Falls es einigen Leuten entgangen sein sollte, so zählt der DJ doch seit jeher als Erfinder des HipHop. Leute wie DJ Kool Herc, Africa Bambaataa und Grandmaster Flash schufen mit ihren eigenwilligen Mixtechniken ein neues Soundgewand, welches sich Ende der 70er in kein Genre einordnen wollte. Einige Jahre später kristallisierte sich neben dem DJ eine Subkultur heraus, welche man mit dem Begriff „Turntablism“ benannte. Die Anhänger dieses Kults setzen weniger auf Mixtechniken sondern eher auf Eigeninterpretationen mit Hilfe ihrer 1210er und ihren Mixern. Mit ihrem Repertoire an Beatjugglings, Scratches und sonstigen ausgefeilten Techniken wissen sie stets einen eigenständigen Sound zu kreieren.
Neben Größen wie DJ Q-Bert, Mixmaster Mike und den X-ecutioners gibt es auch hierzulande Heroen auf diesem Gebiet. Neben den momentan omnipräsenten Lordz of Fitness, DJ Hype und Katmando gibt es da noch die Herren von Noisy Stylus, die auf eine riesen Erfolgstafel in den Bereichen DMC und ITF blicken können. Die vier DJs Tobeyer, Tre Styles, Dynamike und Adlib sorgen schon seit geraumer Zeit auf verschiedenen Festivals und Turntablism-Meisterschaften für Erstaunen unter den Zuhörern / -sehern. Mit ihrer Interpretation des Eurythmics-Klassikers „Sweet Dreams“ ernteten sie schon des Öfteren tosenden Beifall. Auch die musikalische Untermalung zu „Superstar“, auf dem sie Olli Banjo featureten war nicht von schlechten Eltern und somit dachten sich die Vier, sie sollten mal ein Album aufnehmen … oder besser gesagt : einscratchen.
Das sowas nicht unbedingt so konfus klingen muss wie DJ Q-Bert’s „Wave Twisters“ hat D-Styles schon unter Beweis gestellt. Die Noisy Stylus jedoch stellen D-Styles Interpretation mit ihrem Werk ein wenig in den Schatten. Was den Zuhörer hier erwartet, ist kein Scratch-Massaker oder dergleichen. Hier wird eindeutig großer Wert auf Musikalität gelegt. So reihen sich Beatjugglings neben selbst eingecutteten Instrumenten, gefolgt von sanften Craps und Chirps. Dieses Album besticht weiterhin durch die Bandbreite an Musik, die hier aufgeboten wird. Neben HipHop („Stand Back“), Jazz („Late Train“), Funk („Music Sucks“) werden auch Elektroklänge („Stick’em Up“) und Rock („Battle Mentality“) frei interpretiert.
Auch der Überraschungseffekt zeichnet sich besonders aus, speziell bei „Music Sucks“ und „Battle Mentality“, wo gegen Ende ein Tempowechsel vorgenommen wird, und bei „Summertime“, welches in der Mitte mit einem sehr tanzbaren Latinvibe daherkommt. Für die Surfer unter den Zuhörern gibt’s dann auch eine faszinierende Darbietung einer Ukulele auf „Surfin Hawaii“.
Das Q-Bert’s „Wave Twisters“ jedoch auch nicht ganz spurlos an den Noisy Stylus vorbei gezogen ist, beweisen sie mit dem futuristischen „Spaceship Explorers“. Der Track „Broccoli Wars“ dürfte fleißigen Diggern schon etwas länger durch die Gehörgänge spucken, wurde er doch schon 2003 releast, hat aber seither nichts von seiner Freshness verloren.
Mit „Table Manners“ haben die Noisy Stylus einen enormen Schritt für die Etablierung des Turntablism getan und werden sicherlich nicht durch ihre übermässigen Scratch-Attacken in Erinnerung bleiben, sondern eher wegen ihrer Kreativität und Musikalität. Bleibt abzuwarten, ob man das Album Live als Set mal erleben kann.