Promoe ist schon seit Jahren im Rapgame dabei und es sollte eigentlich jeder schon mal etwas von ihm gehört haben. Oder von seiner Band Looptroop. Insgesamt hat er sechs Alben veröffentlicht, drei davon im Alleingang. Nun herrscht in der europäischen Rapwelt häufig das Vorurteil, dass Rapper mit einem solchen methusalemschen Rapalter (seit 20 Jahren am Mic) wie Promoe zur Oldschool gehören und für die heutige Zeit einfach keine Relevanz mehr besitzen. Anders bei unserem englisch rappenden, schwedischen Protagonisten. Er ist wie ein guter Wein, mit den Jahren wird er immer besser. Und so alt und so passend dieser Vergleich ist, so ähnlich ist es bei Promoe. Seine Raptechnik setzt auch heute noch Maßstäbe. Seine Collabos sind mehrsprachig über den ganzen Erdball verteilt. Und seine Musik wird nur von Top-Produzenten auf dem Höhepunkt ihres Schaffens geschustert. Einzig und allein seine problembelastete Themenwahl könnte dem „Conscious-Rapper“ ein Bein stellen, doch das hat es in der Vergangenheit auch nicht getan. Nun ist er mit seinem dritten Solo-Album „White Man’s Burden“ wieder da, um als das schlechte Gewissen Europas, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Das gefällt euch nicht? Soll es auch nicht! Aber an Promoe kommt ihr trotzdem nicht vorbei. Zum Anlass des neuen Albums haben wir mit ihm gesprochen. Nachdenklich und besonnen antwortete er auf alle unsere Fragen.
rap.de: Zu aller erst einmal: Was fasziniert dich so am jamaikanischen Lifestyle und der jamaikanischen Musik? Du nimmst ja viel auf Jamaika auf und featurest auf deinem Album auch einige Leute von dort.
Promoe: Also eigentlich ist es mehr die Musik. Ich mag auch die Spiritualität, die dort herrscht, aber vorrangig mag ich die Musik. Und warum ich die Musik mag? Das ist schwer zu sagen. Musik ist schwierig zu erklären. Es sind wohl die Energie und die Riddims, teilweise aber auch die Messages.
rap.de: Die jamaikanische Musik ist ja einerseits eine sehr kritische und nachdenkliche Musik und anderserseits auch eine starke Partymusik. Auf deinen älteren Alben und auch auf dem Neuesten gab und gibt es so gut wie keine Party-Songs. Gibt es für dich einfach keinen Grund zu feiern, oder willst du nur keine Party-Songs machen?
rap.de: Kommen wir zum Album. Für die, die das Album nicht kennen, was bedeutet der Albumtitel „White Man’s Burden“ genau?
Promoe: Das ist ein alter Ausdruck aus Kolonialzeiten. Es ist zwar ein historischer Begriff, aber seine Bedeutung ist heute immer noch aktuell. Er bedeutet, dass die weiße Rasse für sich in Anspruch nimmt alles zu wissen und dem Rest der Welt erklären zu müssen, wie er zu leben hat. Welche Religion die Beste ist, das Demokratie die beste Gesellschaftsform ist, usw., aber dieses Lehrertum ist reine Zerstörung. Zum Beispiel im Nahen Osten. Diese Form der Einmischung hilft Niemandem. Ich wollte diesem Begriff nun eine neue Bedeutung geben, denn ich glaube nicht an die originale. Für mich ist die wirklich Bürde der weißen Rasse die Illusion und die Lüge selbst, der die weiße Rasse sich hingibt, dem Rest der Welt überlegen zu sein. Das lässt die Menschen auch eine Menge Schuld und Scham fühlen. Die Leute wollen darüber zwar nicht nachdenken, aber sie fühlen diese Schuld und Scham. Es ist Teil unserer Leben, Teil unseres Bewusstseins.
rap.de: Hast du ein Antwort darauf was wir, die weißen Menschen in Europa, heute, in 2006, gegen diese Bürde tun können?
Promoe: Hmmm, also keine einfachen Antworten. Der Anfang wäre, dass die Menschen sich diesem Problem öffnen und sich ihrer Geschichte bewusst werden, und wie sehr diese Geschichte auch immer noch Gegenwart ist. Erst wenn wir realisieren, dass etwas falsch läuft, können wir es ändern. Doch die Menschen in Europa glauben weiterhin, dass sie alles wissen und alles tun können. Das ist sehr schwer zu durchbrechen. Ich finde wir sollten anfangen darüber nachzudenken, ob wir wirklich diese Übermacht sind, oder vielleicht doch nicht. Die Europäer sind keine schlechten Menschen, doch die Tradition ist schlecht. Das ist sehr schwierig zu ändern, doch ich glaube nicht, dass das ein verlorener Kampf ist. Wir müssen eben einfach erkennen, dass wir genauso hilflos sind wie der Rest der Welt. Und dann können wir uns auch gegenseitig die Hände reichen und uns und der Welt helfen.
rap.de: Kriege, Religionen, Machtmißbrauch, Klimawandel? Was ist deiner Meinung nach das größte Problem, das die Menschen im Jahre 2006 haben und lösen müssen?
Promoe: Ähm, ich weiß nicht genau. Die hängen natürlich alle zusammen. Das Umweltproblem ist natürlich sehr kritisch. Wenn wir unseren Lebensraum zerstören und uns selbst die Luft zum Atmen nehmen, dann bedeuten die Kriege nichts mehr. Nun sind aber viele Umweltaspekte an die Wirtschaft gekoppelt, welche wiederum auch zusammenhängt mit einem Teil der Kriege. Es ist aber auch nicht so leicht, dass man sagen kann, dass die ganze Welt schlecht ist. Wo man ansetzen kann, das weiß ich aber auch nicht genau. Ich denke aber, dass es definitiv wichtig ist, dass die Länder der Welt sich ökonomisch annähernd die Waage halten. So lange die einen sehr reich sind und die anderen sehr arm, wird es immer Konflikte geben. Doch auch das wird natürlich schwierig zu ändern sein, denn die Reichen wollen ihren Besitz eben nicht teilen.
rap.de: Was ist deine Rolle in diesem Kreislauf? In der Presse-Erklärung sagst du, dass du als Teil dieser Welt dich und die Welt verändern möchtest. Du sagst auch, dass es manchmal unglaublich schwer ist, doch eigentlich hat niemand eine Wahl. Hältst du es für deine menschliche Pflicht die Welt zu verbessern?
Promoe: (Pause) Ja. Aber es ist wichtig sich bewusst zu machen, was meine Musik leisten kann. Es ist sehr abstrakt mit der Musik etwas erreichen zu wollen. Es geht vorrangig um die Kommunikation mit anderen Menschen, darüber zu sprechen, was ich denke und fühle.
rap.de: Du versuchst also die Menschen um dich herum zu verändern und hoffst darauf, dass diese dann die Leute um sich herum verändern?
Promoe: Eigentlich kann ich nur mich selbst verändern. Und das ist schon ein harter Kampf. Verändern kann ich meine Mitmenschen nicht, aber vielleicht inspirieren.
rap.de: Du bist ja Veganer. Ist das auch ein Protest gegen die Probleme, die dich umgeben?
Promoe: (Pause) Ja, es ist für mich ein Weg zu zeigen, dass ich die Tierindustrie nicht unterstützen möchte. Auch sie zerstört unsere Umwelt und die Qual der Tiere ist einfach unnötig, nur um ein gutes Produkt auf unseren Tellern zu haben. Ich bin nicht generell gegen das Töten von Tieren, das gehört ja zur Natur dazu, aber das könnte auch alles in einer die Natur unterstützenden Art und Weise passieren. Mich stört einfach der industrielle Massenmord. Und ohne diese Industrie hätten wir auf der Welt auch wesentlich weniger Tiere, die gefüttert werden müssten. Und mit diesem Futter könnten wir die hungernden Menschen besser ernähren. Also die Massen-Tier-Industrie hat viele schwerwiegende Auswirkungen.
rap.de: Lass uns über den kulturellen Imperialismus Nordamerikas reden, den du ja schon seit Anfang deiner Karriere thematisierst. Im Song „Anti-Mickey“ benutzt du Mickey Mouse und Walt Disney als Symbol für diesen kulturellen Imperialismus. Was würdest du sagen, ist heute der größte kulturelle Einfluss Amerikas auf die Welt?
Promoe: Ich denke einer der größten kulturellen Einflüsse der USA auf den Rest der Welt ist HipHop. Als ich HipHop für mich entdeckt habe, gab es noch viele kritische Stimmen. Die gibt es zwar noch, aber sie sind nicht mehr so präsent. Die wirklich großen Namen heute sind meistens keine kritischen Rapper mehr, so wie Public Enemy oder KrsOne.
rap.de: Die Kritik ist vielleicht auch einer der Gründe, warum sich dein Album so relevant anhört. In Europa ist ja die gleiche Entwicklung wie in den Staaten zu beobachten.
Promoe: Ich würde sogar sagen auf der ganzen Welt. Es gibt die kritischen Rapper immer noch, auch überall, aber wir nehmen sie nicht wahr. Wenn ich mir heute ein neues KrsOne– oder Public Enemy-Album anhöre, dann bewegt es mich nicht auf die gleiche Weise wie es das früher getan hat. Wir brauchen den neuen Stil vom HipHop heute und müssen ihn mit Conscious-Rap vereinen.
rap.de: Auf deinem Album gibt es ja auch die Line „I don’t want back the oldschool, since the old heroes sounding like bitter old fools“. Meinst du damit Leute wie KrsOne und Public Enemy?
Promoe: (Pause) Puh, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich bei der Line an jemand besonderen gedacht habe. Ich rede in dem Song ja von 50Cent, Juelz Santana und generell dem Dipset-Sound. Ich wollte halt ausdrücken, dass ich die neuen Sachen nicht immer gleich Scheiße finde und die alten Sachen zurück haben möchte. Mir gefällt vielleicht nicht immer was an neuen Sachen erscheint, aber deswegen will ich noch lange nicht die Oldschool-Musik und das Independent-Gefühl aus den Anfängen der Neunziger zurück, die ich immer noch sehr mag. HipHop heute muss schon wie HipHop heute klingen.
rap.de: In Deutschland ist das ähnlich. In den Neunzigern gab es viele Rapper, die sich Gedanken über die Welt gemacht haben und auch darüber gerappt haben. Heute dominiert Battle- und Gangsta-Rap. Es gibt diese Conscious-Rapper zwar immer noch, aber die jammern meistens nur noch rum. Sie sind „bitter old fools“ wie du so schön gesagt hast.
Promoe: In Schweden gibt es nicht wenige Leute, die dasselbe über mich denken. In vielen Reviews stand, dass mein Album so wie es jetzt erschienen ist, vorauszusehen war, dass ich schon sehr lange über das Gleiche rappe und dass sie langsam mal etwas Neues wollen. Ich will die neuen Sachen natürlich auch, aber ich muss auch einfach über bestimmte Sachen reden. Mir wird aber vorgeworfen, dass ich gar nicht mehr sehe, was ich da besinge.
rap.de: Also, dass du ein Backpacker bist, daran besteht kein Zweifel, aber du rappst schon auf einem technisch sehr anspruchsvollen und auch modernen Niveau, oder?
Promoe: Daran habe ich gar nicht wirklich gedacht. Mir ist es wichtig gute Musik zu machen. Es freut mich natürlich, dass du das so siehst, denn ich will nicht veraltet klingen. Da ich aber generell nicht so viel HipHop höre, weiß ich nicht wirklich, was raptechnisch momentan so up to date ist. Ich höre zwar manchmal neue Sachen, aber ich analysieren sie raptechnisch dann nicht auseinander.
rap.de: Wie du rappst, das wirkt schon sehr souverän und leichtfüßig.
Promoe: Es ist für mich aber nicht leicht meine Raps zu schreiben. Heute dauert es sogar länger als früher, denn ich gehe die Texte etliche Male durch, bevor ich sie aufnehme. Und dann hoffe ich aber, dass es sich leichtfüßig anhört. Ich übe wirklich sehr lange, bevor ich etwas aufnehme. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, dass ich mich da zu sehr reinsteigere. Wenn ich zum Beispiel in Jamaika aufnehme, dann gehen die Künstler in die Booth, drehen von 0 auf 100 auf und spitten ihren Part mit voller Energie ein und sind durch damit.
rap.de: Gibt es Leute, die dir Ratschläge geben, wie du deinen Rap verbessern kannst? Die dir auch mal sagen, wenn einer deiner Raps wie aus den Neunzigern klingt, dass du dann zum Beispiel mal Doubletime oder Ähnliches versuchst?
Promoe: Wenn es um den Flow geht, da mache ich schon mein eigenes Ding. Ich bespreche mich zwar mit meiner Freundin und meinen Kollegen, aber dann nur wegen der Inhalte und eventueller Textideen. Den Flow lasse ich mir von der Musik vorgeben. Ich habe aber auf dem neuen Album bei den Produzenten, vor allem bei Jimmy Ledrac, nach einigen Spezial-Beats gefragt, die experimenteller klingen sollten. Auch nicht zu experimentell, dass die Leute die Musik vielleicht nicht verstehen würden, aber doch irgendwie anders. Und doch sollten sie Hitcharakter haben, und zwar nicht wie die klassischen HipHop-Hits, sondern eben neu. Und darauf gilt es für mich natürlich auch neu und experimentell zu rappen und zu flowen.
rap.de: Im Vorfeld hast du verlauten lassen, dass das Album eine Art Abrechnung mit dir selbst ist, deinem europäischen Erbe, und den Problemen, die dich umgeben haben. Und da habe ich mich natürlich gefragt, ob du das Album für dich oder für deine Hörer gemacht hast?
Promoe: (lange Pause) Puh, ich denke für mich und die Hörer gleichermaßen. Ich wollte schon immer Musik machen, die aus mir selbst kommt. Wenn ich über Sachen nachdenke, dann muss ich sie niederschreiben und Songs daraus machen, um es selbst zu verstehen. Und wenn ich es veröffentliche, dann will ich natürlich auch Reaktionen von den Leuten auf meine Musik. Mir ist es wichtig über Sachen zu schreiben, die universell sind, die auch nicht einfach zu verstehen sind. Ich habe nie Sachen gemacht, die sich für mich nicht gut angefühlt haben. Es kommt zwar nur aus mir, aber ich bin immer noch Teil dieser Welt, und da ist es natürlich notwendig, dass die Leute meine Sachen verstehen.
rap.de: Sag doch mal, woher eigentlich dein Name Promoe kommt.
Promoe: Also, ich habe mich Anfang der Neunziger für diesen Namen entschieden. Damals wurde das Wort in vielen HipHop-Texten gebraucht, so nach dem Motto: Ich mach Promo für mein Album und so und ich fand das Wort hat geflasht. Außerdem ist mein richtiger Name Morten und pro steht ja oft für professionell. Das kann man dann zusammenfügen zu Professionel Morten: Promoe. (lacht) Halt ein typischer Name, wie man ihn mit 16 oder 17 wählt.
rap.de: Und was sind deine Einflüsse? Wenn du dich jetzt zwischen Prince, David Bowie, oder Frank Sinatra entscheiden müsstest, was würdest du sagen, wer dich am ehesten beeinflusst hat?
Promoe: (lange Pause) Keiner von denen. (lacht)
rap.de: Und wer beeinflusste dich nun wirklich?
Promoe: Bob Dylan, Bob Marley, George Clinton. Aber zu denen, die du gesagt hast, würde ich sagen, das David Bowie mein Favorit wäre. Ich habe zwar nicht viel von ihm gehört, und das was ich gehört habe, hat mich auch nicht besonders inspiriert, aber seine Verkleidungen und seine Bühnenshow waren schon sehr cool. Ich habe natürlich auch Prince schon gehört, aber mit den Künstlern habe ich mich eigentlich nie richtig auseinandergesetzt.
rap.de: Und von deinen Dreien, welchen Künstler würdest du gerne nochmal samplen oder covern oder von welchem Song die Idee benutzen?
Promoe: (Pause) Eigentlich benutze ich schon viele Bob Marley– und Bob Dylan-Sachen. Ich zitiere sie sehr häufig in meinen Lyrics. Ich arbeite momentan sogar an einem Bob Dylan-Cover, das demnächst auch erscheinen wird. Ich habe nur noch nicht aufgenommen. Darum möchte ich auch noch nicht sagen, welches es ist. Bob Marley zu covern ist da schon schwieriger. Er war so ein guter Sänger. Bob Dylan hat natürlich auch gut gesungen, aber da ging es immer mehr um die Lyrics. So ist es für mich leichter Bob Dylan zu covern, ohne wie ein möchtergern-singender Vollidiot dazustehen. Aber Bob Marley ist aber in vielen meiner Songs durch Zitate verewigt.
rap.de: Und mit welchem Künstler würdest du gerne noch mal zusammenarbeiten?
Promoe: Wir haben sehr hartnäckig versucht Gentleman auf das Album zu bekommen. Ich traf ihn aber erst in Schweden als wir schon alles aufgenommen hatten. Ich habe auch seine Telefonnummer, aber es ist immer schwierig einfach so anzurufen. Und Gentleman ist ein sehr beschäftigter Künstler. Aber das wäre eine schöne Erfahrung.
rap.de: Auf deinem neuen Album finden wir den Satz: „You don’t have to speak german to know the meaning of Angst.“ Wie kommst du eigentlich zu so einer Line?
Promoe: Auf verschiedene Arten. Einerseits ist die schwedische Sprache sehr vom Deutschen beeinflusst, die Sprachen sind sich ziemlich ähnlich. Und es gibt im Schwedischen das Wort „ongest“. Wir benutzen aber auch manchmal das Wort „Angst“, weil es ein noch intensiveres Gefühl ausdrückt. Andererseits haben die Menschen in Deutschland spezielle Fragen zu ihrer Identität zu beantworten gehabt, besonders nach dem Krieg. Puh, das ist schwierig zu erklären… Ich wollte wohl damit ausdrücken, das wir alle Gründe für große Angst in uns haben, und das wir diese Angst nicht erklären können, sondern nur fühlen. Zum Beispiel ist es in Schweden absolut üblich zu verleugnen, dass auch die Schweden dazu beigetragen haben, dass Hitler tun konnte, was er getan hat. Wir übernehmen nicht die Verantwortung unserer Geschichte ins Gesicht zu blicken. Also manchmal benutze ich in den Texten Klischees und skizziere sprachliche Bilder, die in der Gesamtheit auf den Hörer wirken müssen. Es fällt mir schwer, diese dann in Interviews zu erklären. Von dieser Erklärung, dieser Definition versuche ich mich in meinen Texten gerade zu befreien. Vielleicht stimmt das Klischee nicht, aber bei uns existiert so ein Gedanke, dass die deutsche Jugend, aufgrund ihrer Geschichte und der Scham und der Schuld Angst vor einem einheitlichen Europa hat. Und selbst wenn das nicht stimmt, ist es zumindest vorstellbar. Es geht also ungefähr darum, dass jeder Gründe für tief verwurzelte Ängste mit sich rumträgt.
rap.de: Du und Looptroop, ihr seid ja auch für sehr schweißtreibende und vor allem lange Konzerte bekannt. Die großen amerikanischen Stars kommen nun für Konzerte nach Europa, wollen um die 50 Euro haben und spielen dann aber nur 45 Minuten. Was denkst du darüber?
Promoe: Naja, wenn wir in Schweden spielen, dann ist das auch eine ganz andere Sache. Wir spielen dort nie länger als 70 bis 75 Minuten. In Deutschland habe ich das Gefühl, dass die Leute ein längere Show erwarten. Ich weiß nicht warum, aber die schwedischen Zuschauer sind schnell gelangweilt und werden der Veranstaltung überdrüssig. Die wollen einfach nach einer Stunde langsam wieder nach Hause. Ich möchte den Menschen geben, wofür sie gekommen sind, und wofür sie bezahlt haben. In Schweden gähnen die Leute dich eben nach einer bestimmten Zeit von der Bühne. Wenn ich dann nach Deutschland komme, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Wir haben jetzt in Schweden auch eine Tour, die sehr teuer ist, weil wir zwei große Künstler sind und viel Equipment und Personal bezahlt werden muss. Das schlägt sich natürlich im Preis nieder. Wenn ich nach Deutschland komme, werde ich wohl aber allein kommen und dann gibt es für wenig Geld viel Show. Doch man muss auch darauf achten, dass die Show Power hat und wenn man sie zu lang macht, dann ist am Ende schnell mal die Luft raus. Mein neues Album hat ja auch mehr langsame als schnelle Nummern. Ich muss also sehen, wie ich das Live-Set gestalten werde. Das ist jedes Mal wieder eine Herausforderung. Aber ich denke es wird den Leuten gefallen, ich bringe ja auch einige Erfahrungen mit.
rap.de: Danke für das Interview, es war sehr interessant.
Promoe: Ich bedanke mich.