Rooq kritisiert Berichterstattung über Money Boy (Kommentar)

Hiesige Produzenten kennt man eigentlich nur, weil sie die Texte deiner Lieblingsrapper mit den passenden Beats unterlegen. Statements oder Ansagen über die Rapszene und deren Auswüchse finden sich seit der Erfindung von Twitter, Facebook und Co. zwar zuhauf, bei den Verfassern handelt sich aber fast immer um jene, die sowieso ständig den Mund aufreißen – also Rapper.

Jetzt aber äußert sich Produzent Rooq, der vor Kurzem einen Verlagsdeal bei Raf Camoras Label Independenza unterschrieb und bereits mit Olexesh und Lakmann bei Witten Untouchable arbeitete, in einem ausführlichen Facebook-Statement negativ über die Berichterstattung diverser Plattformen. Mit dem Satz „Ok, ich kann das nicht mehr“ eröffnet er sein Posting – die Sache scheint ihm also schon länger unter den Nägeln zu brennen.

Nachdem sich Damion Davis auf dem Splash! bereits ausgiebig über „Eierrapper“ Money Boy und den für ihn vollkommen unverständlichen Hype echauffierte, erläutert Rooq ebenfalls am Beispiel Mbeezy, was ihn so richtig ankotzt. Dabei geht es weniger um den Boy an sich, sondern viel mehr um die Rap-Medienlandschaft. Genauer gesagt die Kollegen vom Splash! MAG und Hiphop.de, die er am Ende seines Statements markiert, vermutlich eher stellvertretend als exklusiv.

Darin vergleicht er Money Boy sowie Young Krillin qualitativ mit Grup Tekkan (die Typen von „Wo bist du, mein Sonnenlischt?“) – mit dem Unterschied, dass man sich über die wenigstens nur lustig gemacht habe, während man oben genannte „Anti-Rapper“ inzwischen nur um der Klickzahlen willen hypen würde bis zum Gehtnichtmehr. Rooq legt den Redakteuren stattdessen nahe, aufstrebende Newcomer zu pushen, die in Sachen Talent locker mit Meisinger und Konsorten mithalten könnten:

Ok, ich kann das nicht mehr. Ich weiss das Musik absolut Geschmackssache ist. Ich weiss das Geschmäcker sich…

Posted by Rooq on Monday, 3 August 2015

Dabei ignoriert Rooq aber die Tatsache, dass „Anti-Rapper“ von nahezu allen Rap-Plattformen lange Zeit  ignoriert wurden. Bis das Phänomen vor einiger Zeit so groß wurde, dass kein Mensch mehr daran vorbei kam. Das liegt aber nicht an der Berichterstattung, sondern der guten Selbstvermarktung und vor allem fast schon unheimlichen Produktivität von Hustensaft Jüngling und seinen Kollegen. Und ein Money Boy hat nicht umsonst über 245.000 Follower auf Facebook.

Dass die Qualität dabei häufig hinter dem Entertainment zurückbleibt, mag stimmen. Wenn aber ein Track wie „Choices“ dabei herauskommt, kann man darauf auch einfach mal getrost scheißen. Solange man zwischen ernst gemeintem Herzblut-Rap und den Auswüchsen der Glo Up Dinero Gang unterscheiden kann, ist doch alles in Ordnung. Und nur weil man trashige Musik feiert, schenkt man anderer deswegen ja nicht weniger Aufmerksamkeit.

Es stimmt natürlich, dass sich Rap-Medien am Interesse ihrer User und daher auch an Klickzahlen orientieren. Die Reaktionen, wenn man über Newcomer berichtet, lassen sich grob in einem Satz zusammenfassen: „Wer is’n das? Muss man den kennen?!“ Trotzdem sollte man aufstrebenden Talenten natürlich eine Chance geben, wie es rap.de mit der Newcomer-Rubrik getan hat. Aber Trash- und „Hydro-Giga-Wack“-Rap unter den Tisch fallen zu lassen, weil er den letztlich ohnehin subjektiven Qualitätsansprüchen des Einen oder Anderen nicht genügt, käme einer Zensur gleich. Und die wollen wir ja alle nicht.