Lieber Blumio,
vielen Dank für deinen langen Brief. Offenbar hat meine Kritik an deiner Musik, vor allem am Inhalt bestimmter Texte von dir, dich hart getroffen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass du bei deiner Reaktion jegliche Professionalität vermissen lässt.
Statt dich mit der Kritik inhaltlich auseinanderzusetzen, ziehst du alles auf eine persönliche Ebene. Du begründest das u.a. damit, dass du es „müßig“ fändest, „jetzt hier jeden Punkt einzeln durchzugehen„. Weniger müßig erscheint es dir offenbar, alle möglichen Spekulationen darüber anzustellen, warum ich gerade deine Musik kritisiere und angeblich keine andere. Anscheinend ist dir entgangen, dass meine Artikel sich mit deiner Musik und deinen Texten und nicht mit dir als Mensch auseinandersetzen.
Dazu unterstellst du mir, ich würde deine Musik als „schlechten Einfluss für die Jugend“ bewerten. Wie jeder in der Review nachlesen kann, steht darin kein Wort davon. Ich habe an Musik auch noch nie den Anspruch gestellt, dass diese die Welt verändern soll, möglichst noch zum besseren. Wäre ja schön, wenn es so wäre, in 99,99% der Fälle ist es aber nicht so. Die Behauptung, dass ich bösen, harten Straßenrap grundsätzlich durchwinke, ist zudem erstens gar nicht wahr, und spielt zweitens auch überhaupt keine Rolle. Wenn ich über dein Album eine Review schreibe, ist es völlig egal, was ich über andere Alben geschrieben habe. Den Versuch, über eine – zudem unwahre – Behauptung die Kritik an deinen Texten zu relativieren, finde ich wiederum, genau: müßig.
Da du diesen Vergleich aber schon ins Spiel bringst: Wenn ein Haftbefehl, den du namentlich nicht erwähnst, aber ganz offensichtlich meinst, mit harten Worten über das Leben in sozial schwachen Gegenden rappt, und in seinen Texten zudem explizit die negativen Seiten dieses Lebens beschreibt, dann ist das für mich keine „beleidigende, Gewaltexzesse hochstilisierende“ Musik. Er will beschreiben, wie es in einem bestimmten Milieu abgeht und erfüllt diesen Anspruch meiner Meinung nach gut. Dein Anspruch scheint es jedoch zu sein, politisch aufzuklären – und an diesem Anspruch bist du meiner Meinung nach eben gescheitert. Das ist meine Meinung, die ich in einem namentlich gekennzeichneten Artikel schreibe. Mehr nicht. Reviews never personal.
Und nun zum Punkt: Dein Angebot zu einem Gespräch nehme ich gerne an. Allerdings unter einer Bedingung: Dass du dich für deine alberne Aktion entschuldigst. Jawohl, albern. Oder findest du es in Ordnung, private Bilder von Redakteuren zu posten, sie namentlich anzusprechen, wohl wissend, dass deine Fans mich und meine Familie unter dem Post auf unterstem Niveau beleidigen würden? In meinen Augen hat das etwas von An-den-Pranger-stellen – womit du dich nebenbei ein weiteres Mal ungewollt dem Vergleich (nicht der Gleichsetzung) mit Pegida aussetzt, denn solches Vorgehen gegen Journalisten gehört, wie du als politisch interessierter Mensch ja sicher weißt, zu deren Standardrepertoire.
Schöne Grüße
dein Oliver