Hudson Mohawke – Butter

Stellt Euch bitte eine Welt vor, in der nicht der blöde Michael Bay "Transformers 2“ gedreht hätte, sondern ein schizophrener vierjähriger Nachkomme von Hieronymus Bosch. Statt einem Haufen langweiliger Blechspießer sind die, mit einem Budget von hunderten Millionen Dollars zum Leben erweckten Riesenroboter in dieser Version vollkommen unberechenbare Psychopathen, die sich per Bauchklatscher in Metropolen fallen lassen, Himbeereis auf die Rocky Mountains kotzen und Sex mit Ölbohrplattformen haben. Der Soundtrack zu diesem Film hieße "Butter“.

Ist "Butter“ wirklich so großartig und so verrückt? Ist das nicht alles nur ein Hype, ausgelöst durch einen Haufen Musikjournalisten, die ständig voneinander abschreiben, Hudson Mohawke sei der neue Aphex Twin und außerdem die Zukunft des HipHop? – Nö. Ist wirklich großartig und verrückt. Ob das jetzt was mit Aphex Twin oder der Zukunft zu tun hat, kann ich nicht so genau sagen, aber jedenfalls ist "Butter“ in diesem Jahr das einzige Album, das was mit HipHop zu tun hat und mir trotzdem gefällt.

Und 2009 muss wirklich so einiges passieren, damit HipHop mich noch einmal begeistert. Dabei sollte ich zur Klarstellung vielleicht kurz erwähnen, dass Hudson Mohawke natürlich nicht wirklich HipHop macht, sondern… äh… ja, und so weiter. Manche Leute kleben da hässliche Genrebezeichnungen wie Glitch Hop oder so drauf, aber die gefallen Hudson Mohawke selbst angeblich ebenfalls nicht so gut. Ist ja auch egal, wie das heißt, sicher ist, dass HipHop ein wichtiger Einfluss für Hudson Mohawke ist. Andere wichtige Einflüsse sind wahrscheinlich Dubstep, Fusion Jazz, zuckerhaltige Getränke in Bonbonfarben und Videospiele.

Aber zurück dazu, was hier passiert und mir zu meiner Begeisterung verhilft und damit auch zurück zu meinem "Transformers 2“ Vergleich.
Auf "Butter“ knallt und funkelt es wie in einem Blockbuster: Explosionen, Verfolgungsjagden mit sündhaft teuren Sportwagen, perfekt gestylte Luxuskörper. Aber statt einem aus Klischees zusammen gezimmerten Standardplot gibt es wilde Twists, unerwartete Schnitte, nicht nachvollziehbare Dialoge, bizarre Charaktere – alles klar? Um das ein bisschen konkreter auf die Musik zu beziehen: Hudson Mohawke nimmt Sounds, die auch in modernen HipHop und R’n’B Stücken funktionieren, und schüttet sie in exzentrischste Strukturen. Oder er nimmt Sounds, die in die Drogenphantasien eines Teilchenbeschleunigers passen würden, und setzt sie auf einigermaßen normale HipHop-Beats. Oder er macht beides gleichzeitig und frittiert sich dabei ein Snickers. Das Ergebnis klingt manchmal nach potentiellen Hits (z. B. bei "FUSE“), manchmal auch sehr versponnen (wie z. B. beim direkt auf "FUSE“ folgenden "Star Crackout“), aber immer hervorragend.

Ich weiß nicht, wie die Zukunft von HipHop aussieht, aber ich finde, die Gegenwart von HipHop sollte so klingen. Jetzt fehlt nur noch ein Vokalist, der in der Lage ist, am Mikrophon ähnlich Großes zu leisten wie Hudson Mohawke an seinen Geräten. Nichts gegen die auf "Butter“ vertretenen Olivier Daysoul und Dam-Funk, aber die schaffen das noch nicht so ganz. Was aber "Butter“ nichts von seiner Großartigkeit nimmt. Kauft Euch alle dieses Album, huldigt Hudson Mohawke und baut sein junges Ego durch Eure Bewunderung in unendliche Höhen auf.

Ach ja, zum Schluss möchte ich noch eins loswerden: "Rising 5“ hat das most satisfying Drumset seit… immer.