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Nach unzähligen Mixtapes und Freetracks steht nun endlich das Debütalbum des Kanadiers Tory Lanez an. Der Gründer des Swavey-Movements gastierte derweil im Rahmen seiner Europa-Tour in Berlin. Wir haben uns mit dem „other guy from Toronto“ über ebenjenes Debüt, seinen Werdegang und die Vorzüge Europas unterhalten.
Was ist für dich der größte Unterschied zwischen der Arbeit an deinem Debütalbum und an deinen vorherigen Mixtapes?
Die Musik ist einfach sehr viel größer, sie ist zeitlos. Ehrlich gesagt glaube ich, dass es zur Zeit nichts gibt, was vergleichbar ist. Niemand kann diese Arbeit kopieren.
Wie bist du mit den Erwartungen an die Platte umgegangen?
Ich denke überhaupt nicht über Erwartungen nach. Ich denke nur daran, gute Musik für die Leute zu machen. Ich möchte, dass die Musik den Leuten ein Gefühl von Heilung gibt und dass sie etwas bekommen, was sie normalerweise nicht haben.
Du produzierst auch selbst. Machst du das dann im Alleingang, oder arbeitest du mit anderen Produzenten zusammen?
Ja, hin und wieder produziere ich komplett selbst, ohne andere Produzenten. Aber es gibt auch nur sehr wenige Beatmaker, mit denen ich arbeite. Dazu gehören Play Picasso und ein paar andere, die für das neue Album dazugekommen sind. Mit anderen arbeite ich nicht.
Kannst du den Sound des Albums musikalisch einordnen?
Ich kann es dir ehrlich gesagt nicht sagen. Es ist keines dieser Alben, bei denen man sagen kann: „Das klingt so oder das klingt so„. Es ist Musik für jeden und einfach ein großartiges Projekt.
Wie erklärst du dir den Umstand, dass zurzeit immer mehr Künstler aus Toronto mehr Aufmerksamkeit erlangen?
Ich glaube, wir werden alle jetzt erst so richtig wahrgenommen. Gerade schauen sehr viele Leute auf die Stadt und all die Talente, die sie hervorbringt. Ironischerweise machen wir gerade alle gleichzeitig Musik – sehr gute Musik.
Wie findest du die Zeit dafür, so viel Musik zu machen und zu veröffentlichen?
Das ist alles sehr mühelos geworden, es fällt mir einfach sehr leicht. Es kommt einfach so viel Musik aus mir heraus, ich muss sie einfach loswerden. Wer von euch nicht weiß, was die „Fargo Series“ ist: Es ist eine Serie, bei der ich freitags Musik oder anderen Content veröffentliche. Das ganze zieht sich vom Groundhogs Day (2. Februar) bis in den Herbst.
Du spielst gerade eine Solo-Tour in Europa. Kurz darauf geht es mit A$AP Ferg auf US-Tour. Findest du eigentlich Zeit, das alles zu verarbeiten?
Nein, nicht wirklich. Aber ich denke auch nicht, dass ich bekannt bin.
Wieso nicht?
Weil es mein Ziel ist, der größte Musiker der ganzen Welt zu sein.
Und wann ist es soweit?
Ich glaube, dass wird nicht so lange dauern. Zumindest wird es bei mir nicht so lange dauern, wie es das bei anderen Leuten vielleicht getan hätte.
Als Teenager hast du mehrere Jahre obdachlos verbracht. Ist es schwierig für dich, trotz des heutigen Erfolgs demütig und dankbar zu bleiben?
Nein, das fällt mir überhaupt nicht schwer. Wenn man in seinem Leben durch bestimmte Phasen gehen muss, lehrt einen das Demut und Dankbarkeit. Außerdem führt es dazu, dass du die Leute einfach ein Stück weit besser verstehst. Man geht nicht davon aus, dass irgendetwas für immer ist, da man am eigenen Leib erfahren hat, dass sich vieles verändern kann. Diese Erfahrungen inspirieren meine Musik bis heute, da sie mir einiges zu erzählen geben.
Du hast nicht nur in Toronto, sondern auch in Atlanta, Miami und New York City gelebt. Was haben dich diese Städte gelehrt?
Sie haben mir vor allem Kultur beigebracht. Ich habe ein Verständnis für unterschiedliche Sounds bekommen und weiß nun, was die Leute in verschiedenen Städten zum tanzen bringt.
Was ist für dich der größte Unterschied zwischen dem Publikum in Europa und dem in den USA und Kanada?
Europa ist anders. Die Leute hier wissen Musik und vieles anderes mehr zu schätzen. Sie lieben die Shows, sie lieben einfach alles. Mir gefällt das, weil die Leute hier Musik genauso wertschätzen, wie ich das auch tue. In Amerika ist das eher… (überlegt). Die Leute dort sind oft zu cool, weißt du was ich meine? Die müssen dich schon richtig gerne mögen, damit sie dich überhaupt feiern. In Europa ist das nicht so. Wenn die Leute dort etwas gut finden, müssen sie nicht noch erst den Künstler persönlich mögen. Sie feiern einfach die Musik und sind zufrieden.