Review: Holy Modee & Morten – local players

Seit dem „Global Players“-Release von morten und holy modee sind zweieinhalb Jahre vergangen, in denen bei beiden, ob nun zusammen oder getrennt, musikalisch einiges passiert ist. morten allein hat dieses Jahr schon drei Tapes veröffentlicht. Auf ihrem neuen Release „Local Players“ beweisen die beiden nun, dass sie verstanden haben, welche Vorteile ein Kollabo-Tape bringt und wie man es zu etwas besonderem macht.

In meiner Review zum Vorgängertape „Global Players“ habe ich geschrieben, dass die beiden einerseits wie Gegenspieler klingen können, dann aber auch wieder wie Team-Kollegen, die sich bis zum Maximum pushen. Das setzt sich hier fort. Sie harmonieren einerseits immer noch unglaublich gut miteinander, wie in ihrem gemeinsamen Part auf „Plottwist“ (prod. Carlifornia), andererseits beweisen sie durch ein Gegen- und gleichzeitiges Miteinander jeweils ihre individuellen Stärken.

Teammodus

Ein Beispiel: Die Hook auf „2Drinks“ (feat. AL Kareem, prod. HZE) hat modee übernommen: „Double es up, double es up, double es up, ey; zwei Drinks, zwei Drinks, kein Double Cup, ey“ – zwei Lines, die sich ganz schnell im Ohr festsetzen (ein Talent, was modee beherrscht wie kein Zweiter – außer vielleicht der auch auf diesem Album wieder vertretene Yxng Paper). Am Ende der zweiten Hook übernimmt morten die letzte Line, um dann in seinen Part einzusteigen. Durch die Art, wie er das macht, setzt er einen starken Kontrast zu modee und reißt sein Publikum komplett aus dieser Ohrwurm-Trance raus.

Andersherum funktioniert es genauso. Sie schaffen es in ihren gemeinsamen Songs oft, mit ihrem Part auf den des jeweils anderen vorzubereiten. Keiner von beiden steht dem anderen in irgendetwas nach. Wir haben hier also zwei kongeniale Spieler, die den anderen auch mal im Windschatten fahren lassen – damit dieser im Endspurt den Sieg für ihr gemeinsames Team holen kann.

Alles was ich tue ist gewinnen

Apropos Sieg: Das Motiv des Gewinnens bzw. eher des Bereits-gewonnen-habens zieht sich wie gewohnt durch ihre Texte. Vom Boden jetzt hoch oben auf dem Dach („2Drinks“), von fünf Telefonen zu „heut ist mir mein Handy egal“ („Oceans Freestyle“, prod. Carlifornia).

Wer klassisches Rap-Storytelling sucht, ist bei morten und modee falsch. Was sie zu sagen haben, bringen beide ohne Umschweife auf den Punkt, aber immer mit ihrem unverwechselbaren Style: „Mein Frühstück, dein letztes Abendmahl/ Dein Monatslohn im Marmeladenglas“. Indirekte Formulierungen, simpel gehalten, aber man weiß sofort, was gemeint ist. Keine großen Ausschweifungen über die eigene Vergangenheit, nur kurze Hints. Emotionen werden hier weniger durch Worte erzeugt, sondern mehr durch ihren eigenen, ausgereiften Sound, dessen Markante insbesondere in ihrem abwechslungsreichen Stimmeinsatz liegt.

Zwischendurch gibt’s dann lockeren Realtalk übers alltägliche Leben: „Habe 20gs immer dabei, falls ich mal wieder spontan verreis’“ („Option“ feat. Greeny, prod. Broke Boys & SBM).

Ob global oder lokal

Mit „yeayea“ (prod. HADJI & Dehm Reen) wurde schließlich ein Musikstück geschaffen, bei dem alle Songkomponenten am besten zusammen funktionieren. Der Track steht nämlich für das, was die beiden ausmacht: Wenn man seine Musikbibliothek auf Shuffle hört und plötzlich dieser eine Song kommt, mit dem man nicht gerechnet hat. Egal, ob man ihn eigentlich schon seit einem halben Jahr kennt oder irgendwie noch nie gehört hat.

Doch während man gedankenverloren in der Bahn sitzt und die Musik auf den eigenen Kopfhörern bisher nur als angenehmere Alternative zur Beschallung durch den U-Bahn-Geiger, wird Musik wieder zu dem, warum wir sie lieben: Sie fängt einen Moment ein. In diesen zieht sie uns hinein, völlig egal, ob wir uns selbst gerade dort befinden. Für zwei, drei Minuten an einen anderen Ort, den wir vielleicht noch gar nicht kannten. Ob global ans andere Ende der Welt oder nur lokal um die Ecke.