Der 20-jährige Berliner Taichi aka Taijihad, Taiger, Tightchi, Taiwahn und Taiphoon bringt nun, fast ein Jahr nachdem er mit Michael Mic (ehemals BoogieMan) das Album „Schwerer Shit“ veröffentlicht hat, sein Solo-Album „Legende von Morgen“ über Krasscore Records raus. Der vielversprechende und selbstsichere Name des Albums ließ mich anfangs eher mit einer battle-lastigen Platte rechnen, doch da wird man schnell eines Besseren belehrt. Taichi beweist beispielsweise auf Tracks wie „Guten Tag“ und „Wesentlich“ eine inhaltliche Tiefe, die ich so nicht erwartet hatte. In den erwähnten Tracks zeigt er sich von seiner eher deepen Seite, die dem Hörer alltägliche Probleme aufzeigt, die für jeden leicht verständlich sind.Die beiden Tracks avoncieren gemeinsam mit „Körperpflege“ zu meinen Favoriten auf „Legende von Morgen“. Das Album ist thematisch sehr abwechslungsreich und hat in dieser Hinsicht eigentlich alles, was ein Berliner Rap-Album braucht. Leider besitzen die überwiegend von Jaime produzierten Beats etwas zu wenig Arrangement. Einige Gimmicks in den unterm Strich dennoch recht guten Beats wären hier sehr vorteilhaft für das Gesamtprodukt gewesen. Doch nicht nur Jaime bastelte die Beats für „Legende von Morgen“ zusammen, auch Taichis ehemaliger Rap- und Label-Partner (beide gründeten 2003 das Label „Mein Label“) Michael Mic bediente, in der von mir in früheren Reviews schon oft gelobten Manier, die MPC und den Synthesizer.
Wenn man das Album durchhört, fällt einem auf, dass der Flow, den Taichi an den Tag legt, zwar grundsätzlich gut ist, sich dann aber leider unverändert durch das gesamte Album zieht, was den Hörgenuss etwas einschränkt. So klingt etwa jede Hook für sich gesehen nett, ähnelt aber eben auch den meisten anderen, mit den drei- bis vier-stimmigen, zum Teil gesungenen, übereinander gelegten Spuren. Ein wenig Abwechslung hätte sicher gut getan, doch habe ich andererseits auch schon weitaus monotonere und ödere Rap-Alben gehört als „Legende von Morgen“. Taichi ist hier ein Werk gelungen, mit dem er durchaus zufrieden sein kann, und es wird bei vielen auf jeden Fall Begeisterung hervorrufen. Für jeden Berlin-Rap-Fan ist die Platte eine gute Investition.
Dass Taichi etwas vom Rappen versteht, und dass er mit seinen sechs Jahren an Erfahrung auch etwas zu erzählen hat, steht außer Frage. Dennoch macht ihn dieses Album in meinen Augen noch nicht zur lebenden Legende. Das Album ist zwar durchaus empfehlenswert, sicher aber noch kein Meilenstein des Deutschen Raps.