„Was ist Tweef? Tweef ist Beef über Twitter mit MCs/ Tweef ist viel mehr als nur Musik/ Tweef sind 140 Lesezeichen zu nutzen, um was gegen dich zu schreiben„. Dass ein gepflegter Tweef durchaus unterhaltsam sein kann, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass Tweef aber viel öfter als lächerliches Promotool genutzt wird, um sich ins Gespräch zu bringen, als „Ehrenmann“ zu inszenieren oder Fronten zu bilden, ist noch viel weniger von der Hand zu weisen. Das liegt natürlich schon in der Natur der Sache. Also beides.
Wenig unterhaltsam finde ich es beispielsweise, wenn Alpa Gun einen Tweef mit Fler vom Zaun loszubrechen versucht – dass er das auf Facebook macht, spielt keine Rolle, Tweef bleibt es trotzdem, weil Feef noch dämlicher klingt. „Fler, mein Freund, mach dich nicht unsympathisch…“ erzieht Alpa. Er habe in den letzten Jahren als einziger zu Fler gehalten, als der von allen erniedrigt worden sei. Dann noch ein bisschen Geschwafel von Ehrenmännern und ein paar Belehrungen. Wie dem auch sei, der Inhalt spielt überhaupt keine Rolle. Der von Flers Reaktion schon. Auf die Frage eines Twitter-Users hin, was Fler denn dazu zu sagen habe, gab es eine reichlich trockene Reaktion: „der hat meine Handynr der Ehrenmann!!„. Autsch. Und das ist der springende Punkt: Rein zufällig hat Alpa Gun gerade eine Promophase laufen. Plötzlich gilt es Fler zu erziehen und das muss dann natürlich öffentlich geschehen.
Warum ruft Alpa Gun Fler nicht einfach an, wenn das angesprochene wirklich ein Thema ist? Warum muss er öffentlich so einen Affen machen? Natürlich sind das nur rhetorische Fragen – jeder weiß doch warum. Das ist eben Tweef. Das Fischen nach Aufmerksamkeit auf Kosten anderer. Es gibt kein wirkliches Problem, das Klärung bedarf. Aber wenn Alpa Gun öffentlich den Ehrenmann markiert, zieht das schon Aufmerksamkeit. Dann noch eine Antwort von Fler. Noch mehr Aufmerksamkeit. Am besten berichten noch einige unserer geschätzten Kollegen darüber – voilá. Das Opfer ist dabei sogar ziemlich willkürlich wählbar – solange seine Social Media Präsenz hoch genug ist und mit einer Gegenreaktion zu rechnen ist, ist für Gesprächsstoff auf jeden Fall gesorgt.
Im Falle Alpa Gun – Fler gab es bis auf erwähnten Halbsatz keine Gegenreaktion. Stattdessen gab es reichlich Gegenwind für den Zähne bleckenden Meister aller Glatzen. Sein Spiel war doch arg offensichtlich. Die Sensoren der Deutschrapfans sind durch die Erfahrungen der letzten Jahre in Sachen Tweef außerdem ziemlich empfindlich: Album ankündigen, Promophase starten, via Twitter Streit mit einem impulsiven Rapper anfangen, der eine große Reichweite vorzuweisen hat. Das kapiert mittlerweile jeder, deswegen musste Alpa Gun sich eine Abreibung abholen – und löschte prompt seinen Post.
Ein persönliches Problem vorzugaukeln und das öffentlich anzusprechen, um auf sich aufmerksam zu machen – das ist schon verdammt armselig. Man klärt Probleme privat – fertig. Wenn man den anderen vor Publikum vorführen will, dann macht man einen Track. Das sollte doch so eine Art Kodex sein, wenn das Wort Ehrenmann ohnehin schon so inflationäre Verwendung findet. Aber dass plötzlich alle Ehrenmänner sind, das ist ein Thema für sich. Dazu ein anderers Mal mehr.