Es gibt diese großen Paare des Musikbusiness: Max Herre und Joy Denalane, Dieter Bohlen und Thomas Anders, Marianne und Michael… Spätestens nach diesem Mixtape sollten die Herren Markus Winter und Bartosz Nikodemski aus Stuttgart ebenfalls dazugezählt werden. Wer es schafft, von vorne bis hinten ein derart stimmiges und nahezu Schwachstellen freies Mixtape abzuliefern, das sowohl durch wahnwitzige bis schlichtweg geisteskranke, als auch gesellschaftskritische und nachdenklich stimmende Texte besticht, darf sich definitiv als Teil der aktuellen Innovations-Elite Rapdeutschlands bezeichnen.
Gleich der erste Song "Heiliges Kanonenrohr“ fräst sich mit eingängigem Refrain in den Gehörgang, exemplarisch zeigt sich schon hier, was den Charme des gesamten Mixtapes ausmacht: abgedrehte Lines, die auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn tanzen und manchmal auch runterfallen, sowie das perfekte stimmliche Zusammenspiel der beiden Akteure. Es kommt nicht oft vor, dass ich Musik hörend in der U-Bahn sitze und plötzlich lachen muss, bei "Im Traum“ war es dann aber soweit. „Da steht Gwyneth Paltrow, hebt ihr weißes Kleid hoch und sagt ‚Hier unten bist du sicher vor dem Alligator!’. Ich schlag auf meine rot-weiß lackierte Blechtrommel, wie man es mir befohlen hat, falls ich mal schlecht träume.“ – man kann es nur wunderbar oder abgrundtief nervig finden, erfrischend abstrus ist es in jedem Fall. Den geneigten Hörer erwartet jedoch nicht nur „Rap-Up Comedy“ wie bei "Atem Gottes“, "Rap Getan?“ („Was geht mit euuuuch? Alle MCees sind heterosexuell in Deutschland“) und dem an die Szene gerichteten „Disstrack“ "Das Nächstbeste Nach Stille“. Überraschend selbst reflektierend und sozialkritisch, dabei aber zu keiner Zeit ausgelutscht oder oberflächlich, setzen sich die beiden Stuttgarter mit den Problemen ihrer Generation auseinander ("Dreamer“, "Plastiktüte Im Wind“) und beweisen bei "Die Möglichkeit Einer Insel“, dass Humor bei entsprechendem ernsten Hintergrund auch weh tun kann.
Alles in Allem ein facettenreiches wie faszinierendes Mixtape von einem der unterhaltsamsten Rap-Duos zurzeit. Einziger Haken: hierbei handelt es sich um eine limitierte Tour-Edition. Das heißt, wer die CD nicht bei einem der Live-Termine abgreifen konnte hat Pech gehabt. Eigentlich. Eventuell lassen sich aber die Chimperator-Jungens erweichen, wenn ihr ihnen eine fünfseitige Email schreibt. Oder drei. Ansonsten würde man ein wunderbares Stück Musik verpassen und, um Maeckes und Plan B in diesem Zusammenhang zu zitieren: „Wer runterläd ist ein Spast.“