Zenit und ein AKAI S2000

Zenit genießt Kultstatus. Nicht im größeren Maßstab. Wahrscheinlich kennen ihn da draußen nur wenige, aber was Zenit auf seinen 2 bisherigen Remixalben vom Stapel oder besser gesagt aus einem Rechner gelassen hat, ist absolut genial. Die Rapper lieben ihn. Soundenthusiasten feiern ihn.

Still und heimlich arbeitet sich der Berliner Beatbastler, auch bekannt als Teil der Rapformation Team Avantgarde, langsam in die Liga der Topproduzenten vor und veröffentlicht am 02.05.2008 über edit entertainment nun sein drittes Remixalbum  "Remixes Vol. 3".
Aus diesem Grund trafen wir uns mit ihm, zu einem kleinen exklusiven Workshop.
In 16 Schritten erklärt uns Zenit die Welt – zumindest wie aus einem Standardwerk ein Zenit Hit wird. Alles aufgeschrieben, fotografiert und gescreenshoted von Tiziana.

Schritt 1: Das ist der Song, Amewus "Maschine". Hört sich ganz vernünftig an. Eigentlich sogar ganz gut. Geht aber besser. Deshalb muss er geremixt werden. Logisch.

Schritt 2: Das ist die Vokalspur. Die braucht man für einen Remix. Dazu muss man den oder die Rapper kennen. Am besten auch noch das Label oder den Produzenten. Die sind vielleicht ein bisschen ordentlicher als die Künstler und haben die Vokalspuren tatsächlich irgendwo archiviert. Rapper wissen nie, wo ihre Spuren liegen. Wenn man Glück hat, dann haben die eine Kopie ihres Albums zu hause, aber meistens nicht einmal das.   

Schritt 3: Sampleauswahl, die erste. Hier nehme ich eine Gitarre von einem sogenannten Progressive Rock Album. Ich kann natürlich nicht verraten, von welchem Album das ist. Dieses Wissen ist mein Kapital. Da habe ich sehr viel Zeit und Geld investiert um mir all die obskuren Platten zu kaufen. Das müsst ihr auch tun. Sonst wird das nichts.
Die Gitarre hier an sich ist schon ziemlich dünn.  Aber ich will, dass die von der Frequenz her noch dünner wird um den anderen Sounds mehr Platz zu lassen. Deshalb dünne ich die noch weiter aus.

Schritt 4: Gitarrensample  Nummer zwei. Diese Gitarre klingt schon, vom Ursprung her, sehr räumlich. Durch Hinzufügung von LEXICON Hall kann ich sie aber noch weiter nach hinten platzieren.
 

Schritt 5: Ich brauche noch mehr Gitarren aber ich finde kein geeignetes Sample. Deshalb generiere ich mit dem "Virtual Guitarist" von STEINBERG meine eigene. Ich lasse sie so weit wie möglich im Frequenzgang unverändert, bearbeite sie also so gut wie gar nicht mit dem Equalizer. Damit hole ich sie ganz nach vorne und die Gitarre ist sehr präsent. Die Resonanz ziehe ich in den Mitten ganz nach oben, damit sie so klingt wie bei einem "stehengebliebenen" Wah-Wah Effekt.

Schritt 6: Die BASSLINE!!!! Endlich kommt die Bassline. Den Bass programmiere ich mit dem "Majestic" von YELLOW TOOLS. Danach bearbeite ich ihn leicht mit dem Equalizer und anschließend jage ich ihn durch den GUITAR RIG von NATIVE INSTUMENTS, damit er mehr "Live" Sound bekommt und die unteren Mitten im Frequenzgang betont werden. Danach nochmal mit dem EQ bearbeitet. Ich kann hier jetzt auch keine exakten Werte angeben. Das müsst ihr schon selber fühlen.

Schritt 7: Die Snare programmiere ich mit dem AKAI S2000. Das ist Hip Hop Standard. Anschließend bearbeite ich sie mit Equalizer, Compressor und Transient Designer. Ich habe bei der Kompression eine relativ hohe Release-Zeit gewählt, um den Ausklang der Snare zu "verschlucken". Dadurch klingt sie eher trocken und kürzer.

Schritt 8: Die Bass Drum programmiere ich ebenfalls mit dem AKAI S2000. Danach ebenfalls Equalizer, Compressor und Transit Designer. Natürlich haben EQ und Compressor ganz andere Einstellungen. Logisch.

Schritt 9: Die Hi-Hat habe ich irgendwo gefunden. Woher alle die Drumsounds kommen, kann ich nicht mehr sagen, da ich meinen Fundus im Akai habe und in den Anfangstagen meiner Produktionszeit viele Drums nur mit1,2,3, etc. benannt habe.
Auf jeden fall habe ich die Hi-Hat kaum bearbeitet. Vielleicht ein bisschen mit dem TRANSIENT DESIGNER von SPL, damit sie etwas "straffer" klingt.
Obwohl sie gerade dazu einlädt aber das Zischen nicht betont. Das Zischen der Hihat betrifft die hohen Frequenzen, damit sie schärfer wirkt, falls man diese Frequenzanteile anhebt.
Das Ausgangsmaterial ist bei mir immer unbearbeitet. Hall oder ähnliches ist auf gar keinem der Drumsounds.

Schritt 10: Dann stelle ich fest, dass ich doch noch eine Gitarre brauche und zwar im Chorus. Nehme ich auch von einem (geheimen) Progressive Rock. Ich belege sie mit einem LEXICON Hall, um ihr mehr Nachdruck zu verleihen.

Schritt 11: Dann kommt die Synthiefläche mit viel Sample&Hold Modul Anteil vom ARP ODDITY von M-AUDIO. Ich moduliere sie im Panorama und den beiden Osszillatoren, aber das sind Standardgeschichten, die einem wahren Synthie-Kenner nur ein müdes Lächeln abringen können. Bin ich nicht aber ich benutze sie trotzdem verdammt gerne.

Schritt 12: Dann kommt noch ein Synthiesound, der am Ende vom Chorus zu hören ist. Den habe ich ebenfalls im ARP ODDITY gefunden und danach kräftig durch den GUITAR RIG gejagt um ihm einen brachialen Charakter zu geben. Obwohl er frequentiell ziemlich dünn ist, wirkt er doch sehr "aufmüpfig", aber trotzdem diskret……also, äh… ach hört einfach selbst.

Schritt 13: AAAAAAAHHHHH. Das Vibraphon Sample. Woher ich das habe, weiß ich auch nicht mehr. AAAAAAHHHHH. Ein Genuss.

Schritt 14: Und jetzt wird’s noch mal technisch zum Schluss. Das ist ein Synthie, den ich mit CUBE von VirSyn genommen habe. Der CUBE von VirSyn arbeitet nach dem Prinzip der additiven Synthese. Die additive Synthese zeichnet sich dadurch aus, dass im Gegensatz zur subtraktiven Synthese Klanganteile nicht aus dem Signal gefiltert werden, sondern Teiltöne zueinander addiert werden.
Danach habe ich viel GUITAR RIG, etwas Rauschen, etwas Sägezahn, bisschen Kammfiltereffekt, wie Phaser oder Flanger benutzt UND: das ist der Sound. Zumindest in der Zeitraffer Variante.

Schritt 15: Alles zusammensetzen.

Schritt 16: Fertig.

Und hier das gute Stück in vollendeter Form! (Amewu mit "Maschine")