Review: Dat Adam – Hydra 3D

„Treffen sich zwei YouTuber und ein junger Produzent“: so beginnt kein Witz, sondern die Geschichte von Dat Adam. Die Band präsentiert nach der „Chrome“-EP im letzten Jahr nun ihr Debütalbum „Hydra 3D“. Und wie einen Witz sollte man es auf keinen Fall behandeln, auch wenn viele das Projekt gerne als solchen abtun würden. Denn „Hydra 3D“ ist zwar weder ein überdurchschnittlich starkes Album, noch wird es jedem (in der Deutschrapszene) gefallen, dennoch besitzt es einige unübliche und dadurch interessante und auch gute Momente.

An erster Stelle muss man über die Produktionen von Mary sprechen, denn diese tragen das Album über die gesamte Spielzeit auf ihren elektronischen Schultern. Selbst organische Sounds sind bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Doch auch wenn die Bässe kraftvoll wummern und die Synthies krächzen oder in Flächen zergehen, wirken die Beats nie ungewollt überladen. Der größten Stärke des Albums wird auch für ein Rapalbum ungewöhnlich viel Platz gegeben. Immer wieder gibt es längere Stellen, in denen sich Mary oder ein Gastmusiker austoben können.

Passend zum modernen Soundbild gesellen sich auch die Stimmen. Die sind bis auf das Acapella mit Effekten vollgeschüttet und werden wie ein weiteres Instrument behandelt. Das passt in guten Momenten hervorragend zu den Beats und den Lyrics, in den schlechten versteht man letztgenannte kaum noch. Das ist – Stichwort Mumble-Rap – heute zwar durchaus nicht unüblich, beißt sich jedoch mit Dat Adams Anspruch, persönliche und sozialkritische Aspekte miteinzuflechten und so eine Message zu verbreiten. Hier beginnt auch das große Problem von „Hydra 3D“.

Denn die Emotionen werden zwar passend performt: Taddl schreit hinaus, dass er von der Welt abgefuckt ist und sich selbst für eine „horrible_person“ hält. Die Begründungen sind auch durchaus nachvollziehbar, bleiben jedoch an der Oberfläche und können so den Hörer nicht im geringsten mitreißen. Dieser Effekt wird leider noch von den vielen anderen Stellen erhärtet, bei denen von „Fly wie …“, „mein Leben ist so nice“ oder „no worries“ die Rede ist, von dem deutsch-englisch-Mischmasch und Phrasen wie „Love is all we need“, die immer wieder durchgeleierten werden. Typische YouTuber-Rap-Krankheit leider.

Zusätzlich fehlt Taddl und Ardy das entsprechende Skillset (was nicht heißt, dass sie gar keins haben), um diese Schwächen zu kaschieren. Die Produktionen und die Stimmenverzerrungen können zwar ein wenig darüber hinwegtäuschen, aber sonderlich talentierte oder versierte Rapper kriegt man hier aber sicher nicht zu hören.

„Hydra 3D“ ist durchaus besser, als ich es zuvor erwartet hatte. Das liegt vor allem an meinen niedrigen Erwartungen und an den guten Produktionen. Aber auch an dem Mut der Protagonisten, ab und zu von üblichen Songstrukturen abzuweichen, was tolle Momente wie die Outros von „Sanagyama“ und „Kein Koitus“ hervorgebracht hat. In der Endabrechnung ist das Debütalbum von Dat Adam weder besonders gut, noch besonders schlecht: Es ist ein durchaus unübliches Album, das schwache und anstrengende, aber auch einige interessante Aspekte vereint.