SpongeBozz – Planktonweed Tape (Review)

Ja, SpongeBozz ist technisch verdammt gut. Ja, SpongeBozz ist ein erwachsener Mann, der ein Spongebob-Kostüm trägt und mit verstellter Stimme rappt. Wer SpongeBozz ist, was er macht und kann und was es daran zu kritisieren gibt, habe ich bereits in meinem Kommentar „SpongeBozz: Rapskills vs. Kinderverarsche“ aufgerollt. Der Vorverkaufs-Schlager „Planktonweed Tape“ ist nun erhältlich. Zeit sich das Ganze mal etwas genauer und auf Albumlänge anzuhören. Und ihm eine Chance zu geben. Denn rappen kann er ja, der Schwammkopf.

Trotzdem: Auch mit zwei zugedrückten Augen kann das „Planktonweed Tape“ nicht überzeugen. Zu lieblos, zu konstruiert, zu themenarm, zu ereignislos, zu monoton, zu albern ist es. 16 Tracks, über eine Stunde Spielzeit und nichts bleibt wirklich hängen. Keine Punchline, keine Aussage – nichts. Dass das „Planktonweed Tape“ belanglos werden würde war ja abzusehen – und niemand hat gehaltvolles Album erwartet oder erhofft – aber dass ein Album zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus geht ist dann doch noch mal was anders.

Auch wenn sich durchaus nette Wie-Vergleiche finden lassen, die sich allerdings immer um das gleiche drehen. Es gibt auch durchaus eine Hand voll Songs, die einen roten Faden haben und nicht nur die Planktonweed- und Krabbenkoka-Tickerei, das Hinschlachten von Gesetzeshütern, Verbrecher- und Rap-Kollegen (das immerhin in unterschiedlichen Variationen geschieht) und das Herumballern mit großkalibrigen Waffen thematisieren. Diese Themen sind allerdings auch nicht weit weg vom sonstigen Getöse angesiedelt.

Kleinkrimineller“ handelt vom Dasein als ebensolcher vor Beginn seiner Karriere im organisierten Verbrechen. „G.T.A. Bikini Bottom“ ist gespickt mit „Grand theft Auto„-Referenzen. Bis auf einen weiteren bereits bekannten Schauplatz ändert sich auch nicht viel. „A.C.A.B“ und „No Cooperación con la Policia“ sind im Endeffekt ein und der selbe Song. Also inhaltlich. Eigentlich ist das ganze Album ein und der selbe Song. Alles klingt gleich. Alles wird nach dem gleichen Muster gerappt.

SpongeBozz‚ Delivery ist anstrengend, monoton und entbehrt jeglicher Variation. Nach immer gleichem Muster trägt der Schwamm seine Rhymes vor, ohne mit seinem Stimmeinsatz auf das einzugehen, was er da gerade sagt. Das klingt alles unfassbar willkürlich und austauschbar. Selbiges gilt für den Flow, der zwar zu jeder Zeit on point ist, aber weder etwas eigenes oder markantes vorzuweisen hat, noch mit dem Beat interagiert. Keine Leidenschaft, nur Leistung. SpongeBozz hat ein Rezept, das auf jeden Song übertragen wird. Schnelle, präzise Flows. Pausenlos. Wie gesagt, Skills hat er. Nur dass das eben nichts mit interessanten Flows zu tun hat, keinerlei Nährwert aufweist und sich bereits während des Intros erschöpft.

Auf dich wird im Block eingestochen, hol den Schlagring, wenn dich Boxfighter knocken ist dein Jochbein gebrochen“ (SpongeBozz – „Streetfighter“)

Dass der Kerl mit Reimsilben hantieren kann, muss man wohl keinem mehr erzählen. Reime unter fünf Silben findet man kaum bis gar nicht. Kürzlich habe ich einen Kommentar zum Thema Reimtechnik und penible Silbenzählerei verfasst. SpongeBozz ist das perfekte Beispiel dafür. Über die Reime muss man wirklich nicht viele Worte verlieren. Die Patterns sind wenig komplex aufgebaut, beinhalten aber saubere, lange Reime. Es finden sich verhältnismäßig wenig Zweckreime, das meiste ergibt Sinn. Einen übergeordneten allerdings nicht. Die Technik bleibt halt das einzige, worauf wirklich Wert gelegt wurde. Nur: Sie könnte auch noch viel, viel besser sein –  es würde keinen Unterschied fürs Gesamtprodukt machen.

Noch etwas, das eigentlich gut ist, aber trotzdem nicht so recht munden will: Das Intro. Treffend beschreibt der Schwamm einige Misssstände im deutschen Straßenrap-Milieu.

Was ihr Pussies macht ist schlechtes Entertainment, ihr Wichser. Nennt euch Gangster, aber postet Statements bei Twitter. Dann bei Beef mit Anwalt drohen, mach nicht auf Gee, du bist nicht mein Kaliber, Bastardsohn – denn du schießt mit Platzpatronen […] Jeder von euch ist ein Informant wie dieser Edward Snowden, dieses Game besteht aus Bluffern, deutscher Rap ist Texas hold ‚em […] Während ich Kilos verpacke zeichnen Rapper Telefongespräche auf, als wären sie Kripobeamte

Fehlende Realness? *hust* Glashaus. Man könnte SpongeBozz als Karikatur betrachten, die inflationär eingesetzten Überzeichungen laden ohnehin dazu ein. Aber das immer wieder klar erkennbare Kalkül hinter alldem hat leider nichts spaßiges. So hat man hier also Aussagen, die man so unterschreiben kann – nur dass sie von einer Person getroffen wurden, die offenbar einen beträchtlichen Mangel an Selbstreflexion vorzuweisen hat. Kurzum: „Planktonweed Tape“ hat mir gehörig die Laune verdorben. Dafür habe ich heute das neue Video von David Hasslehoff gesehen. Das hat mich wieder aufgeheitert.