Harter Rap und Soulmusik. Wer hat das eigentlich zum letzten Mal gemacht? So richtig möchte mir niemand einfallen, und auch nach mehrmaligem Hören muss ich sagen, dass diese Mischung aus offensiven Seelenstrips und derbe punchenden Battles wirklich einen erstaunten Eindruck auf mich hinterlässt. Die aus Engelskirchen/Köln/Düsseldorf stammende Crew Inflabluntahz erfindet die Melancholie nicht neu und auch das Battlen nicht, aber in dieser Kombination wird „Director’s Cut“ zu einer enorm druckvollen 77-minütigen Bombe, die selbst in ruhigen, nachdenklichen Momenten nie an Kraft verliert.
Die beiden Crewmitglieder, der Rapper Franksta und der Produzent Nicoist, ergänzen sich auf dieser Platte wirklich erstklassig, denn in den Instrumentalen, die größtenteils von Nicoist geschraubt wurden, treffen regelmäßig harte Drums auf sanfte Atmosphären und erzeugen den notwendigen melancholischen Grundton auf dem Franksta seine wütend aggressiven, aber auch liebevollen und versöhnlichen Salven abfeuern kann.
Besonders lobenswert zu erwähnen ist, dass Triplereime fast der Standard auf diesem Album sind und sich Franksta auch bis zu fünf- und sechssilbigen Reimen aufschaukelt. Sein Flow ist sehr variabel und er ergänzt sich auch mit all seinen lyrischen Gästen, wie Donato, Nazz ’n Tide, Nemo Nemesis, Mnemonic, Headzwerk, Sinuhe, Jintanino, Sokom, Lunafrow und Cynthia, die die gebührende Abwechslung in die 22 Anspielstationen bringen. Ein weiterer absoluter Hochgenuss sind die enorm vielen Vocalscratches die ebenfalls Franksta beigesteuert hat und das Herz jedes Diggers höher schlagen lassen. Das hab ich so routiniert und abwechslungsreich schon lange nicht mehr gehört im Deutschrap.
„Director’s Cut“ von den Inflabluntahz ist also ein wirklich zeitgemäßes Stück Rapmusik made in Germany ohne Ausfälle auf maximaler Spieldauer. Respekt. Und bitte in den folgenden Jahren noch mehr davon.