Türkischer Rapper gegen Internetzensur

Nachdem in der jüngeren Vergangenheit bereits Rapper aus Tunesien (El General) und dem Senegal (Fou Malad) durch dezidiert politisches Engangement aufgefallen sind, hat sich nun auch ein türkischer Rapper durch mutige, regierungskritische Ansagen hervorgetan. Pit10 nennt sich der junge Mann, der mit bürgerlichem Namen Server Uraz heißt. Schon vor ein paar Wochen hat er ein Video ins Netz gestellt, auf dem er das neue Internetgesetz kritisiert, das in der Türkei am 22. August in Kraft treten soll.
 
Der Hintergrund ist, dass die religiös-konservative türkische Regierung ab Ende August neue Internetfilter einführen will, mit denen berispielsweise pornographische oder gewalttätige Inhalte gesperrt werden können. Laut dem Sprecher der türkischen Internetbehörde BTK, Tayfun Acarer würden diese aber nur auf ausdrücklichen Wunsch des Users aktiviert. Neben den restriktiven Filtern "Kinder", "Familie" und "Inland" solle es auch das Muster "Standard" geben, bei dem alles beim Alten bleibe.

Doch die Kritiker der türkischen Regierung, die der gemäßigt-islamischen Regierungspartei AKP vorwerfen, eine schleichende Kulturrevolution zu betreiben und die säkularen Prinzipien, die Staatsgründer Kemal Atatürk einst proklamiert hatte, zu verraten, schenken den Beteuerungen Acarers keinen Glauben.
Auch Pit10 ist offensichtlich misstrauisch: In seinem Song "Özgürlüğe Darbe" (dt. etwa: "Ein Schlag für die Freiheit") malt er die nahe Zukunft in düsteren Farben: "Was ihr Demokratie nennt, ist nur eine große Illusion", "Ein Schlag für die Freiheit! Was bleibt mir noch? Meine Zukunft ist eine Ruine!", "Die Menschenrechte werden vergewaltigt, das einzige Ziel ist es, unsere Gehirne zu leeren", rappt er wütend.

Immer wieder schön, wenn Rap sich an seine querulantischen, aufmüpfigen Anfangszeiten erinnert. Wir wünschen Pit10 jedenfalls alles Gute.