach immer noch so unterhaltsam ist. Dadurch entwickelt sich natürlich eine große Erwartungshaltung, die bestimmt viele andere mit mir teilen. Wird die Grafik wieder so beispiellos gut? Wird die Geschichte wieder so packend?

Keine Fortsetzung!

Auch wenn das Spiel Mafia 2 heißt, ist es alles andere als eine Fortsetzung. Man befindet sich nicht mehr in Lost Heaven und schlüpft auch nicht mehr in die Rolle des Tommy Angelo.
Der Protagonist ist diesmal Vito Scaletta.
Zu Beginn muss man sich erstmal im 2. Weltkrieg, genauer gesagt, in Sizilien bewähren. Das tut ihr nicht ganz freiwillig, denn als ihr bei einem Bruch mit eurem bester Freund Joe Barbaro gefasst werdet, habt ihr die Wahl zwischen Knast und dem Dienst an der Waffe. Als ihr verwundet werdet, bekommt ihr Urlaub und kehrt zurück in die alte Heimat – nach Empire Bay. Ihr trefft dort euren alten Kumpel Joe Barbaro, der euch ein Attest beschafft, so dass ihr nicht zurück in den Krieg ziehen müsst. Außerdem stellt er euch der Familie Clemente vor, womit nun auch eure Mafia-Karriere beginnt.

Altes neu verpackt

In den ca. 16 Stunden, die man mit der Story beschäftigt ist, kommt auch mal schnell Langeweile auf. Die Story um Vito Scaletta ist lange nicht so packend wie die des Vorgängers. Keine Nebenmissionen und ewiges Autofahren zerstören nach und nach die schöne Atmosphäre des Spiels. Denn, soviel kann man sagen, optisch macht Mafia 2 einiges her! Empire Bay ist eine große, sehr detailreich gestaltete Stadt, die sich im Laufe des Spieles sogar  zeitlich weiterentwickelt. So findet man sich nach der trüben 40er Jahre-Optik eines Tages in den bunten 50zigern wieder.
Die Straßen und Bürgersteige sind sehr belebt. Die Soundkulisse ist beeindruckend. Eine der besten Synchronisierungen, die ich je gesehen/gehört habe. Besonders bei den filmreifen Zwischensequenzen kommt das sehr gut zum Tragen. Die Umgebungsgeräusche, sowie die Waffen- und die Fahrzeuggeräusche wurden sehr realistisch eingefangen. Und auch wenn man ab und an durch das viele Autofahren genervt ist, so hat man wenigstens Zeit, sich auf den drei Radiosendern die Musik der 40er und 50er anzuhören.
Und täglich grüßt das Telefon

Viele Missionen beginnen damit, dass ihr aufwacht durch das Klingeln eures Telefons. Die Gesprächspartner wechseln sich ab, aber der Grund ist eigentlich immer derselbe – Ihr habt einen Auftrag zu erledigen. Ihr geht zum Kühlschrank und stärkt euch mit einem Sandwich, Cola oder Bier, um eure Gesundheit aufzufrischen. Dann zieht ihr euch was an und ab geht’s mit dem Auto zum verabredeten Ort. Dass das Fahren einen großen Teil des Spieles einnimmt, betone ich dabei nochmals sehr gern. In einigen Missionen steht euch euer Kumpel Joe zur Seite, was oft praktisch ist. Er kann nicht drauf gehen und schafft auch mal ab und zu ein paar Typen aus dem Weg. Trotzdem solltet ihr euch immer in Acht nehmen, denn besonders in den härteren Schwierigkeitsgraden kann man mal ganz schnell eine Kugel zuviel einfangen. Wer aber schnell genug in Deckung geht, kann sich automatisch wieder regenerieren, was aber auch nicht mehr hilft, wenn man zu oft getroffen wird. Auch die Auswahl der Deckung sollte man bedenken, denn ein Holzzaun oder eine Steinsäule werden schnell mal zerschossen.
Deckung spielt aber auch woanders eine Rolle. Mafia 2 ist, was die ersten Missionen angeht, auch noch ein 50er Jahre Boxspiel. Das Kampfsystem ohne Waffen wurde überarbeitet und komplexer gestaltet. Aus der Deckung heraus einen Haken schlagen und dann eine Kombination auszuführen macht durchaus Spaß, kommt aber viel zu oft vor und wird deshalb während des Spielverlaufes immer öder – ja, wie das Autofahren!
 
Fazit

Mafia 2 von Take2 hat es nicht leicht, denn durch den großartigen Vorgänger, der zwar acht Jahre her ist aber unvergessen bleibt, stapeln sich die Erwartungen sehr hoch. Leider zu hoch, wie sich zeigt. Die Grafik und die Soundkulisse bringen einen in eine sehr real wirkende 50er Jahre Großstadt und die Filmsequenzen erinnern an einen guten Mafiafilm. Die flache Geschichte allerdings und der lineare Verlauf bremsen das Spiel ganz schön aus.
Nebenmissionen fernab von der eigentlichen Story und generell mehr Möglichkeiten, die tolle Umgebung zu nutzen, würden Mafia 2 sehr aufwerten. So ist Mafia 2 ein zu empfehlendes Open-World-Game, was aber im Vergleich zu dem Vorgänger nicht mithalten kann.