Im letzten Jahr wurde viel über den mechanisch-düsteren Produktionsstil von Def Jux Mastermind El-P gesprochen. Zumeist waren die Kritiken sehr positiv, und es hat sich eine feste Fanbase von HipHop-Heads entwickelt, die darauf abfahren.
Die Münchner Crew 88:Komaflash sind nicht die deutschen Ableger von Def Jux! Das wollte ich mit der Einleitung nicht sagen! Ich wollte damit nur darauf hinweisen, dass die Jungs bereits seit Jahren ihren ganz eigenen Weg gehen, der auch ganz gerne mal ein wenig düster und roh erscheint.
Auch die neue EP Eindringlicht, die ausschließlich auf Vinyl erscheint (500 Stück), ist ein Werk voller Soundexperimente, die immer ein wenig an die Stimmung im Filmklassiker Bladerunner erinnern.
Produziert wurden die Beats von Aqua Luminus III, der sehr komplexe Soundteppiche zusammengesetzt hat, voll mit mechanischen wie organischen Klängen. Dieses drückt sich mal in einer wütenden, aggressiven Atmosphäre aus (wie auf Prometheus) oder erzeugt durch den Einsatz von Streicher-Samples eine melancholische Grundstimmung (Emozwo).
Der DJ Devastateyaears ist für die richtige Auswahl und den Einsatz der Cuts zuständig, während Omega Takeshi der Mann der Worte ist.
Sein Rapstil liegt nahe am Spoken Word. Seine Texte sind nicht unbedingt leicht zu durchblicken, und er rappt ganz sicher nicht im klassischen HipHop-Jargon. Trotzdem hat man hier nicht das Gefühl, dass Takeshi sich die Worte mühsam erarbeitet hat und nur schwer wiedergeben kann. Seine Stimme hängt meist schwer und dominierend über den Beats, aber die Worte erschienen leicht und genau gewählt.
88 Komaflash haben sich ihr eigenes Universum geschaffen, das sicherlich nicht für jedermann leicht zugängig ist. Wer aber gerne ein wenig abstraktere, experimentellere Formen des HipHop ergründet, braucht nicht über den Teich in Richtung APC oder Anticon schauen, sondern sollte die Augen nach München oder in Richtung Hong Kong Recordings richten. Vielleicht auch ein Tipp für all die, die Fans von Doppelkopf sind und jetzt noch einen Schritt weiter gehen wollen. Schaut einfach mal in das Eindringlicht!