SDiddy

Anfang Februar ging die Anfrage an German Dream heraus, nach der SDiddy Review zu seinem Debutalbum “21 Gramm“ sollte nun ein Interview mit dem Kölner MC folgen. Seitdem das Album in der rap.de Redaktion eingegangen ist, höre ich kaum etwas anderes mehr, meine Top 3 des Albums wechseln täglich, auch mein Missionarsdrang ist in vollem Maße aktiviert, wer “21 Gramm“ noch nicht kennt wird sofort dazu aufgefordert es sich anzuhören und bitte auch richtig!

Nach guten zwei Wochen täglichem E-Mail Verkehr und ständigen Vertröstungen wie: Stefan ist unauffindbar, oder Stefan kriegt jetzt erstmal eine SIM-Karte von uns, weil er sein Handy im Suff verloren hat, hatte ich die Hoffnung auf ein Zwiegespräch mit dem Ausnahmerapper fast schon aufgegeben, bevor plötzlich alles ganz schnell ging und ich per übermiserabler Telefonverbindung tatsächlich zu meinem SDiddy Interview kam. Durchaus nett und klar im Kopf erschien der Herr, entgegen aller Erwartungen. Was am Ende dabei heraus kam, könnt ihr nun hier nachlesen.


rap.de:
Für diejenigen denen der Begriff nichts sagt, wer oder was genau ist die “Grembranx“?

SD: Das ist ein Stadtteil von Köln, der heißt eigentlich Gremberg. Den Begriff gibt es schon seit Jahren. G-Style und sein Bruder haben statt "Berg" einfach "Branx" gesagt, daher kam dann dieser Ausdruck “Grembranx“. Im Endeffekt gibt es diesen Insider schon jahrelang. Als Eko dann nach Köln kam, wurde das dann auch in Rapsongs erwähnt, dann irgendwann eben auch kommerziell vermarktet. Die Leute identifizieren sich damit, vor allen Dingen hier in Köln, natürlich auch aus dem Stadtteil aber auch überregional, in Mannheim zum Beispiel gibt es auch sehr viele Leute die die ganzen “Grembranx“– Sachen tragen. Also ein Wort, das sich bisher gut integriert hat und wohl noch größer und bekannter werden wird.
rap.de: Warum bist du letztlich, nach langer Labelodyssee, schließlich bei German Dream Evangelium gelandet? Was kann dieses Label dir geben, was die anderen nicht geschafft haben?

SD: Anfänglich war ich ja nicht bei German Dream, sondern in der “Grembranx“, das heißt ich war in dem Stadtteil, indem Leute waren, die ich teilweise super lange kenne, noch bevor ich damals Platten über Optik, wie du auch schon gesagt hast, rausgebracht habe. Da kannte ich die Leute schon so freundschaftlich. Von meiner Haustür ist die “Grembranx“, also Gremberg, nur ein paar Minuten entfernt, ich habe da viel gechillt, wie man so schön sagt, und so hat sich das mit der Zeit irgendwie ergeben. Eko hat mich angesprochen, ob ich Bock hätte ein Album zu machen, was ich dann eben auch gemacht habe, weil ich mich privat auch schon sehr wohl fühle dort, das war eigentlich so der Hauptgrund für meine Entscheidung. Das wäre, wie wenn du hier wohnen würdest, wir würden uns abends treffen und zu Mc Donald’s gehen, dann würden wir sagen, wir machen noch einen Leseabend und lesen uns gegenseitig was vor.

 

rap.de: Was man eben so macht. Innerhalb der Szene hat man ja schon etwas das Gefühl, dass Eko besonders, aber auch German Dream, eher belächelt, also nicht allzu Ernst genommen wird. Was meinst du, woran das liegt?

SD: Ich glaube, erstmal wird Eko nicht unbedingt belächelt wenn es um Talent oder um Leistung geht, ich glaube, dass weiß eigentlich jeder. Jeder Rapper zumindest. Die Fans haben sich teilweise daraus einen Spaß gemacht. Aber wenn man einen gewissen Grad an Bekanntheit erlangt hat, bietet man natürlich auch Angriffsfläche. Das kann einem anfänglich von Nutzen sein oder einem später schaden, ich denke auch nicht, dass das letzte Wort Eko betreffend schon gesprochen ist, da Eko ja eigentlich ein sehr talentierter, hochbegabter, kluger Kopf ist, der Musik macht. Wenn man so jung ist wie er, kann man das auch noch jahrelang machen. Ich bin jetzt natürlich noch ein wenig älter als er, aber er ist eben noch jung. Das mit dem Belächeln ist so eine Sache, das ist bestimmt auch immer von der Zeit abhängig, es gab natürlich auch schon einige Labels die anfangs nicht ernst genommen wurden, dann aber durch Leistung überzeugen konnten.
 
rap.de: Eko scheint dieser Umstand ja auch bewusst zu sein, in dem letzten rap.de Interview zum Beispiel, hat er als letztes Statement gesagt “Ich weiß dass viele etwas gegen mich haben, aber holt euch das SDiddy Album!“, ihm scheint diese Sache ja bewusst zu sein, daher meine Frage ob du nicht vielleicht ein bisschen länger überlegt oder gezweifelt hast zu German Dream zu gehen?

SD: Das ist für mich nicht ausschlaggebend. Ich achte weniger auf meinen Ruf nur weil jemand neben mir steht, der vielleicht gerade viel bekannter ist und dadurch auch viel mehr Angriffsfläche bietet und gehatet oder verarscht wird oder solche Sachen. Das passiert ja im Alltag auch, wenn man jetzt im Alltag irgendwo einen Job hat, heißt das ja nicht, dass man sich mit jedem Arbeitskollegen gut versteht, manchmal wird man ja auch gemobbt. Wir untereinander verstehen uns auf jeden Fall gut und unterstützen uns weitestgehend.

rap.de: Wie ich auch schon in der Review zu “21 Gramm“ geschrieben habe, muss ich ja zu meiner Schande gestehen, dass ich dich erst kürzlich für mich “entdeckt“ habe.

SD: Vor 4 Jahren warst du wie alt? 20? Da hast du vielleicht noch nicht viel Optik gehört, oder so?

rap.de: Da habe ich noch Scooter gehört.

SD: Echt?
rap.de: Nee.

SD: Ich mag Scooter.

rap.de: (lacht) Oh Gott. Aber deinen alten Freund Spontan kenne ich zum Beispiel von damals.

SD: Das ist komisch. Woher kennst du ihn denn?
rap.de: Ich habe ihn damals in Karlsruhe auf einem Festival
mit Plattenpapzt gesehen, glaube da wurde teilweise auch das Video zu “Willkommen Im Club“ gedreht.

SD: Also, damals als du ihn dann vor etlichen Jahren in Karlsruhe gesehen hast, da war ich schon mit dem unterwegs. Das ist ein langer Wegbegleiter und Kumpel von mir.

 

rap.de: Hast du noch Kontakt zu ihm?

SD: Neuerdings stehen wir wieder über E-Mails in Kontakt und werden uns bestimmt in naher Zukunft mal wieder sehen.

rap.de: Werdet ihr vielleicht auch etwas zusammen aufnehmen?

SD: Das ist ja jetzt nicht immer meine Motivation hinter so etwas, ich freue mich auch einfach ihn wieder zu sehen.

rap.de: Zum essentiellsten überhaupt, wie bist du denn zu deinem Namen SDiddy  gekommen?

SD: Ja, damals hat sich P. Diddy, Puffy, Diddy, Sean Combs auch mal so genannt. Zu der Zeit war ich damals viel im Ruhrgebiet unterwegs, und da viel mit DJ Brocke und DJ Amir abgehangen, da hat Brocke glaube ich mal, also der ehemalig DJ von Too Strong, der auf “Greatest Hits“ die Cuts gemacht hat, ein Klassiker unter den deutschen Rapalben der 90er Jahre, der hat dann aus Spaß bei einer Runde, sagen wir mal “Bier“, da hat er so diesen Witz gemacht Diddy, ha ha ha, S Diddy und so, da hat sich das so eingebürgert, dass die Leute das auch immer wieder zu mir gesagt haben. Das fand ich dann auch ganz “süss“, so ist dass dann eben hängen geblieben. Diddy, Dirrden, SD, es sagt eigentlich niemand Stefan zu mir.

rap.de: Obwohl das ja auch was hat.
SD:
Och, das ist aber lieb. Na, das ist jetzt ein Spitzname, aber meine engsten Freunde sagen das nicht zu mir. Die sagen, glaube ich, aber gar nichts zu mir. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein bester Kumpel irgendwann mal Stefan zu mir gesagt haben soll, oder Diddy oder sonst irgendwas. Wir nennen uns gar nicht beim Namen, das ist voll komisch.

rap.de: Ihr versteht euch eben auch ohne Worte.

SD: Ja genau. Kennst du das? Wenn man jemanden so lange kennt, sagt man irgendwann gar nicht mehr den Namen von demjenigen.

rap.de: Ja doch, klar. Wie bist du denn eigentlich zu dem ganzen Rapding gekommen, kannst du dich da noch an einen bestimmten Moment, an ein Lied oder Video von damals erinnern?

SD:
Ich kann mich nur an einen Sommerurlaub erinnern und an einen Workshop in der Schule, das war 1993. Zu der Zeit ist so die zweite große Graffitiwelle über Köln eingebrochen, dann wurden in der Schule eben die ersten Workshops dazu gemacht. Da standen alle da, haben in die Hände geklatscht, “Clap your hands everybody“ und so. Dann sind wir eben in den Sommerurlaub gefahren, und da hat der gleiche Kumpel, der nie meinen Namen sagt, mir ein Tape zusammengestellt, weil ich auch irgendwie keinen Bock mehr auf diesen Guns `N Roses Kram hatte. Da war dann alles Mögliche drauf, was es zu der Zeit eben so gab, das habe ich dann den ganzen Sommer über gehört bis ich es auch irgendwann auswendig und mitrappen konnte. In meinen Ohren und auch in deren die das alles noch nicht so kannten, hat sich das dann gut angehört. Dann habe ich meine ersten Texte auf Englisch geschrieben, irgendwann dann auch auf Deutsch. Bis dann ein Kumpel zu mir kam, der, der auch das “21 Gramm“ Cover gemacht hat (Christoph Erbslöh), der hat mich dann bei so einem "HipHop meets Jazz" Ding ans Mikrofon geschubst so “Jetzt mach das mal!" Dann habe ich das auch gemacht, ist auch ganz gut gelaufen. Kurz darauf habe ich auch auf einer anderen Party mit 15 Jahren so Leute wie Spontan kennen gelernt, und andere Gleichgesinnte im gleichen Alter, die natürlich auch schon weiter waren als ich, aber man lernt natürlich eh‘ nur wenn man mit Leuten zu tun hat, die ab einem Zeitpunkt auch besser sind als man selbst. Das hat in der Runde natürlich Spaß gemacht. Wir sind auch mal so um den Dom gelaufen, das weiß ich noch, da haben wir gefreestylt, ich natürlich mehr schlecht als Recht, Spontan war eigentlich da schon sehr gut, danach haben wir uns dann am Bahnhof ganz brüderlich geschworen, dass wir jetzt ganz oft und viel was zusammen machen werden. Das haben wir dann auch gemacht, das hat dann auch lange Jahre gehalten.

 
rap.de: Die Texte auf deinem Album hören sich sehr frei an, teilweise so als hättest du sie gerade eben mal herunter geschrieben, so ungezwungen wirkt es. Wie kann man sich deine Herangehensweise vorstellen und wie lange brauchst du etwa für ein Lied?

SD:
Das ist ganz unterschiedlich. Manche gehen ganz schnell, Andere dauern länger, auch auf den Beats die ich so habe. Die Herangehensweise.. ich wollte auf jeden Fall auch Lieder auf dem Album machen, die zum Beispiel auch die Zeit in der ich mit dem Freestylen angefangen habe widerspiegelen, das habe ich dann vor allen Dingen im Style ausgedrückt. Ich habe jetzt kein Weißt du noch wie alles begann“ oder so was, ich habe das mit der Einstellung, mit dem Spirit von damals gemacht. Natürlich bin ich technisch mittlerweile viel besser als vor 10 Jahren oder sowas, aber ich habe eben versucht diesen Spirit festzuhalten, weshalb auch viele Zeitsprünge auf dem Album zu finden sind. Einfach von der Herangehensweise her. Auf dem einen Track bin ich von der Einstellung her wie 1998, auf dem anderen wie 2003 oder 2007, ein paar sind aus 2008. Das ist also eine Mischung aus verschiedenen Epochen, man könnte es auch Persönlichkeitsspaltung nennen.

rap.de: So eine Art Zeitreise unter Drogeneinfluss?

SD: Das Album ist in der Produktionsphase völlig ohne den Einfluss von Drogen entstanden, es ist also ein nüchternes Album.
rap.de: Wirklich? Das ist ja fast ein wenig schwer zu glauben.

SD: Nö, das ist zum Beispiel auch ein Vorurteil. Es heißt ja nicht, dass ich mein Leben nicht
  auch ein wenig verändert habe. Das ist schon ein Album das komplett nüchtern entstanden ist.
 
rap.de: Du hast in einem Interview auch mal gesagt, dass auf dem Album auch sehr deutliche Unterschiede zwischen Liedern vor deinem Arbeitsunfall und danach spürbar sind.

SD: Ja, das verändert einen auf jeden Fall. Manche Leute verunglücken tödlich nach einmal über einen Stein stolpern und sich ungünstig den Kopf stoßen. Und ich bin eben aus sieben Metern gestürzt, mir hätte auch Schlimmeres passieren können, aber mir ist bis auf zwei Brüche nichts passiert. Und natürlich verändert das einen. Dann ist man erstmal dankbar, dass man überhaupt noch auf der Erde ist, das ist natürlich ein beeindruckendes Erlebnis. Ich kann das jedem nur empfehlen, wenn er sich mal richtig lebendig fühlen möchte, so einen Sturz machen und das dann überleben.

 

rap.de: Welcher Track auf deinem Album ist dein persönlicher Favorit?

SD:
Humm. Da gibt es verschiedene Aspekte, das ändert sich eigentlich auch immer wieder. Im Moment höre ich das Album nicht mehr so oft, wenn ich jemanden besuche und die Leute sagen "Ich habe das Album, lass ma’ anhören", das mag ich, aber eigentlich mag ich fast an jedem Track irgendetwas besonders gerne, sonst wären sie auch nicht in die Albumauswahl gekommen. Ich habe natürlich ein paar mehr produziert als die, die auf dem Album zu hören sind, habe mir dann die Besten rausgesucht, die Anderen werde ich wohl auch nicht mehr benutzen, im Moment. Also einen absoluten Lieblingstrack habe ich nicht. Ich freue mich, dass ich immer noch so tiefe Dinger machen konnte, die anscheinend auch die Leute bewegen und ich freue mich auch, dass ich diese Ausrasterteile auch noch hinbekommen habe, so wie ich es mir vorgestellt habe. Die sind im Endeffekt dann ja auch gut angekommen. Ich habe das auch von Außerhalb bestätigt bekommen, von Leuten die erst 14 Jahre alt sind, schon 28, oder 30 Jahre oder sonst irgendwas sind. Jeder hat bisher jeden Track schon favorisieren können, für jeden ist was Passendes dabei, so falsch lag’ ich also nicht mit meiner Auswahl. Natürlich müssen die Lieder erst mal mir selbst gefallen, ich versuche nur mich selbst dabei zu verwirklichen und nicht jemand anderem zu gefallen.

rap.de: Was ist dir im Vorfeld bei deinen Liedern wichtiger, denn Inhalt ist bei dir ja nicht unbedingt Priorität. Dein Rapstyle vielleicht oder deine Patterns?

SD:
Da ich mich so wie noch nie auf den Stift und das Papier eingelassen habe wie jetzt in diesem Fall, da ich durch meine Verletzung ja quasi dazu gezwungen war nicht raus zu gehen und drin zu bleiben, hat beides irgendwann seinen Reiz bekommen. Ich habe mich jetzt zum ersten Mal so richtig auch auf lange Zeit in diesen Vorprozess verknallt. Echt, zu Hause zu sein, alles auszutüfteln und dann ins Studio zu gehen, um das dann richtig umzusetzen.
Je mehr man vorarbeitet, desto besser kann man dann im Studio agieren, weil man sich einfach darauf verlassen kann was man vorher gemacht hat. Ich schreibe auch eigentlich nie im Studio, wenn überhaupt dann vielleicht irgendwas an der Hook, textlich bin ich sonst aber komplett ausgefeilt wenn ich ins Studio gehe.
rap.de: Und wie kommen deine Reimstrukturen zustande? Auch im Studio?

SD:
Ich bin ja auch ein Freestyler, ich kann auch den Karren aus dem Dreck ziehen, wo Andere schon längst die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätten. Das ist eben auch der Vorteil wenn man das sehr lange gemacht hat.

rap.de: Improvisierst du dann also größtenteils?

SD:
Größtenteils nicht, wenn ich aber merke, dass ich nicht weiter komme, dann habe ich das eben drauf das Beste da rauszuholen und komme sehr schnell zu einem Resultat, mit dem ich zufrieden bin.

rap.de: Hören deine Eltern eigentlich auch deine Musik? Hast du ihnen das Album vorgespielt?

SD:
Sie haben es gehört und die sind natürlich entsetzt!

rap.de: (lacht)

SD:
Aber ich meine, damals mit 15 Jahren war mir ja auch egal was die machen, das heißt ich werde mich nicht verstellen, um jetzt irgendwie ein “Öko“-Album zu zaubern, nur damit das auch meine Eltern hören können. Man weiß ja auch nicht wie oft man die Chance noch hat auf einem höheren Level Alben zu machen. Deswegen habe ich die Zeit genutzt und einfach das gemacht was ich sowieso machen wollte. Natürlich jetzt in einem Alter, indem man auch schon so ein paar Sachen gelernt hat und daraus Schlüsse gezogen hat, auch ein bisschen entspannter ist, als wenn man ein Album mit 20 macht, wo man vielleicht noch denkt man müsste der Welt irgendwas beweisen, da beweise ich es mir lieber selber nochmal. Das ist wie bei Sportlern, die sich nach einer krassen Verletzung durch diesen Rehaprozess kämpfen, durch den habe ich mich auch kämpfen müssen. Jetzt bin ich wieder auf dem Spielfeld.

rap.de: Du hast dich also auch noch nie in der Situation befunden, dich vor deinen Eltern zu rechtfertigen ?

SD:
Naja, ich möchte ja gar nicht wissen was die früher so alles gemacht haben, ich schätze sie jetzt nicht als so krasse Draufgänger ein, aber was soll man denen erklären?! Die gucken auch Fernsehen, nachts oder abends, mein Vater hat sich mit Sicherheit auch immer so Filme reingezogen wo krasse Sprüche fallen. Da will ich eigentlich auch gar nichts erklären,  das ist
eben so mein Ding und ich mache das einfach. Sie verstoßen mich jetzt nicht.
rap.de: (lacht) Na dann ist ja gut. Du machst ja auch keinen Hehl aus deinem Drogending, was und warum konsumierst du?

SD:
Naja, ich stelle mich ja nicht hin und sage ich konsumiere, ich konsumiere überhaupt nicht. Ich bin auf jeden Fall komplett clean, das wissen ja auch alle die mein Album gehört haben.

rap.de: (lacht) Du lügst doch!

SD:
Schlag mich doch. Also ich kann allen Kindern nur davon abraten das zu machen, und möchte mich auch nicht hinstellen und irgendwie sagen, dass das nachahmungswürdig ist, was einige Leute machen.

rap.de: (lacht) Ich merke schon, du möchtest da nicht so drüber reden.

SD:
Naja, worüber reden. Du bist ein 24-jähriges Mädchen aus Berlin, du weißt was abgeht. Ich bin jetzt nicht in so einer Phase in der ich mir irgendwie den Kopf wegknallen muss, um irgendwie Spaß zu haben. Wie gesagt, das Album habe ich auch in einem nüchternen Zustand gemacht und profiliere mich nicht darüber, dass ich alles Mal ausprobiert habe. Ich meine, es gibt ja auch Leute die vernünftig sind, die schon seit Jahren mit ihrer ersten Liebe zusammen sind und das seit über 10, 15 Jahren und schon ihr ganzes Leben fest durchgeplant haben. Ich war nie einer von den Durchgeplanten, deswegen bin ich auch an vielen Punkten im Leben aufgeschlagen. Das ist aber ganz normal, da bin ich ja nicht der Einzige.

rap.de: Naja, nur kommt es ja nicht von ungefähr, dass man dich und deinen Namen mit Drogen assoziiert. In deinen Liedern thematisierst du das Thema immer wieder, oder bei MySpace deine Bilduntertittel “Auf Pappe“ o.ä.

SD:
Ja, das Lustige ist ja, dass es eben einige Leute gibt die mir das vorwerfen, so “Öööh, Junkie. Die haben das vor ein paar Jahren noch selbst abgefeiert. Das ist auch witzig. Deswegen, solange man in seinem Leben da hin kommt wo man hinkommen möchte, kann man machen was man will. Es kann einen schneller erwischen als man denkt, es ist ein schleichender Prozess, und da möchte, glaube ich, keiner der halb/-vernünftigen Leute hin. Daher kann ich nicht dazu aufrufen, dass zu machen, siehe Mich!

rap.de: Glaubst du, dass es in Deutschland jemanden gibt, der besser ist als du?

SD: Menschlich gesehen mit Sicherheit. Rapmäßig gesehen glaube ich, dass es gar keinen Besten gibt. Das liegt auf jeden Fall alles nur im Auge des Betrachters. Für sich selber sollte man sowieso immer versuchen der Beste zu sein, damit man sich später nicht sagen muss, man hätte nicht alles versucht, das sollte man aber bei allem machen. Wenn du zum Beispiel gerade einen neuen Job hast und nach einer Woche wieder rausfliegst, dann denkst du dir "Boaah Scheiße", ich hab‘ nicht alles gegeben, jetzt muss ich wieder einen neuen Job suchen.

rap.de: Wen feierst du eigentlich persönlich in Deutschland?

SD: In Deutschland feiere ich gerade eigentlich niemanden. Ich bin noch in dieser Post-Albumphase, ich habe während des Albums niemanden gehört, und habe auch bis jetzt noch nirgends reingehört. Ich weiß gar nicht was zurzeit alles so aktuell ist. Aber für mich persönlich brauche ich eigentlich auch nichts Deutsches zu hören, weil ich mittlerweile ganz genau weiß was ich will. Ich habe auf dem Album angefangen eine Geschichte zu erzählen und weiß genau wie sie weitergehen soll. Ich könnte jetzt sofort ins Studio gehen und ein zweites Album aufnehmen. Zurzeit sind leider nur die Voraussetzungen nicht so günstig ein neues Diddy Album zu machen, wenn der Zeitpunkt da ist, dann werde ich auf jeden Fall ein zweites Album nachlegen. Ich würde das am liebsten sofort machen und meine Geschichte weitererzählen.
rap.de: Du kannst also selbst nicht so richtig Fan sein?

SD: Doch! Ich mache das ja mittlerweile auch schon sehr lange, und ich finde auch eine Menge Rapper in Deutschland gut, aber ich habe jetzt keinen Favoriten, natürlich finde ich Musik von deutschen Leuten cool.
rap.de: Bist du eigentlich eitel? Bei einem Interview hast du auf deinen Unfall (2007 hatte SD sich bei einem Arbeitsunfall das Becken und ein Knie gebrochen,
Anm.d.Red.) angesprochen erwähnt, dass die paar zusätzlichen Kilo vom Krankenhausaufenthalt bald wieder weg sein werden.

SD: Also ich brauche jetzt keinen Traumbody um meine Musik zu machen. Aber es ist mir natürlich schon wichtig gesund zu sein und nicht irgendwie ein Leben lang mit Übergewicht durch die Gegend zu laufen. Aber das geht ja auch schnell wieder weg, ein paar Trainingseinheiten hier und da und zack bist du wieder auf deinem alten Level.
rap.de: Wie sieht denn so der Samstagabend eines SD aus, wie kann man sich das vorstellen?

SD: Hättest du mich das vor ein paar Jahren gefragt, hätte ich dir jetzt einen Skandal erzählen können, aber heute sieht ein ganz normaler Samstag eher chillig aus. Das heißt, gerade jetzt nach dem Album bin ich überentspannt, so kann ein Samstag bei mir ganz relaxt aussehen, zum Beispiel schreibe ich ein wenig, oder gucke ein bisschen Fernsehen oder treffe mich auf ein Bierchen. Aber ich muss jetzt nicht irgendwie von Samstag bis Samstag wach bleiben oder so was.
rap.de: Und was gibt’s da so Gutes im Fernsehen?

SD: Ich bin auch einer von diesen “Flavour Of Love“ – Guckern, fand‘ das ganz toll, finde es schade, dass jetzt keine dritte Staffel mehr kommt, aber das wäre auch Wahnsinn, wie soll man New York zurück in die Sendung bringen!?
rap.de: Wie du vorhin schon erwähnt hast, bist du jetzt 27 Jahre alt. Wo siehst du dich denn in etwa 3 Jahren? Musikalisch als auch privat.

SD: Also privat sehe ich mich mittlerweile eigentlich auf einem guten zweiten Standbein, was aber eben privat ist und ich nicht unbedingt an die Öffentlichkeit tragen möchte. Ich habe mich auf jeden Fall darum gekümmert, dass ich nicht wie einer der 30-jährigen Rapper sein werde, falls es irgendwie nicht mehr funktionieren sollte, die krampfhaft irgendetwas hinterherlaufen. Aber da ich ja noch ein bisschen was zu geben habe, und wohl erst noch an dem Punkt ankommen werde, denke ich, dass ich rapmäßig in den nächsten Jahren noch etwas reißen kann.

rap.de: Auf dem Track “Schuld“ sagst du: “Der liebe Gott hat mir die Kraft gegeben um das hier zu schaffen“. Bist du gläubig?

SD: Damals, da hatte ich Bauchschmerzen, und meine Mutter hat zu mir gesagt wenn ich bete, dann gehen die weg, und so ist es auch gewesen, da war ich ganz klein. Das hat dann auch immer funktioniert wenn ich Probleme hatte und gebetet habe hat es mir immer geholfen. Das heißt, irgendetwas muss da dran sein, zumindest für mich. Wenn schlimme Dinge passieren, wenn man zum Beispiel jemanden verliert, dann kann es passieren, dass man den Glauben verliert, weil man nicht verstehen kann warum man die Person verliert, man hinterfragt das Ganze. Somit war ich eine zeitlang auch nicht gläubig, und dann war ich wieder gläubig, wie einer von den Menschen die immer ankommen wenn es ihnen schlecht geht. Aber es hat mir dann trotzdem geholfen, ich habe mich wieder mehr mit der Thematik auseinandergesetzt und bin an einem guten Punkt raus gekommen.
rap.de: Woran meinst du liegt es, dass die Menschen erst anfangen zu Beten wenn es ihnen schlecht geht?

SD: Das hat bestimmt mit der Erinnerung zu tun, wie bei mir auch. Die Bauschmerzen sind damals weggegangen, wie auch heute meine Kopfschmerzen weggegangen sind. Es ist ein Allheilmittel, ganz bestimmt.
rap.de: Und zu guter Letzt, was können deine Fans als nächstes von dir erwarten?

SD: Ich habe geplant jetzt erstmal ein paar Features zu machen, weil ich schon jahrelang und gerade jetzt vor dem Album von sehr vielen Leuten gelöchert wurde, ob ich nicht Features machen möchte. Ich werde natürlich auch nur Features für ausgewählte Leute machen, wo ich  eben Bock drauf habe.