Mit dieser Leichtigkeit gleitet Murs auf "The Lick" locker, flockig zum Lebensmittelshoppen in den örtlichen Convenience Store und macht somit klar: Er ist auf Album Nummer 11 relaxter und selbstzufriedener denn je.
9th Wonder unterstreicht den alltäglichen Ausflug sowie die gesamte Fornever LP in gewohnt hoher Soundqualität, basierend auf den typisch, souligen Samples, so dass man als Hörer einfach erstmal Bock auf Sommer hat.
Im Fall von "The Lick" kommt der banale Vorgang der Lebensmittelbeschaffung so überzeugend, dass ich mich frage, warum ich heute selbst noch nicht, bekleidet mit Shorts und Badelatschen, meinen Weg in die Hallen des Konsums angetreten habe. Aber jetzt, wo der Califlavour wetterbedingt auch hier zu Lande aufkommt, steht dem ja nichts mehr im Wege.
Jeder weiß, ohne Authentizität ist im Hip Hop nicht viel zu holen. Wer das, was er da labert nicht selbst erlebt hat, der soll gefälligst die Fresse halten, lautet oft das Motto. Auf "Let me Talk" zeigt der Rapper aus Cali anstatt einen auf Gangstar aus der Hood zu machen, wie credibil er in Sachen Beziehungen ist. Er thematisiert auf sympathische Weise die häufig vorkommenden, geschlechtlich basierten Differenzen in einem Liebesbündnis. Wer es schon einmal mit einer streitsüchtigen Dame zu tun hatte, wird sich hier schnell wieder finden. "If we had more sex you wouldn´t be so stressed but you like to front like that time in a month.“ Unterstützung im Geschlechterkampf holt er sich an dieser Stelle von Sugar Free, der an seiner Story demonstriert, wie man die zickige "Bitch“ aus der Sicht eines P.I.M.P.s abfertigt "Wait a minute what? What did you say you gonna do to my Impala? I’ll jump out this car so fast and drop kick you in the medulla oblongata Okay I see you stupid just like your momma and them Yeah I said it And I was just as stupid as you for stayin‘ with you Cause I regret it So let me get in clean Cause the game don’t change…”
Somit schafft es der Track innerhalb von Viereinhalb Minuten auf stilvoll, ansprechende Weise eine Problematik einzukreisen, wofür ein hiesiger Mario Barth lockere sechs CDs, drei DVDs und einen Kinofilm mit steifen Anekdoten verbraucht hat.
Auf sechs von, wie auf den bisherigen Alben angelegten zehn Tracks fließt der 32 jährige Veganer "storytellend“ durch die verschiedensten Thematiken, wie es der etwas betagte Rapfan wohl zuletzt Anfang der 90er bei Slick Rick erlebt hat. Zu meiner Bedauerung lässt sich Murs auf dem dritten, von 9th Wonder begleiteten Album nur auf vier Songs in Soloaktion blicken, was trotz hochkarätigen Featuregästen wie Kurupt, dem besagten Sugar Free, Sick Jacken, Verbs und Uncle Chucc, zu wenig ist. Jedoch bildet dieses Westcoast- Ensemble eine gelungene Symbiose mit jedem einzelnen der unterhaltsamen Songkonzepte.
Lediglich mit "Asian Girl" machen sich das Neunte Wunder und auch Making Underground Raw Shit ein wenig lächerlich. Eine Hommage an heiße Asiatinnen kann man Leuten wie Ne-Yo oder Usher oder wie die ganzen RnBs heißen überlassen, aber so was muss nun wahrlich nicht mit auf ein sonst sehr gelungenes boombapiges Album gepackt werden.
Trotz des Labelwechsels der beiden zu SMC Records bleiben Plattencover, Layout und die besagte Laufzeit im Konzept der beiden Vorgänger. Murs schaltet wie beschrieben noch einen Gang höher und 9th Wonder traut sich auf "Live from Roscoe´s" oder "Westcoast Cinderella" stellenweise etwas Neues und verlässt die bisher typisch soulig, weiche Klangwelt und lehnt sich soundtechnisch teilweise rüber zur Westcoast.