Das muss man sich mal vorstellen, erst trennen sich Gang Starr, was für den „wahren" HipHop-Fan eine mittelschwere Katastrophe darstellt, und dann kommt der gute Big Shug um die Ecke, fragt höflich „Who’s Hard?“ und deine „wahren“ Lieblingsrapper, oder zumindest deine „wahre“ Lieblingsrapgruppe, ist mehr oder weniger zurück – zumindest für einen Track.
Aber davon später mehr, zunächst sollte Big Shug all denen vorgestellt werden, die ihn noch nicht kennen. Wo fängt man da am Besten an? Wohl bei dem „Klassikertrack“, bei dem er mitwirkte, die Rede ist natürlich von „The Militia“. Seit jenem Track kennt man ihn aus dem Gangstarr-Umfeld an und heute ist er Teil der Gang Starr Foundation. Doch was geschah nach dem Track? Immer wieder hatte es Shug fast geschafft, aber schlussendlich fand er doch nie ein passendes Label, um sein Debütalbum zu droppen. Das ist schade für ihn, aber gut für die dürstende Hörerschaft. Denn so veröffentlicht er eben erst jetzt sein Debütalbum und was sich beim ersten kurzen Blick auf die Trackliste zeigt, ist schon herausragend. 9 der 20 Tracks wurden von Primo höchst persönlich produziert, bei drei weiteren konnte Alchemist gewonnen werden. Wer jetzt noch nicht weiß, wie sich Big Shugs Album wohl anhört, dem sei verraten: Musik, die nach 50 Cent klingt, gibt’s auf den Klingeltonsendern, aber nicht auf diesem Album.
Wie ich es vorher schon angedeutet habe, sind Tracks wie „Tha Way It Iz“, „On The Record“, „Bang Em Down“ oder „Do Ya“ großartig produziert. Shug zerlegt einfach mal alles, was sich in seinen Weg stellt. Außerdem ist da ja noch ein Track namens „Counter Punch“ natürlich von DJ Premier produziert, aber wen hört man denn da an der Seite von Shug? Den sehr gut aufgelegten Guru! Dieses Feature allein ist es wert, die Platte mal zu hören. Ebenso gelungen finde ich das Feature mit Bumpy Knuckles und auch Singapore Cane und T-Wes sind in meinen Ohren gute MCs.
Bei all dem Lob für die Features, Primo Beats und Rapskills von Shug, gibt es aber auch negative Punkte. Zum einen sind die Beats der eher unbekannten Produzenten langweilig und machen den Eindruck, lediglich als Füllmaterial bis zum nächsten Premier– oder Alchemist Beat zu fungieren. Dann wäre es schon wünschenswert gewesen, wenn Big Shug mit einer größeren Themenvielfalt aufgewartet hätte. So geht es in den Tracks dann vorwiegend um Sachen wie: Ich bin real und du nicht, ich bin stark und du schwach, ich bin gefährlich und du nicht, außerdem bin ich schon seit langer Zeit im Game und bin und bleibe der, der alle Pseudos vernichtet. Ach ja, und dann ist Shug auch noch der Härteste in seinem Block. Man kann sich ausmalen, in welche Richtung das geht.
Das ist auf Dauer etwas eintönig, und die ein oder andere gute Textidee hätte Shug’s Album sicher gut getan. Aber für ihn beginnt die Welt wohl beim MC, um schon wieder beim DJ zu enden. So praktiziert er dementsprechen straighten, trockenen Sprechgesang. Sonstigen Gimmicks sucht man da vergebens.
Trotz dieser inhaltlichen Schwäche hat dieses Album Substanz und es ist klar, dass Leute wie Shug eine völlig andere Seite der amerikanischen Raplandschaft repräsentieren, als es etwa die G-Unit tut. Das ist irgendwie schön und ist ein erfreulicher Aspekt, der der Rapszene nicht schaden kann. Außerdem hat dieser Mann definitiv seine "Dues gepayt". So, now you know “Who’s hard“. Don’t ya?