Fernab von Xterminator killt dieser Tage Sizzla mit seiner Neuveröffentlichung Rise To The Occasion. Ich spreche hierbei von killen, da sich die Geister diesbezüglich mächtig scheiden. Die einen singen Lobeshymnen auf eines der besten Sizzla-Alben ever. Die anderen wollen an dem für Don Corleon Records produzierten Werk kein gutes Haar lassen. Und tatsächlich klingt Rise to the Occasion etwas eigenwillig.
Erstmals legte Kalonji selbst Hand an. Für einen Großteil der Produktionen aber konnte Alliance-Main Man Donovan Benett gewonnen werden, dessen Handschrift mehr als deutlich zu erkennen ist. Der schickt, gleich zu Anfang, die ohnehin gelegentlich gebeutelt klingenden Sizzla-Voices durch den Filter. Generell scheinen Jamaikanische Produzenten just den so genannten Cher Effekt für sich entdeckt zu haben. Kaum ein Tune kommt mittlerweile ohne aus.
Überhaupt bietet Rise To The Occasion experimentelle Neuheiten in Sachen Riddimproduktionen. Wer hätte vor ein paar Jahren schon gedacht, dass uns Sizzla irgendwann mit Beats kommt, die man getrost in die Funk- und Jazz-Schublade packen darf. Was aber bei Nice & Lovely noch als softe, liebevolle Melodie interpretiert werden darf, wirkt bei Know Yourself und ebenso In The Mood, trotz humoristischer Lyrics, schon eher eigenartig.
Der wohl eindringlichste Titel auf Rise To The Occasion ist I Was Born. Das ist, was man kennt. Es wird, in Sizzla eigener Manier, gepredigt und protestiert, was das Zeug hält, unterlegt von schlichten Trommelklängen.
Wer den frühen Sizzla zu schätzen wusste, wird sich wohl eher an Songs wie All Is Well und Come On halten. Wer mit Don Corleone Produktionen liebäugelt, findet mit Hype einen Tune auf Vendettas Startschuss (Mad Ants). Mit These Are The Days befindet sich ein weiterer Riddimklassiker (Egyptian) auf Rise To The Occasion.
Abschließend gesagt, kann grundsätzlich an Experimentierfreude nichts auszusetzen sein, jedoch scheint der Grad zwischen Innovation und Kitsch dann doch ein ziemlich schmaler. Rise To The Occasion schießt vielleicht manchmal ein wenig über das Ziel hinaus. Trotzdem sollte es als wichtiger Meilenstein in Sizzlas Karriere gehandelt werden und im Musik-Archiv echter Kalonji Fans nicht fehlen.