Diese Südstaaten-20 Hi-Hats/Sek.-Trap-Music ist eigentlich nicht meine Baustelle, nicht mein Ding. Ist ja ein Lebensgefühl, ein Movement wie man auf neu-neu-Deutsch zu sagen pflegt. Und deren Lifestyle ist einfach für einen Berliner nicht so richtig nachzufühlen.
Aber Young Jeezy als Person? – Faszinierend wie Crime-Dokus oder die Smack DVDs.
Auf der einen Seite der Snowman mit Knastaufenthalten, Waffenbesitz und Verstrickungen in die Black Mafia Family und ihren Nordamerikaweiten Kokainhandel.
Auf der Anderen der Künstler, The People’s Voice und sein Engagement für den kleinen Mann von der Straße. Ob nun Voters-Registration-Event, Bücher und Kleidung für die Kids oder einfach den Schlüssel seines Hauses in New Orleans für die obdachlosen Opfer des Hurrikans. Der Mann ist motiviert – let’s get it!
Nun also das zeitgemäß betitelte “The Recession“ von Jay Jenkins aus Atlanta. Und was inhaltlich auch dieses dritte Soloalbum ausmacht ist die eingangs erwähnte Mischung aus Gangster und Gutmensch. Hier Thug Stories, Drohungen und ein testosterongeschwängertes, alles überschattendes Ego (z.B. “Hustlaz Ambition“). Dort der Motivator, der Selfmade Millionaire und ja, neuerdings auch der Politikinteressierte – man checke “My President“ mit Nas out. Ein Hoffnung versprühender Track, auf dem Nas und Jeezy ihre Erwartungen an Barack Obama formulieren: ”Gotta stay true to who you are and where you came from/Cause at the top will be the same place you hang from” (Nas) –“See I motivate the thugs right/you motivate us, homie” (Young Jeezy).
Klar, lyrisch und inhaltlich battlet Queensbridge hier ATL, aber ein Rapper wollte Jeezy ja auch nie sein. Wengleich ich mir streckenweise auf dem Album mehr Tiefe, Technik und Abwechslung in den Raps wünschen würde. Man kann halt manchmal auch nicht nur mit Ausstrahlung überzeugen.
Und zu wünschen wäre auch mehr Abwechslung in den Instrumentals. Die kommen von talentierten Jungs wie Dj Toomp, Shawty Redd, Jazze Pha oder Drumma Boy. Ich persönlich feiere “Circulate“, weil hier vom Producer Don Cannon mal etwas ganz anderes gemacht wird.
Gerade in der ersten Hälfte von “The Recession“ sind die Beats sehr pompös überladen und unterscheiden sich zu wenig. “Circulate“ mit dem beliebten Billy Paul-Soulsample (“Let The Dollar Circulate“) wirkt dagegen sehr reduziert und vor allem erfrischend. Originell? Nein, das ist es nicht, nein. Aber es bringt Abwechslung, Baby. Trotzdem eignen sich diese schleppenden Südstaatenbeats vorzüglich um dazu im Nissan meiner Mama böse guckend langsam durch die Straßen zu rollen und sich zu fühlen, als hätte man ein paar Kilo Koks im Kofferraum. Und ich fühle ihn doch, den Lifestyle.
Um es einfach auszudrücken, das Ganze geht schon klar. Jeezy bleibt Jeezy bleibt faszinierende Persönlichkeit. Wer ihn kennt, kennt auch dieses Album oder kann sich zumindest im Groben vorstellen, was hier passiert. Wirkliche Ausfälle fallen nicht auf, einzig “Everything“ (feat. Anthony Hamilton und Lil Boosie) und “Takin It There“ (feat. Trey Songz) hätte man aufgrund ihrer hart käsigen Gesangslines in den Papierkorb verschieben können.
Und nach achtzehn Tracks reichts dann auch mit Südstaaten-Feeling, mehr Tracks wie das oben erwähnte “Circulate“ hätten dem Album, um es aufzulockern sicherlich gut getan. Es wirkt halt immer alles ein bisschen zu bombastisch. Darauf dann Jeezys –yeeah, Jeezys– Millionen –whaaat? Millions!– Adlibs –yeeeah, let’s do some more!-, vermutlich überhört –no! noo!– man “The Recession“ –yeeah– sehr schnell –never, no!-. Ich verabschiede –I am out of this bitch, boooy– mich mit einem freundlichen: Let’s get it! –Let’s get it!-