Der einzig wahre Pimp Mister Mex zeigt mit seiner neuen EP „Original“, dass er einem nicht nur seine „Fetten Ketten“ ins Gesicht halten kann. Nach seinem Album „Smooth Operator“ ließ er sich ein paar Jahre Zeit, ehe er sich wieder an ein größeres Release wagte. Nachdem er dieses Jahr mit „DopeChick“ die Hymne für alle loyalen Partnerinnen geschrieben hatte, kündigte er bald darauf eine neue EP an und releaste nach etlichen Nachfragen seiner Feinshmeckaz den Underground-Hit „Fette Ketten“, der bis dahin tatsächlich nur bei seinen Auftritten zu erleben war. Nun hat Mister Mex mit vier weiteren Tracks für Live-Performance-Nachschub gesorgt. Und nicht nur das.
„Die Habgier übersteigt dein‘ Monatslohn, gewissenlos sich Kohle holen“. Mit „Kein Stress“ findet sich ein Einstieg, wie man ihn von Mister Mex erwarten konnte: Der Track bringt Lines von der Straße in einen clubtauglichen Sound, kann aber auch als Soundtrack für eine entspannte gesellige Runde dienen. Das ist eine Eigenschaft seiner Tracks, die auch schon „Fette Ketten“ und „DopeChick“ besaßen: er schafft es, wahrscheinlich auch dank seiner markanten Stimme, die er sehr wohl einzusetzen weiß, Hood-Stories zu erzählen oder über teure Outfits zu prahlen, ohne dass es unangenehm wird. Zudem vereint er klanglich alles so gut miteinander, dass die tiefergehenden Messages fast schon darin untergehen. Denn auch wenn „Fette Ketten“ für immer ein Live-Hit bleiben wird, auch wenn er nun an Untergrundstatus verloren hat, heißt es nicht, dass da nicht auch oft sozialkritische Passagen mitschwingen.
Es folgt mit „Unterwegs“ ein purer Klarstellungs-Track, eine weitere Spezialität von ihm: er erzählt, was man erwarten muss, wenn man „unterwegs mit ’nem Gangster“ ist. Und auch Catchphrases, die wiederholt werden, ohne dass sie an Reiz verlieren, hat Monsieur drauf: „Egal wen du kennst, komm und bring ihn her“. Hier gibt es natürlich, oberflächlich gesehen, sich wiederholende Motive. Durch abwechslungsreichen Stimm- und Floweinsatz vom Feinshmecka sowie den Beat-Gewändern aus vielseitigen Melodien, tiefem Bass und intensiven Kickdrums fällt das aber zu keinem Zeitpunkt wirklich negativ auf. Überhaupt der Sound: Er präsentiert sich optisch oft so, als würde er Anfang der 90er aus einem New Yorker Rap-Schuppen kommen, klingt aber ganz nach 2016.
Der einzige Song der EP, der thematisch vielleicht ein wenig aus der Reihe tanzt, nichtsdestotrotz aber ins Soundkonzept von „Original“ passt, ist „Mama“. Wie der Titel ankündigt ist der Song an seine Mutter gerichtet, die Atmosphäre wird ein wenig ruhiger und persönlicher, trotzdem nicht kitschig. Ganz im Gegenteil, denn dieser Track macht sein smoothes Gangster-Image nur noch authentischer. Und das Adjektiv „smooth“ hat noch nie besser zu jemanden gepasst als zum Mister selbst.
Immerready, das Kollektiv um morten, Mauli und Marvin Game, zu dem auch Mister Mex zählt, halten ihre Outputrate hoch, lassen die Qualität aber nicht darunter leiden. Mit Mex legt nun jemand nach, der Musik für alle Gelegenheiten schafft und auch vielseitige Flows vorzuweisen hat.
Die EP steht auf Spotify zum streamen bereit. Online kann sie auch gekauft werden: Hier ist die Übersicht für alle verfügbaren Portale verlinkt.