Anfang Februar ging die Anfrage an German Dream heraus, nach der SDiddy Review zu seinem Debutalbum “21 Gramm“ sollte nun ein Interview mit dem Kölner MC folgen. Seitdem das Album in der rap.de Redaktion eingegangen ist, höre ich kaum etwas anderes mehr, meine Top 3 des Albums wechseln täglich, auch mein Missionarsdrang ist in vollem Maße aktiviert, wer “21 Gramm“ noch nicht kennt wird sofort dazu aufgefordert es sich anzuhören und bitte auch richtig!
Nach guten zwei Wochen täglichem E-Mail Verkehr und ständigen Vertröstungen wie: Stefan ist unauffindbar, oder Stefan kriegt jetzt erstmal eine SIM-Karte von uns, weil er sein Handy im Suff verloren hat, hatte ich die Hoffnung auf ein Zwiegespräch mit dem Ausnahmerapper fast schon aufgegeben, bevor plötzlich alles ganz schnell ging und ich per übermiserabler Telefonverbindung tatsächlich zu meinem SDiddy Interview kam. Durchaus nett und klar im Kopf erschien der Herr, entgegen aller Erwartungen. Was am Ende dabei heraus kam, könnt ihr nun hier nachlesen.
rap.de: Für diejenigen denen der Begriff nichts sagt, wer oder was genau ist die “Grembranx“?
rap.de: Warum bist du letztlich, nach langer Labelodyssee, schließlich bei German Dream Evangelium gelandet? Was kann dieses Label dir geben, was die anderen nicht geschafft haben?
rap.de: Eko scheint dieser Umstand ja auch bewusst zu sein, in dem letzten rap.de Interview zum Beispiel, hat er als letztes Statement gesagt “Ich weiß dass viele etwas gegen mich haben, aber holt euch das SDiddy Album!“, ihm scheint diese Sache ja bewusst zu sein, daher meine Frage ob du nicht vielleicht ein bisschen länger überlegt oder gezweifelt hast zu German Dream zu gehen?
rap.de: Wie ich auch schon in der Review zu “21 Gramm“ geschrieben habe, muss ich ja zu meiner Schande gestehen, dass ich dich erst kürzlich für mich “entdeckt“ habe.
SD: Vor 4 Jahren warst du wie alt? 20? Da hast du vielleicht noch nicht viel Optik gehört, oder so?
rap.de: Da habe ich noch Scooter gehört.
rap.de: Nee.
rap.de: Ich habe ihn damals in Karlsruhe auf einem Festival mit Plattenpapzt gesehen, glaube da wurde teilweise auch das Video zu “Willkommen Im Club“ gedreht.
rap.de: Obwohl das ja auch was hat.
SD: Och, das ist aber lieb. Na, das ist jetzt ein Spitzname, aber meine engsten Freunde sagen das nicht zu mir. Die sagen, glaube ich, aber gar nichts zu mir. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein bester Kumpel irgendwann mal Stefan zu mir gesagt haben soll, oder Diddy oder sonst irgendwas. Wir nennen uns gar nicht beim Namen, das ist voll komisch.
rap.de: Ja doch, klar. Wie bist du denn eigentlich zu dem ganzen Rapding gekommen, kannst du dich da noch an einen bestimmten Moment, an ein Lied oder Video von damals erinnern?
SD: Ich kann mich nur an einen Sommerurlaub erinnern und an einen Workshop in der Schule, das war 1993. Zu der Zeit ist so die zweite große Graffitiwelle über Köln eingebrochen, dann wurden in der Schule eben die ersten Workshops dazu gemacht. Da standen alle da, haben in die Hände geklatscht, “Clap your hands everybody“ und so. Dann sind wir eben in den Sommerurlaub gefahren, und da hat der gleiche Kumpel, der nie meinen Namen sagt, mir ein Tape zusammengestellt, weil ich auch irgendwie keinen Bock mehr auf diesen Guns `N Roses Kram hatte. Da war dann alles Mögliche drauf, was es zu der Zeit eben so gab, das habe ich dann den ganzen Sommer über gehört bis ich es auch irgendwann auswendig und mitrappen konnte. In meinen Ohren und auch in deren die das alles noch nicht so kannten, hat sich das dann gut angehört. Dann habe ich meine ersten Texte auf Englisch geschrieben, irgendwann dann auch auf Deutsch. Bis dann ein Kumpel zu mir kam, der, der auch das “21 Gramm“ Cover gemacht hat (Christoph Erbslöh), der hat mich dann bei so einem "HipHop meets Jazz" Ding ans Mikrofon geschubst so “Jetzt mach das mal!" Dann habe ich das auch gemacht, ist auch ganz gut gelaufen. Kurz darauf habe ich auch auf einer anderen Party mit 15 Jahren so Leute wie Spontan kennen gelernt, und andere Gleichgesinnte im gleichen Alter, die natürlich auch schon weiter waren als ich, aber man lernt natürlich eh‘ nur wenn man mit Leuten zu tun hat, die ab einem Zeitpunkt auch besser sind als man selbst. Das hat in der Runde natürlich Spaß gemacht. Wir sind auch mal so um den Dom gelaufen, das weiß ich noch, da haben wir gefreestylt, ich natürlich mehr schlecht als Recht, Spontan war eigentlich da schon sehr gut, danach haben wir uns dann am Bahnhof ganz brüderlich geschworen, dass wir jetzt ganz oft und viel was zusammen machen werden. Das haben wir dann auch gemacht, das hat dann auch lange Jahre gehalten.
rap.de: Die Texte auf deinem Album hören sich sehr frei an, teilweise so als hättest du sie gerade eben mal herunter geschrieben, so ungezwungen wirkt es. Wie kann man sich deine Herangehensweise vorstellen und wie lange brauchst du etwa für ein Lied?
SD: Das ist ganz unterschiedlich. Manche gehen ganz schnell, Andere dauern länger, auch auf den Beats die ich so habe. Die Herangehensweise.. ich wollte auf jeden Fall auch Lieder auf dem Album machen, die zum Beispiel auch die Zeit in der ich mit dem Freestylen angefangen habe widerspiegelen, das habe ich dann vor allen Dingen im Style ausgedrückt. Ich habe jetzt kein “Weißt du noch wie alles begann“ oder so was, ich habe das mit der Einstellung, mit dem Spirit von damals gemacht. Natürlich bin ich technisch mittlerweile viel besser als vor 10 Jahren oder sowas, aber ich habe eben versucht diesen Spirit festzuhalten, weshalb auch viele Zeitsprünge auf dem Album zu finden sind. Einfach von der Herangehensweise her. Auf dem einen Track bin ich von der Einstellung her wie 1998, auf dem anderen wie 2003 oder 2007, ein paar sind aus 2008. Das ist also eine Mischung aus verschiedenen Epochen, man könnte es auch Persönlichkeitsspaltung nennen.
rap.de: Wirklich? Das ist ja fast ein wenig schwer zu glauben.
SD: Nö, das ist zum Beispiel auch ein Vorurteil. Es heißt ja nicht, dass ich mein Leben nicht auch ein wenig verändert habe. Das ist schon ein Album das komplett nüchtern entstanden ist.
rap.de: Du hast in einem Interview auch mal gesagt, dass auf dem Album auch sehr deutliche Unterschiede zwischen Liedern vor deinem Arbeitsunfall und danach spürbar sind.
rap.de: Welcher Track auf deinem Album ist dein persönlicher Favorit?
SD: Humm. Da gibt es verschiedene Aspekte, das ändert sich eigentlich auch immer wieder. Im Moment höre ich das Album nicht mehr so oft, wenn ich jemanden besuche und die Leute sagen "Ich habe das Album, lass ma’ anhören", das mag ich, aber eigentlich mag ich fast an jedem Track irgendetwas besonders gerne, sonst wären sie auch nicht in die Albumauswahl gekommen. Ich habe natürlich ein paar mehr produziert als die, die auf dem Album zu hören sind, habe mir dann die Besten rausgesucht, die Anderen werde ich wohl auch nicht mehr benutzen, im Moment. Also einen absoluten Lieblingstrack habe ich nicht. Ich freue mich, dass ich immer noch so tiefe Dinger machen konnte, die anscheinend auch die Leute bewegen und ich freue mich auch, dass ich diese Ausrasterteile auch noch hinbekommen habe, so wie ich es mir vorgestellt habe. Die sind im Endeffekt dann ja auch gut angekommen. Ich habe das auch von Außerhalb bestätigt bekommen, von Leuten die erst 14 Jahre alt sind, schon 28, oder 30 Jahre oder sonst irgendwas sind. Jeder hat bisher jeden Track schon favorisieren können, für jeden ist was Passendes dabei, so falsch lag’ ich also nicht mit meiner Auswahl. Natürlich müssen die Lieder erst mal mir selbst gefallen, ich versuche nur mich selbst dabei zu verwirklichen und nicht jemand anderem zu gefallen.
rap.de: Was ist dir im Vorfeld bei deinen Liedern wichtiger, denn Inhalt ist bei dir ja nicht unbedingt Priorität. Dein Rapstyle vielleicht oder deine Patterns?
SD: Da ich mich so wie noch nie auf den Stift und das Papier eingelassen habe wie jetzt in diesem Fall, da ich durch meine Verletzung ja quasi dazu gezwungen war nicht raus zu gehen und drin zu bleiben, hat beides irgendwann seinen Reiz bekommen. Ich habe mich jetzt zum ersten Mal so richtig auch auf lange Zeit in diesen Vorprozess verknallt. Echt, zu Hause zu sein, alles auszutüfteln und dann ins Studio zu gehen, um das dann richtig umzusetzen.Je mehr man vorarbeitet, desto besser kann man dann im Studio agieren, weil man sich einfach darauf verlassen kann was man vorher gemacht hat. Ich schreibe auch eigentlich nie im Studio, wenn überhaupt dann vielleicht irgendwas an der Hook, textlich bin ich sonst aber komplett ausgefeilt wenn ich ins Studio gehe.
rap.de: Und wie kommen deine Reimstrukturen zustande? Auch im Studio?
SD: Ich bin ja auch ein Freestyler, ich kann auch den Karren aus dem Dreck ziehen, wo Andere schon längst die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätten. Das ist eben auch der Vorteil wenn man das sehr lange gemacht hat.
rap.de: Improvisierst du dann also größtenteils?
SD: Größtenteils nicht, wenn ich aber merke, dass ich nicht weiter komme, dann habe ich das eben drauf das Beste da rauszuholen und komme sehr schnell zu einem Resultat, mit dem ich zufrieden bin.
rap.de: Hören deine Eltern eigentlich auch deine Musik? Hast du ihnen das Album vorgespielt?
SD: Sie haben es gehört und die sind natürlich entsetzt!
rap.de: (lacht)
SD: Aber ich meine, damals mit 15 Jahren war mir ja auch egal was die machen, das heißt ich werde mich nicht verstellen, um jetzt irgendwie ein “Öko“-Album zu zaubern, nur damit das auch meine Eltern hören können. Man weiß ja auch nicht wie oft man die Chance noch hat auf einem höheren Level Alben zu machen. Deswegen habe ich die Zeit genutzt und einfach das gemacht was ich sowieso machen wollte. Natürlich jetzt in einem Alter, indem man auch schon so ein paar Sachen gelernt hat und daraus Schlüsse gezogen hat, auch ein bisschen entspannter ist, als wenn man ein Album mit 20 macht, wo man vielleicht noch denkt man müsste der Welt irgendwas beweisen, da beweise ich es mir lieber selber nochmal. Das ist wie bei Sportlern, die sich nach einer krassen Verletzung durch diesen Rehaprozess kämpfen, durch den habe ich mich auch kämpfen müssen. Jetzt bin ich wieder auf dem Spielfeld.
rap.de: Du hast dich also auch noch nie in der Situation befunden, dich vor deinen Eltern zu rechtfertigen ?
SD: Naja, ich möchte ja gar nicht wissen was die früher so alles gemacht haben, ich schätze sie jetzt nicht als so krasse Draufgänger ein, aber was soll man denen erklären?! Die gucken auch Fernsehen, nachts oder abends, mein Vater hat sich mit Sicherheit auch immer so Filme reingezogen wo krasse Sprüche fallen. Da will ich eigentlich auch gar nichts erklären, das ist eben so mein Ding und ich mache das einfach. Sie verstoßen mich jetzt nicht.
rap.de: (lacht) Na dann ist ja gut. Du machst ja auch keinen Hehl aus deinem Drogending, was und warum konsumierst du?
SD: Naja, ich stelle mich ja nicht hin und sage ich konsumiere, ich konsumiere überhaupt nicht. Ich bin auf jeden Fall komplett clean, das wissen ja auch alle die mein Album gehört haben.
rap.de: (lacht) Du lügst doch!
SD: Schlag mich doch. Also ich kann allen Kindern nur davon abraten das zu machen, und möchte mich auch nicht hinstellen und irgendwie sagen, dass das nachahmungswürdig ist, was einige Leute machen.
rap.de: (lacht) Ich merke schon, du möchtest da nicht so drüber reden.
SD: Naja, worüber reden. Du bist ein 24-jähriges Mädchen aus Berlin, du weißt was abgeht. Ich bin jetzt nicht in so einer Phase in der ich mir irgendwie den Kopf wegknallen muss, um irgendwie Spaß zu haben. Wie gesagt, das Album habe ich auch in einem nüchternen Zustand gemacht und profiliere mich nicht darüber, dass ich alles Mal ausprobiert habe. Ich meine, es gibt ja auch Leute die vernünftig sind, die schon seit Jahren mit ihrer ersten Liebe zusammen sind und das seit über 10, 15 Jahren und schon ihr ganzes Leben fest durchgeplant haben. Ich war nie einer von den Durchgeplanten, deswegen bin ich auch an vielen Punkten im Leben aufgeschlagen. Das ist aber ganz normal, da bin ich ja nicht der Einzige.
rap.de: Naja, nur kommt es ja nicht von ungefähr, dass man dich und deinen Namen mit Drogen assoziiert. In deinen Liedern thematisierst du das Thema immer wieder, oder bei MySpace deine Bilduntertittel “Auf Pappe“ o.ä.
SD: Ja, das Lustige ist ja, dass es eben einige Leute gibt die mir das vorwerfen, so “Öööh, Junkie“. Die haben das vor ein paar Jahren noch selbst abgefeiert. Das ist auch witzig. Deswegen, solange man in seinem Leben da hin kommt wo man hinkommen möchte, kann man machen was man will. Es kann einen schneller erwischen als man denkt, es ist ein schleichender Prozess, und da möchte, glaube ich, keiner der halb/-vernünftigen Leute hin. Daher kann ich nicht dazu aufrufen, dass zu machen, siehe Mich!
rap.de: Glaubst du, dass es in Deutschland jemanden gibt, der besser ist als du?
SD: Menschlich gesehen mit Sicherheit. Rapmäßig gesehen glaube ich, dass es gar keinen Besten gibt. Das liegt auf jeden Fall alles nur im Auge des Betrachters. Für sich selber sollte man sowieso immer versuchen der Beste zu sein, damit man sich später nicht sagen muss, man hätte nicht alles versucht, das sollte man aber bei allem machen. Wenn du zum Beispiel gerade einen neuen Job hast und nach einer Woche wieder rausfliegst, dann denkst du dir "Boaah Scheiße", ich hab‘ nicht alles gegeben, jetzt muss ich wieder einen neuen Job suchen.
rap.de: Wen feierst du eigentlich persönlich in Deutschland?
rap.de: Du kannst also selbst nicht so richtig Fan sein?
rap.de: Bist du eigentlich eitel? Bei einem Interview hast du auf deinen Unfall (2007 hatte SD sich bei einem Arbeitsunfall das Becken und ein Knie gebrochen, Anm.d.Red.) angesprochen erwähnt, dass die paar zusätzlichen Kilo vom Krankenhausaufenthalt bald wieder weg sein werden.
rap.de: Wie sieht denn so der Samstagabend eines SD aus, wie kann man sich das vorstellen?
rap.de: Und was gibt’s da so Gutes im Fernsehen?
rap.de: Wie du vorhin schon erwähnt hast, bist du jetzt 27 Jahre alt. Wo siehst du dich denn in etwa 3 Jahren? Musikalisch als auch privat.
rap.de: Auf dem Track “Schuld“ sagst du: “Der liebe Gott hat mir die Kraft gegeben um das hier zu schaffen“. Bist du gläubig?
rap.de: Woran meinst du liegt es, dass die Menschen erst anfangen zu Beten wenn es ihnen schlecht geht?
rap.de: Und zu guter Letzt, was können deine Fans als nächstes von dir erwarten?