Die Deutschrap-Blase steigt unaufhaltsam und macht keine Anstalten zu Platzen. Das zog natürlich auch das ein oder andere Comeback nach sich. Curse, Denyo, Nico Suave, Ferris MC und viele andere betraten die Deutschrap-Bildfläche nach Jahren der Abwesenheit erneut. Einige wünschenswerte Comebacks lassen aber auf sich warten. Denen widmen wir uns in der Reihe „Deutschrap-Comebacks, auf die wir warten„.
Rhymin Simon ließ zwar mit „Die Säcke“ ein paar frische Verses von sich hören, aber ein waschechtes Comeback ist das nicht. Es macht nur noch mehr Hunger auf Neues vom Kingpint. Das Gründungsmitglied der Sekte steht für – wie würden einige Boulevard-Magazine sagen? – sexistischen Pornorap? Naja, dass Rhymin Simon sich seit jeher hauptsächlich auf koitale Thematiken beschränkte mag stimmen, aber der Humor des Ur-Berliners steht für sich. Wenn auf seinem Debütalbum „Egoboost“ von 2003 jeder einzelne Songtitel das Wort „Bitch“ beinhaltet (Eine Ausnahme: „Lasst uns chillen, Schlampen„), kann man das feiern – oder man lässt es halt.
Rhymin Simon selbst und seine sexuellen Vollzeit-Ausflüge sind einfach derart überzeichnet, geradezu karikiert, Punchline-lastig und slick vorgetragen, dass es ein reines Entertainment-Programm ist. Mit was für einer unverschämten Selbstverständlichkeit Simon Zeilen wie „Ich scheiß‘ ihr in den Mund und lass‘ sie raten was ich aß“ fallen lässt, das hat einfach einen einzigartigen Charme. „Der schöne Simon“ war wunderbar respekt- und rücksichtslos.
Eine gewisse Misogynie ist aber durchaus zu unterstellen: Der Grund für seine Trennung von der Sekte war das Signing bei Aggro Berlin. Genau genommen das Feature mit der deutschen Rapperin Brixx, das ihnen aufs Auge gedrückt wurde. Nicht mit Rhymin Simon und Vokalmatador. Und Tschüss. Ob dabei eine vielversprechende Rapkarriere verschenkt wurde? Egal. Mucke ging ja weiter. Bis 2006. Mit dem Best-of-Album „Bitchmoves (10 Jahre das schlechteste von Rhymin Simon)“ erschien das bis dato letzte Release des Kingpints.
Rhymin Simon hat einen unnachahmlichen Stil. Es gibt einfach keine Alternativen. Mit seinem Verschwinden entstand eine Lücke, die niemand füllen kann. Daher wäre eine neues Simon-Album ebenso erfrischend wie wünschenswert – und skandalträchtig. Zumindest, wenn man voraussetzt, dass es nahtlos an vorhergegangene Releases anknüpft. Da Simon mittlerweile ein Leben als 40-Jähriger Doktor der Chemie führt, fehlt es wohl schon alleine an Zeit, um zig Bitches wöchentlich zu bespielen. Aber zumindest Alice Schwarzer die Zornesröte ins Gesicht treiben – das sollte drin sein.