Farid Bang – Asphaltmassaka

Dieses Album hat eine wahre Odyssee hinter sich. Die Erste verschwand in den Weiten unserer Redaktionsräume oder erreichte diese nie. Die Zweite wurde tatsächlich eingeworfen und erreichte uns nicht. Wir haben schon vermutet, dass es irgendwo jemanden geben muss, der nicht will, dass wir diese CD in die Hände bekommen, um sie besprechen zu können. Dann kündigte der zuständige Promoter bei German Dream, aber als eine der letzten Amtshandlungen muss er das Päckchen mit letzter Kraft in den Briefkasten gesteckt haben, denn schließlich und endlich landete sie dann doch noch auf meinem Schreibtisch.

Zum Glück.  

Denn, auch wenn ich noch so viele Prügel dafür bekommen werde und das werde ich: Farid Bang ist definitiv mein Lieblingssprücheklopfer. Ich mag das Album. Ich finde das witzig und das obwohl es den unfassbar bescheuerten  und unkreativen  und abgehangenen Namen "Asphaltmassaka" trägt.

Mit tiefergelegten Stimme haut Farid Bang einen Spruch nach dem nächsten raus. Manchmal erinnert das an Eko. Manchmal ein bisschen an Kollegah. Besonders auch diese Doubletimegeschichten. Aber im Endeffekt ist es dann doch so eine übertriebene Mischung. Asozialität over the top und gleichzeitig lustig: Farid Bang. Nutten lieben ihn!

Natürlich ist Farid Bang technisch nicht so perfekt wie andere Doubletimegenies dieser Tage. Natürlich ist "Asphaltmassaka“ nur ein weiterer schlimmer/langweiliger/nerviger Albumtitel zwischen Bordstein, Blut, Beton, Ghetto, Ehre, Mord und Staatsfeind. Natürlich kann man sich über das Niveau der Sprüche aufregen und natürlich ist das hier auch ein bisschen die Freude am Trashigen… Und natürlich sind 18 Tracks genau drei Tracks zu lange.

ABER: Farid Bang hat Humor und das ist eine Eigenschaft, die bei sehr vielen anderen Stressrappern fehlt. Farid ist einfach ein lustiger Typ. Vielleicht sollte man mit ihm nicht unbedingt Streit haben, aber solange alles cool ist, solange ist er einfach witzig. Und DAS finde ich wiederum witzig und darüber kann ich lachen und über diese ganzen übertriebenen Sprüche auf seinem Album eben auch. Da steckt auf jeden Fall was dahinter aber auf der anderen Seite habe ich nicht das Gefühl, dass mir da einer auf Biegen und Brechen beweisen muss, wie unfassbar hart er ist.

Aber nicht nur. Farid kann auch was. Da gibt es zum Beispiel diesen Storyteller-Song, in dem er die Frau von einem anderen gevögelt hat und der ihm dann mit ein paar Leuten auflauert und wo er dann wegrennt und sich dann den ganzen Abend über ärgert, dass er abgehauen ist und sich dann rächt, mit einem schmutzigen Trick und er dann trotzdem noch mal so richtig auf die Fresse bekommt – zum Schluss.

Das ist große Kino. Das zieht einen rein. Da bin ich richtig dabei und ich kann es mir vorstellen und wenn man es sich vorstellt, dann kann man auch die Aufregung spüren, das Adrenalin, die Angst, den Ärger, alles, was dazu gehört und dass er dann selbst am Schluss auf die Schnauze bekommt… das ist keep it real. So was kommt vor.

Das ist Straßenrap, wie es eben auf der Straße so läuft. Mit an der Ecke stehen und Scheiße quatschen. Das ist dann wie einen von diesen Typen treffen, die den ganzen Tag irgendwelche verrückten Stories erleben und dich dann damit zutexten.

Kann ich nicht anders sagen. Mir gefällt’s.

Und um Euch jetzt vollkommen in 2 Lager zu spalten, gibt’s noch ein paar Sprüche vom Album, damit ihr wisst, was ich meine oder eben voll Unverständnis den Kopf schütteln könnt:
 
"Hier kommt ein asozialer Marokkaner – sag mir wer drauf ist/
Es ist kein Kaiserschnitt, wenn man dir in den Bauch sticht“


"Ich komm mit bellenden Hunden –
bin aus der Zelle verschwunden – sag, was du Weichei lebst/
ich komm aus einem Land wo Bettlern ein Bein fehlt.“

"Und ich weiß, dass sie im Knast sich bücken,
rauskommen und sich mit Ketten aus Plastik schmücken."

"Sensation, Gangsta-Flow, guck ich bin der einzig Wahre,
meine erste Fahrstunde hat’ ich mit Elf im Streifenwagen."

"Düsseldorf, Schüsse dort, meine Mentalität,
es gab Gangsta-Rap, doch hier hat der Gangsta gefehlt.
Es gibt Ghetto, es gibt Strasse, doch wer kommt von da?
Ich bin der erste deutsche Rapper, der kein Bonze war."

"Meine Freunde stehlen Handys, deine reden Englisch,
Rap ist ein Knast ich bleib Lebenslänglich."

"Verg********, knall dich, um zehn in der Hood ab,
springst du Fallschirm oder warum trägst du einen Rucksack?"

"Ich bin der Käfigkämpfer, das hier ist kein Rap-Battle,
ich bin kein Müllmann, doch komme mit Dreckssäcken."

"Du bist wie ich, wenn du dich aus Freude haust,
jetzt läuft der Marok Amok im Freudenhaus.
Das ist der deutsche Traum, steh auf mein Kamerad,
ich red‘ wieder mit den Händen, ich bin Araber!"

"Taliban, Vatikan, guck hier kommt der Angeber,
du nimmst den Handfeger, du bist nur ein Pfandjäger"

"Amerikas Feind und ich ficke eure Botschaften,
hier ist der letzte Marok der es in das boot schaffte"