Maeckes und Plan B dürften den meisten Rap-Heads in Deutschland mittlerweile ein Begriff sein. Nicht nur, dass sie in diesem Jahr die Mainstage des Splash! moderierten, dort auf der mzee-Bühne auch einen viel gefeierten Auftritt hatten, sie ein Album namens „Als wärs das Album“ veröffentlicht haben, nein, sie machen nebenbei auch noch Theater und schreiben Bücher. Das überrascht euch nicht wirklich? Ihr habt euch sowas schon gedacht? Ihr habt auch den Wortwitz der Jungs auf dem Album gefeiert? Ihr liebt ihren Style mit dem sie ihre Geschichten vortragen? Ihr findet auch, das ist schon ein kleines bisschen Kunst? Dann lest dieses Interview…
rap.de: Wart ihr aufgeregt die Mainstage des Splash! dieses Jahr zu moderieren?
Plan B: Die Aufregung im Vorfeld ging. Und wir hatten ja mit ganz vielen Menschen gerechnet, und als es dann um 14 Uhr angefangen hat, waren halt nicht ganz so viele da. Da war die Aufregung nachher auch relativ schnell weg, weil wir es ja auch gewohnt sind auf Bühnen zu stehen. Schade war, dass wir nicht ganz so viel moderieren konnten, wie wir gerne gewollt hätten. Der Bühnenmensch hat ständig gesagt, dass für die Ansagen keine Zeit mehr sei. Und wir hatten uns wirklich zu jedem Act eine lustige Anmoderation überlegt. Die meisten davon konnten wir leider nicht machen und das hat uns ganz schön angekotzt. Aber wir haben dann ordentlich Wodka-Redbull getrunken und gefeiert.
rap.de: Was ist euer Fazit? Was waren eure coolsten und welches eure beschissensten Momente?
Maeckes: Also der coolste Moment war auf jeden Fall unser eigener Auftritt. Das war sehr, sehr gut, da sind die Leute voll drauf abgegangen. Es kamen dann immer mehr Menschen. Das war schon sehr cool. Und der schlechteste Moment? Puh, das ist gefährlich. Da gab es viele Momente. Zum Beispiel wollte ich mir K.I.Z. anschauen und war aber einfach zu betrunken und hab mit einer Menge Leute gequatscht und mit denen irgendwas gemacht. Und da habe ich es nicht mehr rüber geschafft zur Bühne. Ansonsten war natürlich der Kollegah-Auftritt gefährlich. Das lief unter Fremdschemen, wie Plan B gerade von der Seite reingesagt hat.
rap.de: Gebt doch mal einen Eindruck davon, wie es hinter den Kulissen so abgeht beim Splash!. Das ging für euch ja nicht nur von Freitag bis Sonntag. Wie habt ihr euch vorbereitet?
Maeckes: Also im Vorfeld, als wir noch gedacht haben, dass wir richtig viel moderieren müssen, da haben wir uns regelmäßig getroffen und über die Acts schlau gemacht. Eigentlich hingen wir nur in der Sonne rum und haben uns gefragt, was wir da so machen können. Wir haben auch viel geprobt. Also das Splash! dieses Jahr war für uns eine Frau, die uns richtig heiß macht, man hat die ganze Zeit Bock und legt sich voll ins Zeug, und wenn man dann eigentlich ran darf, dann sagt sie: Nee, lieber doch nicht. Also was wir da mit unserer Moderation gemacht haben, war allerhöchstens Petting.
rap.de: Mit dem, was ihr gemacht habt, seid ihr aber zufrieden?
Maeckes: Ja, wir sind mit der Zeit zufrieden, die wir dort hatten. Der Auftritt war cool und wir haben viel mit coolen Leuten abgehangen. Es hätte noch optimaler sein können, mit etwas mehr moderieren, aber wir hatten trotzdem ein gute Zeit.
rap.de: Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht rappt, produziert oder moderiert. Gebt mal etwas preis, was hinter den Namen Maeckes und Plan B steht.
Plan B: Also wir sind sehr vielseitig. Wir machen Theaterprojekte nebenher. Wir haben ein eigenes Theaterstück geschrieben dieses Jahr. Das heißt „Das Duell„. Wir haben ein Genre für uns aufgemacht, das wir Rap-Up-Comedy nennen. Dann machen wir momentan noch ein ganz normales Theaterprojekt, dass nichts mit Rap zu tun hat. Also viele Sachen in die Richtung. Ansonsten immer nur rappen, rappen, rappen, auch wenn wir nicht rappen.
Maeckes: Von meiner Seite kommen noch Poetry-Slams und Lesungen und sowas. Ich habe ja auch schon ein Fabelbuch geschrieben und außer Anne (Anm. d. Red.: rap.de- Chefredakteurin) weiß es glaube ich niemand.
rap.de: Das verwundert nicht unbedingt, wenn man sich länger mit euch beschäftigt. Die Sachen auf deiner Homepage, vor allem dieses Projekt 237/1 haben schon einen recht postmodernen lyrischen Touch.
Maeckes: Da magst du Recht haben. Ich hätte das wahrscheinlich nie als postmoderne Lyrik betrachtet, weil ich das eigentlich nie betitelt habe, was ich da mache und die Texte sind auch nicht alle von mir. die sind schon real eingeschickt worden, aber ein lyrischer Ansatz ist bei uns auf jeden Fall schon da.
rap.de: Wie wichtig sind euch das Wort und die Dichtung?
Maeckes: Also ganz am Anfang ging es uns nur ums Rappen. Bei mir zumindest. Da ging es nur darum, den Beat zu treffen und lustige Sachen zu sagen. Umso mehr ich mich jedoch damit beschäftigt habe, umso wichtiger wurde mir auch das Wort. Ich setze mich viel damit auseinander. Ich habe halt auch schon früh angefangen Gedichte, Kurzgeschichten und eben Fabeln zu schreiben. Also das Wort ist sehr wichtig, weil es unser Geschäft ist. Damit beschäftigen wir uns ja die ganze Zeit. Wenn es uns persönlich nicht wichtig wäre, dann wären wir ja schlechte Arbeiter.
Plan B: Word! Also ich schreibe ab und zu noch Kolumnen und Reviews und beschäftige mich ebenso gerne mit dem Wort wie mein Partner Maeckes hier. Ich habe nur noch keine größeren Pläne damit, außer halt Rap.
rap.de: Auf „Boogie ist der Man“ gibt es die Line: …bis der letzte Kunstbanause mit Tomaten schmeißt. Seht ihr das, was ihr textlich macht als Kunst an?
Plan B: Puh… Mmmh…
Maeckes: Das weiß ich wirklich nicht.
rap.de: Na, wenn du sagst, du bringst ein Theaterstück auf die Bühne, dann ist das erstmal schon allgemein anerkannt Kunst. Hebt sich das dafür Geschriebene denn so sehr von den Rapsachen ab? Das bist ja dann immer noch du, das sind ja immer noch deine Wörter.
Plan B: Das stimmt schon. Also die Sachen heben sich nicht voneinander ab, die beeinflussen sich auch. Mir ist es auch egal, ob die anderen das als Kunst ansehen. Ich mach einfach, was ich mach. Und die, die mit Tomaten schmeißen wollen, bitte schön.
rap.de: Naja, du benutzt ja aber den Begriff Kunst. Also musst du dir die Frage, ob du deine Sachen für Kunst hältst schon gefallen lassen.
Plan B: Ok, ich lass sie mir gefallen und beantworte sie mit: Ja, es ist Kunst. Eine Wortkunst und eine Entertainmentkunst.
Maeckes: Also ich würde sagen, das künstlerische Ansätze da sind, aber ich würde das nicht als Kunst bezeichnen.
rap.de: Warum nicht?
Maeckes: Weil Kunst in meinen Augen die extreme Beschäftigung mit einem Thema ist und auch ein extremer Ausdruck davon ist, in einer Performance oder einem Bild oder einem Text. Also ich denke schon, dass künstlerische Ansätze da sind, aber für Kunst müssten wir uns noch intensiver und psychopathischer damit auseinandersetzen. „Als wärs das Album“ ist vielleicht Kleinkunst. Ich bin mir aber sicher, dass Maeckes und Plan B noch Kunst machen werden.
rap.de: Die Auseinandersetzung damit, was Kunst ist, siehst du die eher im Künstler oder im Konsumenten? Also als Beispiel nehme ich mal deine Homepage. Die muss man sich ja richtig erarbeiten. Und bei eurem Album ist das ja ähnlich. Ist es ein Prinzip von Maeckes und Plan B dem Konsumenten das Konsumieren nicht zu leicht zu machen? Und wenn der Konsument sich intensiv mit euren künstlerisch angehauchten Sachen auseinandersetzen muss und dies auch tut, ist das dann nicht auch schon Kunst?
Maeckes: Also, wenn man das so betrachtet, hast du schon irgendwie Recht. Also den Zugang nicht zu leicht zu machen, ist auf jeden Fall ein grundlegendes Prinzip von uns. Da stehe ich auch voll dahinter, weil alle immer versuchen den Zugang so leicht wie möglich zu machen. Das mag ich nicht. Für mich war es schon immer cool, wenn ich Künstler oder Bands für mich gefunden hatte, da trotzdem weiter suchen musste und mich damit beschäftigen musste. Es sollte bei Musik so sein, dass ein paar Sachen dabei sind, die du gleich verstehst und ein paar, die du dir erarbeiten musst.
rap.de: In Anlehnung an dein Projekt Zukunftsmenschen auf deiner Homepage wollt ich fragen, ob ihr denkt, dass man mit Rap die Welt verändern kann und ob ihr das wollt?
Maeckes: Als ich angefangen habe, war ich auf jeden Fall so naiv, dass ich geglaubt habe, dass ich alles damit ändern kann. So, dass man einen Satz aufschreibt und eine Millionen Menschen laufen einem mit Fahnen hinterher. Davon bin ich aber abgekommen, denn wenn man das möchte und seinen Zeigefinger aus der Nase nimmt und versucht etwas zu propagandieren, dann klappt das irgendwie nicht mehr. Ich glaube aber schon, dass man Sachen im kleinen Rahmen verändern kann. Wenn es jemanden gibt, dem etwas aufgefallen ist, und der sich Gedanken macht über ein spezielles Thema, dann kann der schon etwas verändern und Einfluss nehmen. Die Revolution und die Welt zu verändern, dass mache ich aber erst wenn ich die Weltherrschaft an mich gerissen habe, und das muss ich irgendwie anders machen. Mit Rap wird es sehr schwer.
Plan B: Bis jetzt habe ich mir noch keine Veränderung vorgenommen, und ich halte das auch für sehr schwer. Da muss man sich echt was Starkes überlegen, und bis jetzt war noch keiner ansatzweise so weit irgendwas zu verändern.
rap.de: Also ist es euch bisher wichtiger, bestimmte Sachen zu kritisieren und euch drüber lustig zu machen, aber verändern wollt ihr sie nicht?
Plan B: Also wir verändern erst einmal die kleine Situation, wie zum Beispiel den Rap. Wir machen einen anderen Rap in diesem Einheitsbrei. Da kann man natürlich was verändern. Die Weltherrschaft müssen wir aber mit etwas anderem erreichen als mit Rap, und dann können wir wirklich was verändern.
rap.de: Musik ist also eher Unterhaltung als Anspruch?
Plan B: Nee, definitiv beides. Also wenn man meine Lyrics hört, kann man schon denken, dass ich nur auf Unterhaltung aus bin, aber gib mir noch ein bisschen Zeit und dann kommt auch noch der Anspruch und alles andere hinzu. Ein gewisser Anspruch ans Entertainment ist mir aber auch ganz wichtig. Es soll ja keine flache, blöde Slapstick-Unterhaltung sein, sondern einfach cool gemacht. Das ist bisher mein Anspruch an mich selbst gewesen
rap.de: In einer alten Review zu einem von euch beiden, habe ich gelesen: Er benutzt sein Stimme wie ein Instrument. Und auf dem neuen Album ist halt auch stark auffällig, dass ihr viel mit Betonungen, Rhythmen und Geschwindigkeiten arbeitet. Hebt euch das vom momentanen Rap-Deutschland ab?
Plan B: Das kann ich schlecht sagen, weil ich mich ja nicht von außen sehe. Wir versuchen auf jeden fall nicht in diese gängigen Rap-Techniken zu verfallen, in den einfach die Wörter ausgetauscht werden. Das machen im Moment einfach zu viele. Wir schreiben mehr aus dem bauch heraus und versuchen nicht irgendwelche Reime oder Doppelreime zu erzwingen. Wir rappen einfach drauf los und dann kommt es ganz automatisch, dass man mit Geschwindigkeiten und Betonungen spielt. Das ist aber nicht wirklich bewusst.
rap.de: Sagt doch mal, wo ihr die Unterschiede zwischen euch seht.
Maeckes: Privat oder auf Rap bezogen?
rap.de: Wenn du schon so fragst, dann würde ich gern beides wissen.
Maeckes: Ok, auf Rap bezogen würde ich sagen, dass Plan B die Ambitionen hat der deutsche Jay-Z zu sein mit ein bisschen Redman drin und …(lacht). Also für mich ist er einfach nur Rap. Also jetzt nicht irgendwie so großkappig und groß-t-shirtig, sondern so, dass der das einfach verkörpert. Ich kenn den nur rappend. Er macht rappend alles kaputt und hat dieses Zeug einfach in sich. Das ist natürlich und nicht aufgesetzt. Ich für meinen Teil bin schon auch sehr Rap, aber irgendwo auch überhaupt nicht. Um das in einem Bild zu beschreiben, würde ich sagen dass mein Kopf keinen Rap will, weil es dort nur Schranken und grenzen gibt, und mit meinem Kopf kann ich auch kein Rap hören, aber in meinem Herz pumpt so ein dreckiger 50Cent In Da Club-Scheiß-Proleten-Beat das Blut in meinen Körper, sodass ich gar nichts anderes machen kann. Die Unterschiede liegen darin, was wir für Musik hören und was wir für Musik machen wollen. Privat ist es so, dass wir eigentlich nur rumalbern und ständig irgendeine Scheiße machen. Wenn wir umhängen, sind wir eigentlich derselbe Mensch. Wir haben so eine fucking gute Zeit. Es gibt natürlich die Unterschiede, und wir sind auch ganz verschiedene Charaktere, aber es passt einfach.
rap.de: Das hast du aber schön gesagt.
Maeckes: Ja, das hätte auch fürs Poesie-Album sein können. (lacht)
Plan B: Da kann man nicht mehr viel hinzufügen. Man sollte uns einfach kennen lernen. Die Mischung machts, gerade weil wir verschiedene Menschen sind. Wenn wir aufeinander treffen kommt einfach alles Gute zusammen.
rap.de: Ihr seid ja nun zwei lustige Jungs, während des Interviews gab es viel zu lachen und auch auf „Als wärs das Album“ sind viele Sachen sehr, sehr lustig. Aber worüber könnt selber wirklich gut lachen? Was sind eure Lieblingskomiker?
Plan B: Also von den englischen Sachen finde ich Dave Chapelle wirklich sehr lustig. Dann gibt es da in Österreich diesen Josef Hader. Der ist unser König. Ganz ehrlich: das ist der lustigste Typ der Welt. Ansonsten gucken wir uns halt so viele Komiker gar nicht an. Ach, da gibt es noch Pablo Francisco.
rap.de: Wer ist das?
Plan B: Oh, da musst du mal im Internet auf die Suche gehen. Das ist so ein etwas dickerer Spanier und der ist unfassbar.
Maeckes: Also auf deutscher Seite, das ist aber Kabarett, auf jeden Fall noch Volker Pispers. In irgend so einem Wahn haben wir uns mal irgendwelche No Name-Typen aus den USA angeschaut, die in irgendwelchen Clubs irgendeine Scheiße gemacht haben. Da haben wir auch ein paar Gute gefunden, aber in letzter Zeit haben wir eigentlich kaum noch Comedy geguckt. Was halt überhaupt nicht geht, ist deutsche Fernseh-Comedy, leider. Ach, und Conan O’Brien ist auch unfassbar.
rap.de: Vielen dank für das Interview, lasst es euch gut gehen.
Plan B/Maeckes: Wir danken. Tschüss.