Marc Reis

Sprachtot ist tot, es lebe Marc Reis. Dass sich im Leben des 28-Jährigen einiges getan hat in den letzten paar Jahren, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie tief allerdings die Veränderungen ihre Spuren in der Seele des Mannheimers eingegraben haben, dem gehen wir im rap.de-Interview nach. Es wurde eine längere Reise durch eine Vergangenheit mit Höhen und Tiefen. Ein Gespräch über Weiterentwicklung, Herkunft und Heimat. So komisch das klingen mag.     

rap.de: Am 04.03. erscheint Dein Album „Monolog“. Warum ist es ein Monolog?

Marc Reis: Na ja, ein Monolog ist ja nichts anderes als ein Selbstgespräch, sprich: Es ist nicht wirklich an jemanden direkt gerichtet.
Ich habe zwei Jahre lang keine Musik rausgebracht und deshalb ist es bei diesem Album so: Ich weiß gar nicht, wer eigentlich meine Hörerschaft ist. Ich werf mich selbst ins kalte Wasser und deshalb fand ich Monolog sehr passend.rap.de: Warum hast du zwei Jahre lang keine Musik mehr gemacht?

Marc Reis: Na ja, das hatte einmal rechtliche Gründe. Mir wurde mein Name genommen, das ist ja allgemein bekannt. Ich war als Sprachtot unterwegs und den Namen kann ich nicht mehr benutzen.
Zum zweiten: Ich bin von Mannheim nach Berlin gezogen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so trifft, meine Stadt zu verlassen und da braucht man eben ein bisschen Zeit, um wieder in die Gänge zu kommen und die Leute zu finden, die dich unterstützen wollen.
Es ist ja nicht so, dass ich nach Berlin gekommen bin und alle sagen: „Ach, Du bist es Marc. Komm in mein Studio, nimm bei mir auf!“ Das hat ein bisschen gedauert, hier Anschluss zu finden.

rap.de: Jetzt bist Du ja nicht Herbert Grönemeyer mit einer echten Karriere, der irgendwann beschließt nach London zu ziehen. Warum hast Du, zu einem eher wackeligen und diffusen Zustand Deiner Laufbahn beschlossen, die Stadt zu wechseln?

Marc Reis: Das ist so eine Flucht nach vorne. Also, ich habe einerseits einen Tapetenwechsel gebraucht und andererseits hatte ich Berlin schon zwei Jahre, bevor ich wirklich hergezogen bin, auf dem Schirm.
Ich bin der Meinung, alle Wege, was Musik betrifft, laufen hier ein bisschen zusammen und ich habe in meiner Stadt einfach nicht mehr das Fundament gesehen, dass ich da großartig was reißen kann und wollte dann einfach hierher.

rap.de: Was fasziniert einen eigentlich so sehr an Berlin?Marc Reis: Ich kann ja nur sagen, was mich an Berlin fasziniert. Es ist eine große Stadt, die sehr viel in mir verändert hat. Sie hat mich offener gemacht. Ich bin ja Mannheimer. Da, wo ich herkomme ist es auch geil und für mich war’s immer geil, bis ich dann mal länger in Berlin war.
Gerade wenn man HipHop macht. Ich habe das Gefühl, dass man gezwungen ist, hier produktiv zu sein oder man geht halt einfach unter und die Stadt schluckt dich. Das habe ich auch so ein bisschen gebraucht. Ich muss immer ein bisschen under pressure stehen, damit ich was mache. Es ging auch ein bisschen darum: Packst Du’s da, zwischen all den anderen, die es schon geschafft haben? Für mich ist Berlin einfach der Competition-Platz, der Platz, an dem man was tun kann, was Hip Hop betrifft.
Jetzt ist es allerdings auch wieder so, ich wohn jetzt schon anderthalb zwei Jahre hier: Ich bin auch gern wieder zu Hause, also bei meiner Familie. Einfach Ruhe. Nicht um drei Uhr nachts Polizei vor der Tür oder irgendwelche Demos.
Ein Punkt, der sich nämlich für mich hier ergeben hat war: Ich war nie so der familiäre Mensch, aber seit ich hier wohn, hab ich ein viel engeres Verhältnis zu meiner Familie. Ich hab durch den Wegzug schätzen gelernt, was ich zu Hause hab. Das ist für mich das Beste gewesen.
Außerdem ist es billiger hier. Seit ich hier wohne, esse ich Sushi, mein Kühlschrank ist voll, ich fahr Auto. Also für mich ist alles super hier.