Wir trafen den Halbblut-Cherokee nach der Show auf eine kurze viertel Stunde und danken Gott dafür, dass Amerikaner so unglaublich professionell sind, dass sie auch Überraschungsinterviews mit einem gewissen Charme durchstehen.
rap.de: Du bist jetzt zum zweiten mal in Deutschland. Wie geht es Dir damit?
Yelawolf: Ich mag Deutschland. Ich mochte Deutschland schon immer. Schon alleine die Graffitiszene hier. Ich bin mit ein paar Sprühern in Amerika groß geworden und die haben mir immer Bücher über die Deutsche Graffitiszene gezeigt, insofern weiß ich, dass Hip Hop hier schon ziemlich früh, ziemlich stark präsent war. Deshalb wollte ich schon immer mal rüberkommen plus natürlich die Deutsche Geschichte.
In Berlin standen wir vor einem Stück der Berliner Mauer. Das war schon ein großer Moment für mich und das Team. Das war awesome.
rap.de: Du interessierst Dich also wirklich für die Geschichte anderer Länder? Das ist für einen Amerikaner doch recht ungewöhnlich, oder? Ich stelle mir immer vor, wenn man einen typischen Amerikaner fragt, wie der Deutsche Bundeskanzler heißt, dann würde der "Hitler" sagen.
Yelawolf: Ich habe die Deutsche Geschichte jetzt nicht studiert, ich bin auch kein Gelehrter, was die Amerikanische Geschichte betrifft. Ich bin nicht halb so gut in Geschichte, wie ich es gerne wäre, aber ich komme gerne her, schaue es mir gerne an und lerne einfach gerne was darüber.
rap.de: Du hast gerade gesagt, dass Die die Deutsche Graffitiszene gut gefallen hat. Hast Du selbst auch gemalt?
Yelawolf: Ja, früher habe ich viel gesprüht. Ein paar illegale Sachen, aber in Gadsden, wo ich herkomme, gibt es ein riesiges legales Peace von mir, dass ich für die Stadt gemalt habe und eine Basketballhalle, die ich besprüht habe und noch ein paar andere Sachen.
rap.de: Das heißt, Du hattest eine richtige Hip Hop Erziehung?
Yelawolf: Ja. Ich meine, die richtige Hip Hop Kultur ist ja auch ein bisschen nerdig. Es ist ja nicht wirklich cool zu sagen, dass man ein echter Hip Hopper ist. Auf der anderen Seite kann das aber auch niemand richtig definieren. Niemand kann sagen, was echter Hip Hop ist und was nicht.
Dort, wo ich herkomme gibt es keine Backpacker und keine B-Boys. Da gab es keine Graffitiszene. Wir sind übers Skateboard-Fahren dazu gekommen. Wir haben Graffitis gemalt und dabei 3-6-Mafia gehört oder UGK. Wir haben das Südstaatenzeug gehört und darauf dann Breakdance getanzt. Wir waren ja im Süden und insofern haben wir den ganzen Hip Hop Style für uns neu definiert.
Ich hatte ein paar Skateboard-Videos aus denen ich eine ganze Menge über Eastcoast und Westcoast Hip Hop gelernt habe. Durch Skateboardvideos und Mixtapes habe ich von den ganzen unterschiedlichen Szenen erfahren. Midwest, Texas, Florida.
rap.de: Hat Dir diese Abgeschiedenheit geholfen, Deinen ganz eigenen Stil zu entwickeln?
Yelawolf: Mann, ich lerne ja jeden Tag was neues über mich. Ich weiß echt nicht, was ich morgen machen werde oder was ich bringen werde, solange bis ich es dann gebracht habe. Ich mache die ganze Zeit Platten, die ich noch nie vorher gemacht habe. Sachen, die ich noch nie vorher ausprobiert habe, Styles, die ich selbst noch gar nicht kenne. Ich lass einfach die Musik die Führung übernehmen. Die Musik zeigt mir den Weg zu meinem Stil.
Gerade letzte Woche, habe ich Sachen aufgenommen, die haben einen Sound, den ich jahrelang nicht hinbekommen habe. Ich habe es zwar probiert, diesen Sound zu produzieren, aber erst jetzt hat es funktioniert. Eine Menge Leute sagen, dass sie Style hätten, aber dann rappen sie immer gleich. Ich habe wirklich verschiedene Stile und ich versuche einfach, dass sie zu den jeweiligen Platten passen.
rap.de: Wie produzierst Du Deine Musik. Hast Du konkrete Soundideen und versuchst das dann umzusetzen, oder läuft das komplett anders?
Yelawolf: Das ist immer unterschiedlich. Manchmal ist es ein 808 Break oder ein Schlagzeugsound, der mich interessiert, oder ein Klavier oder eine Gitarre. Manchmal ist es auch nur ein Wort oder ein Satz. Keine Platte entsteht auf die gleiche Art und Weise. Niemals. Ich habe keine zwei Platten auf die gleiche Art und Weise hergestellt. Niemals. Das lief immer unterschiedlich.
rap.de: Mit wie vielen Leuten arbeitest Du normalerweise zusammen, wenn Du Musik machst?
Yelawolf: Das ist auch unterschiedlich. Manchmal bin ich ganz alleine. Manchmal höre ich ein instrumental oder ich bekomme einen Beat per e-Mail und schreibe das komplette Lied alleine. Manchmal sind sechs oder sieben Leute im Raum. Da gibt es wirklich kein Geheimnis, kein Rezept. Ich mache, was sich gut anfühlt. Das ist alles.