Die 187 Strassenbande hat etwas unnachahmliches, faszinierendes – und das beschert ihr eine wohlverdiente Sonderstellung im Straßenrap. Ob das auf die Realness, die authentischen Kein-Fick-Attitude, dem bedrohlichen Auftreten eines jeden Mitglieds oder etwas ganz anderes zurückzuführen ist, spielt dabei keine Rolle. Dieser gewisse Zauber jedenfalls ist es, der die Hamburger von anderen Straßenrappern unterscheidet – und dem Subgenre so neues Leben einhaucht. Auch der Sound der 187ers ist unverkennbar. Durchweg synthetische Bass-Bretter, die einen gelungenen Balanceakt aus zeitgemäßen Down-South-Drumkits und zeitlosen, drückenden Basslines gespickt mit G-Funk-Elementen darstellen, sorgen für den perfekten Soundtrack, um die Straßenrepresenter, Tickergeschichten und Ott-Eskapaden glaubwürdig und atmosphärisch zu untermalen. Der Sound ist einfach rund und stimmig. Selbst die gerade in deutschen Landen oft hineingezwängt und überflüssig klingenden 808-Snarerolls werden als sinnvolle Ergänzung und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl eingesetzt. Allzu tiefgründige Analysen sind da überflüssig. Die 187ers machen einfach. Aus Spaß und Liebe zum Rap.
Dass das Gesamtpaket derart mundet, liegt natürlich an einzelnen Komponenten, aber auch nicht zuletzt daran, dass die einzelnen MCs so gut miteinander harmonieren. Bereits im Intro wird klar gestellt: „Wir sind eine Familie Digger, verstehst du?“ – und das hört man. Das hier ist wirklich eine Bande, kein Haufen unabhängiger Künstler, die zufällig dasselbe Label teilen – und sonst nicht mal ein Stück Brot. Die Kombinationen der verschiedenen Künstler auf einem Track erscheinen nicht willkürlich zusammengewürfelt, sondern stimmig. Die Feature-Gäste Kontra K, Fatal, Momo und Hanybal runden das ganze ab und bringen noch mehr Abwechlungs in den Kader. So und nicht anders gehört sich das für einen Sampler. Das Format des Samplers wird hier nicht als Ausrede dafür missbraucht, eine halbgare Compilation abzuliefern. Das überlässt man anderen.
Gut, was die Rapskills angeht, so sind schwankt die Qualität doch beträchtlich, betrachtet man die einzelnen MCs losgelöst vom Kollektiv. Bandenchef Bonez MC ist ein Ausnahmetalent wie es im Buche steht und schafft es in jedem seiner raren Solotracks, etwa den „32 Bars“ von 2013, den Zauber, der die 187ers ausmacht, auch alleine perfekt einzufangen. Der eigensinnige und brachiale Stimmeinsatz mag dabei sicher nicht jedermanns Geschmack treffen. Aber Bonez hat einfach eine wahnsinnig glaubwürdige und ehrliche Präsenz, die auf den ersten Blick klar macht, dass der Mann sich nicht verbiegt. Auch Gzuz und Maxwell stechen sehr positiv heraus – die drei sind ganz klar die Zugpferde des Samplers. Sa4 und Hasuna fehlt es im Vergleich hingegen ein wenig an technischem Feingefühl, Stimmgewalt und der unausweichlichen Präsenz. Das ist aber alles gar nicht schlimm, denn „Der Sampler 3“ funktioniert als Gesamtwerk – und das hat kaum schwache Momente.
„Der Sampler 3“ macht ernst. Das ist Mucke, die man an kalten, grauen Tagen auf dem Heimweg pumpt. Auf voller Lautstärke. Die Bilder zünden, die Atmosphäre reißt mit. Beats und Flows ballern zu jeder Sekunde, die Lines sind pointiert und schnörkellos und die Bande wirkt bedrohlich und authentisch. Real, wenn man so will. „Der Sampler 3“ ist lupenreiner Straßenrap, der dich in seinen Bann zieht und über die Spieldauer von etwa einer Stunde nicht mehr loslässt.