Xavier Naidoo, Kool Savas und Freunde

Am letzten Wochenende nahm eine Vision Gestalt an, die von Xavier Naidoo und Kool Savas erdacht wurde und in dieser Größenordnung wohl noch nicht stattgefunden hat. Ein Festival der deutschen Black Music sollte es werden. Eine Künstlerkette mit Ausstrahlungskraft auf noch viel mehr Künstler und womöglich die ganze Gesellschaft.
Unter dem Motto "Wir beaten mehr", versammelten der Mannheimer Sänger und der Ex-Berliner Rapper die Besten der Besten zuerst in Hamburg und am Tag darauf in Berlin und die Massen strömten. Auch wir waren dabei und versuchen, den Abend in die passenden Worte zu kleiden, ansonsten gibt es aber auch noch jede Menge Bilder, die für sich sprechen.

"Wir beaten mehr –  Deutsche Einheit nach der Wende" von Marcel
 
Nachdem man eingangs berechtigt bezweifeln konnte, dass das Publikum tatsächlich ein künstlerübergreifendes Interesse an einer Veranstaltung wie "Wir Beaten Mehr" hat, wurde man am Veranstaltungsabend eines Besseren belehrt. In einer nahezu ausverkauften o2 World performten Rap-Größen wie Azad und Sido an der Seite von Popstars wie Adel Tawil ehe sich ein Kool Savas mit einem Xavier Naidoo verbündete, um zwei brandneue Songs vorzustellen.
 
 
Aus Sicht der Künstler und Veranstalter ist der Abend sicherlich als voller Erfolg zu werten. Für eingefleischte Hip Hop-Fans hingegen, die schon für einen Stehplatz 52 € locker machen mussten, könnte das Ganze einen bitteren Beigeschmack gehabt haben. Schließlich waren nahezu alle Rapper darauf bedacht, ihre poplastigsten Songs aus ihrem Fundus zu kramen, um eine Brücke zu Acts wie Cassandra Steen, J-Luv oder Joy Denalane zu bauen.
 
 
Andererseits könnte der Abend eben auch schlichtweg Sinnbild für eine natürliche Entwicklung der Rapkultur sein. Endgültig vorbei scheinen die Zeiten, in denen Anti-Establishmentgedanken gehegt wurden, Competition alles war und man generell eh viel zu cool war, um Hamburgern und Stuttgartern die Hände zu reichen.
 
 
Nein, deutscher Rap im Jahr 2011 ist genau da angekommen, wo er nach Verbannung von Künstlern wie den Fantastischen Vier oder Fettes Brot eigentlich nie mehr hinwollte: In der Popwelt. 
 
Da ein Adel Tawil aber, mit einem Song wie "Vom selben Stern" am Abend schon richtig anmerkte, dass wir ja irgendwie alle miteinander verbunden sind und aus der gleichen Ursuppe stammen, sollten wir unseren Hate im Keim ersticken und uns von nostalgischen "mit-euch-nicht-Gefühlen" distanzieren. 
 
Oder um diesen Abend mit einem Zitat von Kool Savas und Azad zu beschreiben: "Es gibt keine Competition, wir sind eins, Junge!"