Weekend hat es tatsächlich getan. Er hat als erster einigermaßen bekannter deutscher Rapper auf eine ausufernde Promophase verzichtet und sein neues Album „Musik für die die nicht so gerne denken“ einfach so veröffentlicht. Im Land der unbegrenzen Videoblogs und Amazon-Boxen fast schon ein Kulturschock.
Nun kann man einwenden, dass Weekend es sich als mehrfacher Top-Ten-Rapper, der zudem bei einem der erfolgreichsten HipHop-Labels des Landes gesignt ist, ja auch leisten könne. Das mag schon sein – die Frage ist aber eher, warum kein anderer Top-Ten-Rapper sich bisher den Luxus geleistet hat, auf die wochen-, meist sogar monatelange permanente Ankündigung und Anpreisung des nächsten Werkes zu verzichten?
Eben. Endlich ist der längst überfällige Gegentrend da. Und Weekend spart sich nicht nur die Promophase, nein, er lässt auch keinen Zweifel daran, was er von den immer mehr ausufernden Kampagnen seiner Kollegen hält, die an populistische Wahlkämpfe erinnern: Nüscht. Seine Parodie eines dieser überflüssigen Unboxing-Videos zeigte den alten Weekend, wie man ihn aus dem VBT kannte: Sarkastisch, gemein, witzig und vor allem treffsicher.
Das lässt hoffen. Andere werden dem Beispiel folgen, werden womöglich sogar so richtig den Drake machen und nicht nur auf Amazon-Boxen und Promophase, sondern gleich ganz auf die Ankündigung verzichten. Dann ist endlich Schluss mit Videos, in denen Rapper ihrer Lieblingsseife oder ihren besten Freund aus Schulzeiten vorstellen und ihre Amazonboxen mit Plastik-Spielzeug aufzuwerten versuchen und es geht tatsächlich wieder um die Musik. Ob die auf „Musik für die die nicht so gerne denken“ gelungen ist, werden wir in unserer Review feststellen. Für die ganze Aktion aber jetzt schon vielen Dank und den größten Respekt.