Phenomden – Fang Ah

Vielleicht bin ich mit dem Gefühl anfänglicher Skepsis nicht ganz alleine. Vielleicht ist es auch nur ein Vorurteil gegenüber etwas Neuem, etwas Unbekanntem. Aber eines ist sicher: Alles unbegründet! Man mag zu lokalem Mundart–Reggae stehen wie man will, aber eines muss man dem Schweizer Pionier Singjay Phenomden (was übrigens so viel heiß wie: der phänomenale Dennis) mitsamt seinem Debütalbum zugestehen: Er hat den Vibe, und er ist authentisch! Noch vor nicht allzu langer Zeit konnte sich auch kaum einer Reggae oder Dancehall auf Deutsch vorstellen, heute rotiert, beispielsweise Nosliw, auf MTV. So war es eigentlich nur eine Frage der Zeit und Konsequenz bis sich auch einmal jemand unserer Schoki und Käse gewöhnten Nachbarn hinter´s Mic schwingt, um uns in seiner Muttersprache und über Off Beats von Liebe, Schmerz, Party, Politik und Zeitgeist zu berichten. Ein 100prozentiger Newcomer ist Phenomden allerdings nicht, mit seiner Erstveröffentlichung „Cha Nüt Defür“, einem irgendwie positiven Herzschmerz–Tune auf den populären Bonx It–Riddim der Züricher Ganglords, schaffte es der unscheinbar wirkende Schweizer die lokalen Dances zu rocken, als auch auf den Nation-Music-Sampler, die Dancehall-Fieber-Compilation und in die FM4-Airplay-Charts! Der Track findet sich auch auf dem Album „Fang Ah“ und ist gleichzeitig einer der stärksten Tunes! Guter Riddim, guter Flow! Wobei wir gleich beim Thema wären:
Phenomden zeigt sich auf seinem Debüt als facettenreicher Künstler, der kein Blatt vor den Mund nimmt und uns so auch einige Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Bei dem Lovesong „Jetz Isch Ziit“ beispielsweise, schildert der Züricher seine Zuneigung zu einer „hübschen und au no gschiidn“ Unbekannten. Der Tune kommt auf den Crystal Woman-Riddim von Teka (Rootdown) und ist ebenfalls einer der Top-Songs des Albums, nicht zuletzt auch weil sich Richie Senior a.k.a. Dr. Ring Ding an der Posaune die Ehre gibt. Doch Phenomden kann auch anders. In „Numme Drum“ zieht er auf Pow Pow’s Blaze-Riddim gegen Babylon in die Schlacht – „es füür muess bränne und de wickedman ränne, ja..“! Ebenfalls als gelungen lassen sich, „Wänn Lärnemer“ (auf dem The Truth-Riddim von Kingstone) und „Wiedike“ eine Hommage an Den’s Heimat bezeichnen. Der neu aufbereitete Riddim von den Hamburgern Silly Walks legt sich gekonnt unter die Liebeserklärung an das Schweizer Quartier.Doch natürlich haben nicht nur deutsche Produzenten Hand an „Fang Ah“ gelegt. Die Tracks „Gfange“ (welcher übrigens auch auf die zuvor erschiene 2Track- Single „Gueti Musig“ gepresst wurde) und „Energia“ (sehr energiereiche Kollabo mit dem Süditaliener Don Rico vom Sudsoundsystem) wurden von den Baselern Scrucialists produziert.Außerdem nicht unerwähnt bleiben sollten die Titel „Dschungel“ und „Sunshine“ (beide von den Phenomden nahestehenden Zürichern der Townnet Crew produziert), in denen der Ex–Basser mal wieder selber in die Saiten greift. Der Titel-Tune „Fang Ah“ kommt dann wieder aus dem hohen Norden (zumindest aus Schwiizer Perpektive), genauer aus Hamburg. Bei dem Aufruf zu mehr Individualität und kritischem Hinterfragen saßen die Hamburger Jungs von Uptone an den Reglern.Abschließend bleib festzuhalten, dass „Fang Ah“ ein erstaunlich rundes, vielseitiges Debüt-Album ist, das auch die Reggae-Fans begeistern wird, die die Schweiz bisher nur von Ricola, Lind, oder vom Boarden kannten. Da kommt sicher noch mehr. Und das ist gut so! Grüezi!