Gut zehn Jahre sind ins Land gegangen, seit ein junger, hungriger MC aus ?Queensbridge? NYC das Rap-Game aufmischte. Nasty NAS schuf mit seinem Debütwerk ?Illmatic? gleich einen HipHop Klassiker, der eine ganze Generation beeinflusste.
Den Erfolg und den Fluch eines solchen Klassikers spürt NAS noch heute.Als großartiger MC, als ?Street Poet?, ist er immer unangefochten gewesen, aber er war immer ein wenig auf der Suche nach sich selbst, wurde von Nasty NAS zu NAS Escobar, setzte kurz die ?Jiggy-Mütze? auf, bevor er mit ?Stillmatic? den Weg zurück suchte und als ?God´s Son? wieder auf der Bildfläche erschien. Ein langer Weg liegt hinter ihm, und er scheint den Weg weiterzugehen, dieses Mal als ?Schüler der Straße?.
NAS geht viele Wege, doch immer seine eigenen. Das ist nicht selbstverständlich heutzutage, wo man sich schon vor den Trendkarren spannen lassen muss, um sicherzugehen, dass man ganz vorne landet in der Wertschöpfungskette HipHop.
NAS hat nie den einfachen, der Masse folgenden Weg bestritten und somit nicht den kommerziellen Erfolg gehabt, wie ihn so manch andere Kollegen hatten oder noch haben. Mit seinem neusten Werk ?Street´s Disciple? unterstreicht NAS seine Philosophie von HipHop. Er wird weiterhin sein Ding durchziehen und alle Trends überleben. Seine Fans wissen das zu schätzen.
Auf dem aktuellen Album geht es um HipHop, mit dem er aufwuchs, woraus er seine Kraft schöpft. Eine Hommage bzw. seine eigene Biographie von Rakim ?The God? zeigt den großen Respekt, den ?God´s Son?, wie sich NAS selber bezeichnet, für den legendären MC hat:?? At sixteen, son was watchin‘ him, mesmorized; Respect, not jockin‘ him, was so amazin‘, besides; He came on the stage with lasers in his eyes; Walk with me now.? Auch das nächste Kapitel hat NAS schon in Vorbereitung, so zumindest sagt er es am Ende dieses Songs. KRS wird der nächste sein.
?NAS is a rebel to America? samplet er sich selbst auf ?American Way?, wo er u.a. auch Bezug zum Wahlaufruf einiger Rapstars nimmt. Er bleibt seiner Meinung treu, keiner der Kandidaten würde sich auch nur ein bisschen um die wirklichen Probleme der kleinen Leute kümmern. NAS ruft seine Klunkertragenden Kollegen dazu auf, das Geld in die Communities zu tragen und selbst dafür zu sorgen, dass es den Armen besser geht. So etwas geschieht nicht von heute auf morgen und sicher nicht durch einen amerikanischen Präsidenten, so seine Ansicht.NAS legt viel Wert auf seine Lyrics, wie man es auch auf ?Illmatic? und auf den letzten beiden Alben hören kann.
Er hat auch seinen Vater Olu Dara mit eingebunden, nicht zuletzt auf der hervorragenden Single ?Bridging The Gap?, einer Verschmelzung von HipHop und Blues und eine Hommage an seinen Vater, oder wie NAS es ausdrückt: ?Bridging the gap from the blues, to jazz, to rap; The history of music on this track; Born in the game, discovered my father’s music; Like Prince searchin‘ through boxes of Purple Rain; But my Minneapolis was the bridge, home of the superkids; Some are well-known, some doin‘ bids; I mighta ended up on the wrong side of the tracks; If pops wouldn’t’ve pulled me back??
Nimmt man nur die ersten zwei Vinylscheiben (von vier) oder die erste der beiden CDs, dann wäre ?Street´s Disciple? sehr nahe dran an einem weiteren Klassiker. Auch wenn nicht alle Produktionen ? für die zumeist L.E.S. und Salaam Remi sowie Chucky Thompson verantwortlich sind – mit dem Level seiner Lyrics mithalten können, befinden sich auf der ersten Hälfte dieses Albums zwölf großartige Rap-Tracks.
Die Schwächen offenbaren sich dann in der zweiten Hälfte. Songs wie „Remember The Bitch“ oder „No One Else In The Room“ hätte er sich besser komplett schenken sollen, und auf „Me & You“ bemüht NAS sich zwar nach Kräften mit einer Art Singsang, aber es funktioniert nur bedingt. Die Absicht ist zwar ehrenhaft, einen Song für seine Tochter zu schreiben, aber muss der zwangsläufig so wie ein Kinderlied komponiert sein?
Viel mehr Schwächen mag ich aber nicht finden, vielleicht noch eine, der Track mit Busta ?Suicide Bounce? ist auch nur Durchschnitt, und es würde niemandem wehtun, wenn er gestrichen worden wäre.Aber trotz dieser kleinen Makel ist ?Street´s Disciple? eines der besten Alben dieses Jahres und auch eines der besten von NAS. Seit ?Stillmatic? hat er sich kontinuierlich dem Ziel, einen weiteren HipHop-Klassiker zu präsentieren, genähert. Es bleibt jedoch die Frage offen, ob es in der heutigen, von der Industrie bestimmten HipHop-Welt noch genügend Leute gibt, die das zu schätzen wissen. Aber das muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich ziehe mich wieder zurück die musikalische Welt von NAS und genieße dieses Werk.