Creme Fresh

München. Eine Stadt, die insbesondere bei Berlinern für abfälliges mit der Zunge schnalzen sorgt. Eine Stadt, die wie wohl keine andere in Deutschland für gutbetuchte Bussi-Gesellschaft und Studenten aus wohlhabendem Hause steht. Andererseits aber auch eine Stadt, aus der amüsanter, intelligenter Rap kommt und wir reden hier nicht von Blumentopf. Creme Fresh heißt die sympathische Crew, die für die Münchner Rap-Altmeister zwar schon mal als Toursupport fungierte, allerdings bereits mit ihrer beinahe Theater-haft wirkenden Bühnenshow klarstellte, dass man sich ihren Namen definitiv merken sollte. Nicht zuletzt sorgten sie auch mit ihren Auftritten bei der Feuer über Deutschland Reihe für reichlich Amusement in HipHop-Deutschland. Am 26. Februar erschien über das Independent Label Kopfhörer Recordings ihr mittlerweile drittes Studioalbum "Organisiertes Zerbrechen", an dem Keno, Fatoni und Bustla ganze zwei Jahre gearbeitet haben. 

Was genau in dieser Zeit alles passiert ist und wie man sich die Zusammenarbeit zwischen den drei jungen Männern überhaupt vorzustellen hat, haben uns Fatoni und Bustla in einem ausführlichen Interview erläutert. Die Beiden wagten sich nämlich aus der Süd-Metropole in die Hauptstadt und haben sich neben dem Gespräch mit uns auch in dunklen Kellern Friedrichshainer Freestylecyphers herumgetrieben. Warum sie von genau dieser Art von Veranstaltung so begeistert sind, sich innerhalb der Musikszene alles wiederholt und die Diskrepanz zwischen Raptexten und wahrem Leben nicht fake, sondern sogar wichtig und gut ist? In dem gut einstündigen Gespräch wurden all diese Fragen geklärt.


Fatoni
:
Wir waren gestern im Lauschangriff. Bei dieser Freestyle-Cypher. Das war cool, ich hab da auch gerappt. 
 
rap.de: Macht dir das richtig Spaß? Also ist das so der Flavour, den du magst?
 
Fatoni: Das ist schon geil manchmal. Vor allem so als Tourist in Berlin. Das letzte Mal, dass ich mich in München so gefühlt habe, ist schon echt fast acht, zehn Jahre her. Das ist wie so eine Zeitmaschine gewesen. Zurück in die 90er Jahre mäßig. Alle mit Rucksack im Kreis und so.
 
rap.de: Glaubt ihr, dass das wieder erstarken könnte? Du sagst, das ist Zeitreise und vielleicht ist es das ja auch, aber für manche von denen ist es ja total neu. 
 
Bustla: Ich glaube nicht, dass das mit wieder erstarken zu tun hat, sondern dass das damit zu tun hat, dass wenn so eine Kultur sich so aufbläst und dann wieder platzt. Was ja der Unterschied ist zu den Neunzigern, ist das Niveau. Technisch sind wir natürlich ganz woanders alle, aber da bleibt dann halt so dieser steady Kern übrig oder die Leute, die halt wirklich wie früher Bock auf die Sache haben, richtig mit Ambition dabei sind und auch so ein bisschen Rap-Nerds sind. Da geht es dann nicht darum, wie man das jemandem vermittelt, der gar nicht rappt. Man bleibt da unter sich. Das ist schon geil.
 
Fatoni: Also, ich glaube schon, dass so etwas wieder leben wird. Aber was sicher nicht passieren wird, beziehungsweise was ich mir nicht vorstellen kann ist, dass Leute aus so einem Kreis, mit so einer Attitüde, irgendwie kommerziell erfolgreich werden. Ich glaube, dass da Huss und Hodn schon das Maximum ist. Aber das zeigt ja auch, dass die Leute so was wollen. 
 
Bustla: Huss und Hodn haben halt ganz viele da abgeholt, wo sie stehen gelassen worden sind oder wo sie nicht erwartet haben, dass jetzt jemand mit der Untergrund-Attitüde kommt und trotzdem viele Leute damit erreicht. 
 
 
rap.de: Aber bei dem einen Gedanken wollte ich noch so ein bisschen einhaken. Du meintest, es bläst sich auf und platzt und fällt dann quasi wieder auf den harten Kern zurück. 
 
Bustla: Wobei wenn etwas platzt, dann gibt’s ja auch immer Teile, die fliegen ganz weit weg und machen dann etwas ganz anderes.
 
rap.de: Genau. Aber glaubst, du das schrumpft und bläst sich dann irgendwann wieder auf oder wird das vielleicht so etwas wie Punk. Das war ganz, ganz groß und dann platzt es und es bleibt dann zwar irgendwie so ein harter Kern übrig, aber es wird nie wieder so richtig groß.
 
Bustla: Ich glaube schon eher so. Allein schon, weil mit Punk das gleiche passiert ist. Und Punk war auch nicht das Erste, mit dem das passiert ist. 

rap.de: HipHop ist aber beträchtlich älter als Punk und hat einfach diese Auf- und Ab-Bewegung schon ein paar Mal durchgemacht.

 
Bustla: Aber das ist ja auch nicht für mich HipHop. Das ist ja ein Teil davon. Also das ist halt dieses "großer Rucksack, Freestyle, Cypher“ – Ding halt. Das ist auch HipHop, aber HipHop ist ja der Überbegriff und das nur ein Teil davon. Und deswegen: Was du sagst kann natürlich sein, dass sich das immer öfter mal aufbläst und wieder zusammen geht, so atmungsmäßig, aber ich glaube, man kann es auch nicht mit Punk vergleichen, weil Hip-Hop jetzt einfach schon viel, viel länger, viel größer ist. Also das was wir gerade beschreiben, das gibt es zwar, aber HipHop ist ja trotzdem immer noch riesengroß, weltweit und hier auch. Das ist zwar ein HipHop, der mit dem jetzt nichts zu tun hat was wir gerade beschrieben haben, aber ist trotzdem irgendwie HipHop. Rede ich Schwachsinn?
 
 
rap.de: Nee. Aber eigentlich ist das doch schön und faszierend, dass man auf der einen Seite so einen richtig krassen Mainstream hat und auf der anderen Seite aber eben auch immer noch in so einen Keller gehen kann und mitmachen kann.
 
Bustla: Was ich faszinierend fand war diese Kombination aus diesem total abgefucktem Keller und dem Niveau, auf dem das dann stattgefunden hat. Und mit Niveau meine ich jetzt nicht das, das man misst an "Wer ist irgendwo weiter vorne“ und "Wer hat die krassesten Produktionen“, sondern einfach nur so von der Weitfortgeschrittenheit der Nerdigkeit her. 
 
Fatoni: Das waren halt auch fast alle krasse Freestyler. Die haben sich auch alle gar nicht so gegenseitig kopiert oder irgendjemand anderen, den ich kennen würde. Außerdem hat auch der Flavour einfach gestimmt. Kann schon sein, dass vielleicht ein zwei Strophen in einem anderen Kontext nicht so geil gewesen wären, aber das hat halt alles gepasst. Das Geilste war auch zu sehen, dass eigentlich jeder die ganze Zeit erzählt hat, dass er voll der nette Typ ist. Wenn dann ab und zu mal so eine Gangsterline rausgekommen ist wegen dem Reim, kam danach gleich immer "Ach Quatsch, ich bin total friedlich“ und so. Wir wissen ja eigentlich, dass es auch solche Leute zuhauf gibt in Berlin, aber es wird ja dann doch immer nach außen hin alles als hart und krass dargestellt.
 
Bustla: Das war ja auch mit den ganzen Bunkersachen bei uns in München so, da kamen erst mal die Platten und die Tapes und du hast das halt gehört und hast dir erst gedacht: Okay, wie groß ist jetzt die Diskrepanz von dem was die erzählen und dem was die sind? Und irgendwann hat sich natürlich im Laufe der Zeit rausgestellt: Na ja, das sind ganz normale Typen und das ist halt der Style, aber am Anfang war´s echt so eine völlige Ratlosigkeit vor dieser Diskrepanz. Es gab ja echt Leute, die rum gelaufen sind, jetzt zitiere ich die JUICE komischerweise, die halt echt gedacht haben, Savas wäre ein drei Meter großer Messerstecher. Und genau das ist das, was man tatsächlich jedes Mal aufs Neue wieder neu entdecken muss. Was für Typen sind das denn dahinter?
 
Fatoni: Das Gute war auch zu sehen, dass es dann auch eine ganz normale Szene gibt. Die Jungs haben gestern Sachen gerappt mit einem Style, für den irgendwelche komischen Menschen zum Beispiel München dissen würden. Die haben völlig harmlose Dinge erzählt, nicht sexistische, eher feministische Rapstrophen habe ich da gehört. 
 
 
rap.de: Noch mal kurz zu diesem Thema Image und tatsächliches Sein. Stört dich das, wenn diese Diskrepanz sehr weit auseinanderliegt?
 
Bustla: Überhaupt nicht. Erstens ist es gut, wenn da Hints drin sind, die einen das spüren lassen. Ich find’s immer dann geil, wenn das Konzept nicht komplett durchgezogen ist, aber auch nicht zu schwach. Das ist zum Beispiel eben so, wenn man nach zwei Jahren oder eineinhalb erfährt: "Hey, überhaupt nicht“, dann freut man sich. Und umso größer die Diskrepanz ist, umso besser funktioniert das eigentlich in so einem Raptheater irgendwie. Ich glaube es ist gefährlicher, wenn die Diskrepanz eben nicht groß genug ist.
 
rap.de: Kannst du das an einem Beispiel erklären? Weil das kann ich mir jetzt nicht richtig vorstellen.
 
Bustla: Also wenn einer halt sagt: "Ich bin reiner Battle MC und ich hau nur Scheiße raus. Ich hau nur Battlezeug raus und da kann ich sagen was ich will, weil damit mache ich mich von jedem Anspruch auf politische Korrektheit frei“, ist das irgendwie cool. Wenn er dann aber anfängt, noch so ein Image hinterher zu schieben, was dem bis zu einem gewissen Grad gerecht werden will, aber es dann aber doch nicht tut. Dann wirkt´s halt schnell nicht mehr so. 

rap.de: So wie ich dich jetzt interpretiere, heißt das, dass es diese "Authenz“-Diskussion…

 
Fatoni: Schönes Wort übrigens, danke dafür. Ich benutze es auch. 
 
rap.de: (lacht) …dass es die so für dich gar nicht gibt.
 
Bustla: Authenz. Entweder man lässt es halt weg, oder man will es gar nicht erzeugen, sondern es ist halt da und man braucht nicht darüber reden. Wenn jemand anderes sagt, dass er das und das toll findet, weil es authentisch ist, ist das ok. Aber wenn jemand sagt "Ich bin das und das und ich bin authentisch“ – der Satz allein stimmt nicht.
 
 
rap.de: Warum mich diese Image-Diskussion jetzt aber so ein bisschen interessiert: Ich habe mir euer Album durchgehört und es ist nicht wirklich greifbar. Es ist das Gegenteil von dem, was teilweise an Musik- und Image-Shaping betrieben wird. Dass da ein Image raus gegeben wird und dem muss man entsprechen. Euer Album ist ein Splitterberg und deshalb für manche auch nicht so…
 
Bustla: Hendrik zum Beispiel… Aber wir haben ja vorgewarnt, allein durch den Titel. Ich möchte dem Hendrik übrigens mein herzliches Beileid aussprechen, dass er das Album hören musste.
 
rap.de: Das ist übrigens so ein wahnsinniger Deutschrap-Titel. So was wie "Wortkommission“.
 
Fatoni: Wir haben uns ja erst mal gegen den Titel entschieden und dann wieder dafür. Das Lustige ist nämlich: Leute, die Deutschrap nicht kennen oder fast weg davon sind, würden nie sagen, dass das Deutschrap-mäßig klingt. Wir haben mindestens ab der Hälfte von der Produktion in Bahnen gedacht, die… Wir waren einfach komplett von dem Gedanken weg, dass das so ein Deutschrap-Wortspiel sein könnte. Als wir dann irgendwann die News raus gehauen haben wie das Album heißen wird, kamen dann doch hauptsächlich solche Reaktionen, weil das eben meistens Leute hören, die aus dem Deutschrap-Bereich kommen. Ich bin normalerweise eigentlich schon wer, der sich in diesem Kontext sehr bewegt und dann vielleicht bei anderen Leuten auf so was kommt, aber als wir bei der Namensfindung von dem Album waren, waren wir irgendwie weit weg von diesem ganzen Szeneding. Gedanklich auch einfach. Das ist jetzt aber keine Entschuldigung, der Titel ist dope!
 
 
rap.de: Hinter diesem Titel steckt dann ja auch ein richtiges Konzept. Das der Zersplitterung.
 
Bustla: Eigentlich schon, wobei uns das Konzept erst aufgefallen ist, nachdem wir es gemacht hatten. Wir haben erst das Album gemacht und dann festgestellt, dass der Titel eigentlich ein Überbegriff dafür ist, was wir darauf machen.
 
Fatoni: Wie Bustla auch so schön in einem anderen Interview gesagt hat: Das Konzept folgt dem Album, nicht das Album dem Konzept. So war es halt auch bei der Produktion. Wir haben noch nie irgendwas mit Konzept gemacht, die Platte ist in zwei Jahren entstanden und das ist einfach passiert.
 
Bustla: Das ist in der Zeit gewesen, in der wir viele Sachen gemacht haben. Egal ob jetzt Shows, Songs oder was auch immer. Vorher war das auch schon so, aber noch nicht so stark, dass man immer wieder Stücke von sich selbst nimmt und sich selbst samplet. Alles kaputt machen und wieder neu zusammen setzen, bis du irgendwann ein freakiges Mosaik hast. Das ist ganz von selbst gekommen. Ich habe mir nicht im Vorfeld oder bei der Zusammenstellung gedacht: Braucht das jetzt einen roten Faden? Will ich eine Soundästhetik? Will ich ein oder zwei Einflüsse aus anderen Musiken und den Rest nicht? Das ist mir alles viel zu bewusst, weil dann habe ich gar keinen Bock mehr, Musik zu machen.
Wenn ich mir vorher überlege, wie der Song klingen soll, dann wird er scheiße. Andere können das, ich kann das nicht und deswegen habe ich das nie berücksichtigt. Das kann man mir gerne vorwerfen und dann sage ich "Ja, aber dann gefällt dir das eben nicht“. Aber um mal zum Tracklisting zu kommen, das war ganz interessant. Da war für mich der rote Faden, dass man das erzählt, was zusammen gehört. Zur Mitte des Albums hin wird das wie so eine richtige Geschichte, in Epochen. Was ein Mensch zum Beispiel innerhalb eines halben oder ganzen Jahres erleben könnte.

rap.de: Was mich jetzt eigentlich so ein bisschen mehr interessiert, wenn ihr sagt, dass das Album in zwei Jahren entstanden ist und ihr euch da nicht groß Gedanken drum gemacht habt: Welchen Stellenwert hat Musik dann eigentlich für euch? Das klingt ja jetzt nicht so, als wäre es der Hauptberuf.
 
Bustla: Ich hasse so pathetische Scheiße total, aber es ist tatsächlich das Wichtigste in meinem Leben. Musik im Allgemeinen. Einen Song machen und nebenbei erleben, was daraus wird, ohne ein bestimmtes Ziel anzustreben – dafür lebe ich. Genau dieser Zustand, wenn man Musik nicht als Produkt auf dem Reißbrett sieht, sondern wenn dabei etwas aus einem raus kommt, was einen selber erstaunt. Dieser Zustand ist das, warum ich nicht mehr aufhören kann, warum ich angefangen habe und warum ich das gerne in jeder möglichen Form zentral in meinem Leben setzen möchte. Das ist nämlich der schönste Zustand, den es auf der ganzen Welt gibt. 
 
rap.de: Wenn man das jetzt kommerzialisiert, müssen diese Zustände aber sozusagen erreicht werden, um das Produkt zu haben, was man dann verkaufen will. Ist das etwas, was dich beschäftigt?
 
Bustla: Ja, natürlich. Ich beschäftige mich sehr viel damit, inwieweit dieser Zustand erzeugbar oder eben nicht ist. Ich bin darauf gekommen, dass es da schon Wege gibt, aber es müsse immer Umwege sein, da der Zustand mit Entspannung und nicht mit Anspannung zu tun hat. Und wenn man sich bewusst irgendwo reinlegt, ist es ja meist mehr Anspannung. Ich habe einfach gelernt, dass man sich während dem Machen so viel wie möglich von Sachen frei machen muss und danach, das raus bringen und behandeln als Produkt, da kann man wieder erwachsene Denkstrukturen annehmen. Da ist es dann gut, straight zu sein, aber beim machen muss man kindlich sein. Das klingt jetzt alles sehr hochtrabend und ich mag das eigentlich gar nicht, da so drüber zu reden, aber so ist es tatsächlich.
 
rap.de: Kannst du das teilen?
 
Fatoni: Ich habe nicht zugehört. Doch, ich glaube ich kann das eigentlich schon teilen. Wir wollten ja eigentlich auch Kinder zum Interview mitnehmen und die antworten lassen, aber das hat dann schon jemand anderes gemacht. Deswegen redet er jetzt auch so viel.
 
rap.de: Ihr habt auch so einen ähnlichen Theateransatz, vielleicht sogar schon vor Maeckes und Plan B, gehabt. Oder ist das so parallel dazu entstanden? War die Zeit dafür reif quasi? 
 
Fatoni: Ich glaube es ist parallel entstanden. Es hat sich mittlerweile glücklicherweise auch schon ziemlich weit voneinander entfernt, früher haben wir diesen Vergleich öfter gehört. Aber ich muss sagen, dass gerade die Shows ziemlich weit auseinander gehen. Es war noch nie das Gleiche, aber es ist jetzt schon ziemlich was anderes. Ob die Zeit dafür reif war, weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch einfach nur Zufall, oder weil es uns parallel neben denen eben auch interessiert hat.
 
Bustla: Fatoni geht im Moment auf die Schauspielschule. Mehr braucht man dazu im Prinzip ja eigentlich nicht sagen. 
 
 
Fatoni: Genau, was jetzt auch so die Frage zum Sternbild der Musik beantwortet. Bei mir ist es gerade so, dass ich vor allem… Kunst mache! (Gelächter) Musik war ganz lange extrem wichtig und ist es auch noch….
 
Bustla: Literaturhaus Cafés sind auch immer noch extrem wichtig.
 
Fatoni: Ja, köstlich. Wo waren wir jetzt stehen geblieben? Ach ja, das Theaterding. Ich spiele halt einfach Theater und Keno tut es zwar nicht, aber er könnte es. Der macht das dann auch mit uns halt.
 
rap.de: Was ist Rap für dich?
 
Fatoni: Eigentlich immer noch die Hauptsache. Wir haben schon viel zu viel dafür gemacht, als das es nur ein Hobby ist. Ich verdiene auch ein bisschen Geld damit. Ich war lange in die Vorstellung vernarrt, dass es irgendwann zum Job wird, so zum Hauptding, aber wie wir alle wissen, ist das ja Blödsinn. Vielleicht werden wir auch noch unglaubliche Megastars und sind dann die nächsten Jahre immer bei The Dome, aber sich darauf nicht verlassen zu müssen ist viel schöner, als sich die ganze Zeit verspannt darauf zu konzentrieren und zu warten, bis es dann irgendwann funktioniert.

rap.de: Aber die Zeit gab es?
 
Fatoni: Das mit The Dome ist jetzt natürlich übertrieben, aber die Zeit gab es schon, als ich mir das gewünscht habe. Es ist aber entspannter, wie es jetzt ist, auch wenn es mehr als ein Hobby ist – vor allem zeitlich und auch vom Niveau her. Ich würde aber jetzt ungern auf die Schauspielerei oder was anderes verzichten, um nur das zu machen. Ich finde es besser, wenn man mehrere Sachen macht, weil man daraus viel mehr lernt. Das befruchtet sich einfach gegenseitig. Man kann das eine für das andere verwenden.
 
 
rap.de: Wie viel Schauspielerei steckt in Rap? Es kann ja jetzt die authentischste Geschichte der Welt sein, aber wenn ich die zum hundertsten Mal erzähle, bei einem Auftritt zum Beispiel, muss ich dieses Gefühl ja künstlich reproduzieren. Ich habe es ja nicht mehr so, wie ich es niedergeschrieben habe, ich habe es nicht mehr so, wie ich es zum ersten Mal eingerappt habe. Ich rezitiere etwas, was von mir ist, in dem Moment aber auch fast von jemand anderem geschrieben sein könnte.
 
Fatoni: Es steckt schon relativ viel Schauspielerei drin, aber bei den meisten Leuten ist es natürlich schon sehr nah an sich selbst dran, was man da so macht. Es gibt aber ja auch Schauspielerei, die sehr nahe an einem dran ist und welche, die es nicht ist. Es gibt da auch verschiedene Konzepte. Es gibt Leute, die meinen, dass Schauspielerei so funktioniert, dass man sich in den Zustand von dem erlebten hineinversetzt und andere sehen das mehr auf so einer technischen Ebene.
 
rap.de: Was liegt dir mehr?
 
Fatoni: Ich glaube schon eher diese Gefühls-Richtung, dieses Method-Acting. Aber jetzt bin ich noch nicht soweit, jetzt mache ich erst mal. Ich habe davor schon gespielt, aber damit, dass ich dieses Handwerk richtig erlerne, habe ich erst vor einem halben Jahr angefangen. 
 
rap.de: Wie viel Persönliches steckt in einem Track wie dem, wo die Freundin von einem anderen schwanger wird?
 
Fatoni: Da steckt auf jeden Fall ein persönlicher Kern drin. Da wurde vielleicht nicht jemand von jemand anderem schwanger, aber man hat sich vielleicht so gefühlt und es beruht auf einer wahren Begebenheit. Das ist so 70 Prozent Persönliches, aber halt überspitzt. Das muss man ja auch machen, sonst ist es langweilig.
 
Bustla: Bei dem Text ist es ja nicht so, dass da jetzt einer von uns verlassen wird, sondern es ist der unbekannte Dritte. Du zum Beispiel, wenn du diesen Track jetzt hörst. Und dann kannst du entscheiden, ob du den Track hörst und dir das zu einem gewissen Grad gerade passiert, oder ob du es besser nicht hören willst und dann skippst du halt. Kein Part ist in der Emotion "Ich bin gerade verlassen worden“ gerappt, sondern du bist gerade verlassen worden und ich schaue dir dabei zu, wie du leidest.
 
rap.de: Es klingt aber auch so, als würde man mit sich selber sprechen. "Nimm den Kopf aus dem Ofen“ – das sagt man ja eher zu sich selber, weil man in so einer Situation meistens alleine ist. Das macht man ja nicht mit Freunden zusammen. 
 
Fatoni: Na ja, außer man ist vielleicht in einer Sekte. Auf jeden Fall schreibe ich keine Tracks, indem ich davor versuche, in irgendwelche Sachen reinzuschlüpfen. Wenn so etwas passiert, dann eher vor einer Aufnahme. Ich schreibe halt das, was ich schreiben will und wie es mir gerade geht, aber ich muss davor nicht irgendetwas künstlich erzeugen. Wenn dann beim Spitten in der Booth. Ich kann aber schon was einfrieren und das beim Aufnehmen wieder rausholen. 
 
Bustla: Wenn jemand so was kann, ist das wirklich super. Ich bin ja der, der am Regler sitzt und Record drückt und eine möglichst angenehme Atmosphäre kreiert, damit das dann in intimer Fassung auf die Platte kommt. Ich kann das immer nur beobachten und wenn das jemand kann, sich in diesem Moment da hineinzuversetzen, dann merkt man halt, wenn da Blut, Schweiß und Tränen fließen. Wenn das Ding dann aber drin ist, ist es auch wieder gut.
 
Fatoni: Ich habe aber zum Beispiel nie versucht, einen Track zu schreiben und mich davor irgendwie… Obwohl, vielleicht schon. Aber der ist nicht auf dem Album und deshalb ist es auch egal.

rap.de: Ich meine jetzt nicht unbedingt, dass man sich vorher in diese Stimmung bringt, sondern man durchleidet das beim Schreiben ja noch mal. Das kommt dann mit dem Schreiben und beeinflusst das dementsprechend. 
 
Fatoni: Ja, doch. Das auf jeden Fall.
 
rap.de: Wie ist das aber, wenn man zu zweit arbeitet an so einem Text? Wenn der eine unterbewusst an seinen Beats und der andere unterbewusst an seinen Texten arbeitet, ist das ja schwierig abzustimmen unter drei Menschen. Außer man vibet auf einem selben Vibe.
 
Bustla: Also ersten sind wir da schon sehr gut in diesem zusammen Viben und das ist zu dritt natürlich noch mal einfacher als zu fünft oder zu zehnt. Das ist natürlich auch ein Prozess. Wir kennen uns jetzt seit zehn Jahren und machen seit acht Jahren zusammen Musik. Natürlich ist das die Kunst und was wir immer besser können von mal zu mal. Dank der Technik kann man so ein Ding ja auch schnell mal unfertig auf einen Stick ziehen und jemand kann sich das mit nach Hause nehmen und sich mit dem hineinviben Zeit lassen. Der kann sich den unfertigen Track mit nach Hause nehmen und sich so lange davon berieseln lassen, bis er drin ist oder halt auch nicht. Das ist auch was, was passieren darf.
 
 
Fatoni: Es ist ja in der Regel vor allem bei solchen Songs so, dass wir die Strophen nicht zusammen schreiben. Da kann man vielleicht mal was vom anderen holen, aber wir schreiben das nicht zusammen. Bei uns ist es im allgemeinen so: Das, was derjenige rappt, hat er selbst geschrieben, außer bei einzelnen Zeilen und den Hooks. Zusammen schreiben tun wir eigentlich nur die Hooks oder Parts, die man hat zusammen rappt. Das sind aber dann auch nicht solche Tracks.
 
Bustla: Es ist auch lustig, wenn wir solche Tracks machen, dass oft eine Situation kommt, in der beide sagen "Ich verpiss mich jetzt mal und lauf mit den Kopfhörern eine Runde um den Block“. Dann laufen sie in entgegengesetzter Richtung um den Block und treffen sich immer mal wieder.
 
Fatoni: Wir schreiben alleine und ich glaube, das machen eh die meisten. Es ist aber manchmal auch so, dass wir zusammen im Studio sind und dann einfach innerhalb von ein paar Stunden einen Track machen. So macht man vor allem ja auch oft Features. Du kennst das ja wahrscheinlich, wenn die fünf Rapper da sitzen und sich gegenseitig fragen, wie weit sie schon sind.
 
Bustla: Und dann ruft einer "Erster!“ und geht an’s Mic.
 
Fatoni: Aber das ist ja eine ganz andere Herangehensweise. Auf unserem letzten Album ist ein Track mit Holundermann von Blumentopf drauf, wo wir die Strophen sehr abwechslungsmäßig rappen und da haben wir den Text tatsächlich auch zu dritt geschrieben. Das ist aber auch ein ganz anderer Song und da geht es nicht um Persönliches, wo man sich vorher eincatchen muss, wie man das im Schauspiel sagt.
 
rap.de: Seid ihr manchmal unzufrieden mit dem, was einer von euch Dreien macht?
 
Bustla: Ja, ständig und dann wird es halt auch weggeschmissen. Wir sind da im Umgang nicht gerade sanft miteinander. Wir finden nicht, dass das ein sozialer Fauxpas ist und man solche Sachen nicht machen kann. Wir sagen, ob wir es feiern oder eben nicht. Und entweder einer ist stark genug und sagt "Doch, genau so!“ und lenkt den Track in seine Richtung, oder halt meistens auch nicht.

Wir lassen auch vieles liegen, gerade bei so einer Albumproduktion bleibt viel übrig. Das ist wiederum auch dieses Zerbrechen-Ding: Jeder ist befugt dazu, Sachen wegzuschmeißen, sowohl von sich selber, als auch von anderen. Seien das einzelne Spuren, sei das ein Beat, sei das ein ganzer Arrangement-Teil, sei das ein Part, seien das einzelne Zeilen… Jeder darf jederzeit aus diesem Mosaik wieder etwas herausnehmen und ersetzen.

 
rap.de: Die Beats sind zuerst da?
 
Fatoni: Nee, das ist ja auch gerade bei dem Album Teil des organisierten Zerbrechens. Meistens sind Teile der Beats schon zuerst da, aber das läuft bei uns gar nicht so, wie bei ganz vielen anderen Rapkünstlern, dass einfach die Beats da sind und darauf geschrieben wird. Oft ist ein Grundgerüst von einem Beat da, dann wird darauf geschrieben und dann verändert Bustla noch einmal unglaublich viel daran. Manchmal so sehr, dass man den Text noch mal neu aufnehmen muss, weil schon wieder so viele neue Stimmungen drin sind, und vielleicht sogar noch mal am Text an sich was ändern muss. Es gab tatsächlich auch einen Track auf dem Album, der so entstanden ist, dass wir was aus einem Amirap-Song geloopt haben, darauf den Track gemacht haben, dann den Loop gelöscht haben und ihm auch nicht gesagt haben, was das war. Er hatte nur die Bpm-Zahl und ein Acapella und hat dann produziert. 

rap.de: Ist der Beat, den er dann draus gemacht hat, ähnlich wie der Loop?
 
Fatoni: Ne überhaupt nicht, total anders. Was ja eigentlich auch zu erwarten war, weil das war ein ganz stupider Vier-Takte Loop. War zwar geil, aber ist was völlig anderes draus geworden und wir mussten das natürlich dann auch noch mal aufnehmen, weil das stimmungsmäßig gar nicht mehr gepasst hätte. Es gab zum Beispiel auch einen Track, da habe ich eine ganz normale Strophe auf einen Beat von ihm geschrieben und kam dann ins Studio und dann haben Keno und Bustla, was völlig anderes daraus gemacht.

Die haben einen völlig neuen Beat gemacht, der viel, viel langsamer war als das Original und haben dann einfach meine Strophe um 30 Bpm runter gepitcht – und es war viel geiler. Dann hat Keno eine Strophe geschrieben und dann habe ich halt in der Geschwindigkeit die Strophe noch mal aufgenommen, was natürlich die ganze Strophe und die ganze Technik noch mal total verändert, aber es ist total geil geworden. 

 
Bustla: Deswegen habe ich das auch so durchgepresst, aus rein egoistischen Wünschen – das wird jeder Produzent kennen – Remix machen ist halt deshalb so geil, weil man zwar viele Vorgaben hat und trotzdem so viel Freiraum. Man hat zwar schon viel, woran man sich stimmungsmäßig orientieren kann. So viel, wozu man Gedanken dazu haben kann. Das ist super. Nichts macht mehr Spaß, von meiner Seite aus. Weil das verbindet diese zwei Sachen: auf etwas hinzuarbeiten und trotzdem nicht von einem imaginären Ziel begrenzt zu sein. Man hat Stimmungsvorgaben, aber man hat trotzdem noch nicht das endgültige Produkt, wie es zu sein hat. Das werden mir auch sicher viele Produzenten bestätigen, dass das ein schöner Arbeitsprozess ist. 
 
rap.de: Jetzt ist es heutzutage ja schon fast obszön, wenn man sich so lange für ein Album Zeit nimmt. Fühlt ihr euch fremd in dieser Welt?
 
Fatoni: Und ob das schön ist! Erstens muss man ehrlich sein: Wir hätten es gerne schneller gemacht. Aber es ist ja eigentlich schrecklich, dass das heute obszön ist. Das merkt man ja auch an dem ganzen Scheiß, der raus kommt. Viele sollten sich zwei Jahre Zeit lassen.
 
Bustla: Die Welt, in der ich mich fremd fühle ist, Beats als fertiges Paket zu verschicken, dann rappt da jemand drauf und dann ist der Track fertig, den man irgendwann irgendwo hören kann. Wir leben aber in so vielen Multiwelten… Um zu sagen, dass ich in dieser Welt fremd bin, müsste ich mich erst mal in einer anderen Welt zuhause fühlen und das ist auch nicht so. Ich kann mich mit der Welt, wie sie gerade ist, total anfreunden, gerade weil sie nicht zu fassen ist. Gerade weil es nichts gibt, was so und so ist, ohne dass es ein Gegenbeispiel oder ein Paradoxon gibt. Gerade deshalb fühle ich mich zuhause, weil alles direkt das Pendant zu sich selbst bereit hält. Eine Szene, eine Bewegung ist heute so kurzlebig, dass das Pendant dazu bereits in der Szene kommt. Das finde ich super, deshalb fühle ich mich eigentlich überhaupt nicht fremd in der Welt. 
 
 
rap.de: Glaubt ihr, dass mit dem Aufkommen von neuen Acts wie TUA, KAAS und Casper die Szene auch für euch eine große Zukunft bereit hält? Seht ihr euch da so ein bisschen mit drin?
 
Bustla: Ich bin schon ein Typ, der eher so sein eigenes Zuhause will. Ich möchte nicht in eine Hippie-WG mit tausend Künstlern einziehen, nur weil ich gut finde, was die machen. Ich finde die gut und ich wünsche ihnen allen, dass das klappt, aber es ist mir total scheißegal, wie viel Zukunft das hat. Von einem bin ich überzeugt, nämlich das die Zukunft viel Spannendes zu bieten hat. Ob das die sind, die jetzt schon spannend sind – who cares?
 
Fatoni: Ich denke schon, dass das eine neue Richtung ist.
 
Bustla: Das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist dass es den Kids eine schönere Weltsicht vermittelt, als vieles andere, was sie sonst so hören. In unserer Generation gab es aber auch schon viel tolles und auch viel, was geistig regressiv war. Ich weiß nicht, immer wenn ich auf die Zeit angesprochen werde, in der ich gerade lebe, dann kann ich nichts anderes sagen als "Es war doch schon immer so“ und auf der anderen Seite wird es wahrscheinlich auch immer so weiter gehen. Beschreiben kann man es aber nicht, weil es trotzdem zu chaotisch ist. Es ist weder Stillstand, noch ein Fortschritt, der alles, was schon da war, ausschließt. Der Prozess, der gerade passiert, ist kein neuer Prozess.

 

rap.de: Ich glaube Hip-Hop war noch nie so groß zuvor und deshalb wirkt im Verhältnis der Abfall so krass. Es gab immer mal wieder Hochs und Tiefs und das war ja immer schon so, dass man dachte: Jetzt ist hier aber mal Ende Gelände und es hat sich wieder erholt. Aber, dass so wenig Begeisterungsfähiges da ist, das hört man schon sehr verstärkt. 
 
Bustla: Das ist immer nur Prozentsatz. Ich glaube, dass heute genauso viel Zeug, was einen begeistern kann, da ist wie früher. Ich glaube bloß…
 
 
rap.de: …dass der Prozentsatz an nicht Begeisterungsfähigem so groß ist. Das kann natürlich sein.
 
Bustla: Ja und dass dadurch der Prozentsatz von dem was begeistert in dem Verhältnis sehr, sehr klein ist.
 
Fatoni: Es gab früher ja auch einige Leute, die nicht wirklich geil waren, die da waren. Aber es gab halt mehr Leute, die geil waren und da waren. Ich finde auf jeden Fall die Entwicklung, die Acts, die du vorhin genannt hast, ziemlich gut. In welcher Hinsicht das jetzt kommerziell erfolgreich werden wird oder was das für ne Zukunft hat, habe ich keine Ahnung. Ich finde es aber auf jeden Fall gut, dass das gerade passiert. Es gibt jetzt wieder so eine Hand voll Leute, die ich persönlich interessant finde, die mehr in ihre Musik reinstecken. Und ob ich uns da jetzt drin sehe, weiß ich noch nicht genau. Wir passen da auf jeden Fall besser rein, als in den Großteil von dem ganzen Zeug was in den letzten Jahren passiert ist. Auf jeden Fall. Ist ja keine Frage.
 
Bustla: Wir passen da besser rein wie in Feuer über Deutschland und wir passen da auch besser rein als Blumentopf.
 
Fatoni: Also bei Feuer über Deutschland haben wir ja doch irgendwie gut reingepasst.
 
 
rap.de: Ich finde ihr habt bei Feuer über Deutschland sehr gut reingepasst. 
 
Fatoni: Das ist das Problem, dass die meisten Leute irgendwie denken, was da reinpasst, deswegen kommen die ja da auch alle hin und machen so einen Scheiß. Ich finde, bei Feuer über Deutschland, jetzt mal ein anderes Thema, da passt einfach jeder rein, der geil genug ist. Scheißegal woher er eigentlich kommt. Das Problem ist, dass die meisten geilen Leute nicht hingehen. Nicht mehr. Und die anderen kopieren dann frühere, weil sie denken, dass genau das reinpasst und sie das deshalb so machen müssen. Wir haben da unter anderem gezeigt, dass so was Schwachsinn ist.
 
Bustla: Das ist aber genau das gleiche Problem mit Rap, wenn sich jemand denkt: Das ist Rap und das und das muss ich jetzt machen. Ist doch eigentlich immer so. Egal ob es um Musik, um Kunst generell oder um Leben generell geht: Vielfalt ist Schönheit. Vielfalt ist etwas, das will man, das ist ästhetisch und sympathisch. So geht es mir zumindest und ich kann ja nur so subjektiv sein. Früher war es halt so, dass vielleicht die Szene als Geschlossenheit ein Faktor für die Vielfalt in der gesamten Musikwelt oder Industrie war.
Heute ist das aber so groß geworden, dass es einen großen Teil der Musikwelt einnimmt und deswegen muss innerhalb dessen wieder genug Vielfalt stattfinden, damit die Größe funktioniert. Damit das nicht eben platzt. Je größer das Feld ist, das man erobert, umso ausgefüllter muss es sein. Das kann ja nicht nur mit Luft ausgefüllt werden oder mit Kopien. Das heißt, wenn Rap wächst ist Rap gezwungen dazu, vielfältig zu werden. Gott sei Dank. Deswegen ist es auch wichtig, dass zum Beispiel mal Münchner in Berlin unterwegs sind. Zu viele Münchner in Berlin ist dann schon wieder scheiße.
 
Fatoni: Zu viele Schwaben auch. Aber ein paar sind schon wichtig.
 
rap.de: Vielen Dank für das Gespräch.