Nachdem er und sein Freund Black Cesa als „Die Wahren Bosse“ mit dem Song „An Jenem Tag“ 1998 sogar bei MTV gelandet waren, ging es für den Hamburger Deutschtürken Deniz Türksönemz, aka Bacapon zwar schnell wieder bergab, doch er hörte nicht auf zu rappen. In den folgenden acht Jahren entstanden über hundert Songs, von denen jetzt zweiundzwanzig auf Bacapons Debütalbum „Der Henker aus dem elften Stock“ zu hören sind. Es erscheint am 16. März über Doppel H Records und beinhaltet Raps von Bacapon, Mister Malik, Kader, Black Cesa, Freedom, Dissput und Illy Idol auf Beats von Sleepwalker, DarkoBeats, King David und Kader.
„Wer bin ich? Scheiß drauf, ich bin Supermann! King, der beschissene Kong! Hahaha! Ich bin Nummer Eins! Ich bin die Nummer Eins, die verdammte Nummer Eins!“
Mit diesen schizophrenen Worten eines verzweifelten Mannes beginnt „Der Henker aus dem Elften Stock“ Und diese verzweifelte Stimmung prägt das gesamte Album aus der Gosse Hamburg Süd.
Dass er der härteste Gangsta, dass er die abgef***te Nummer Eins ist, dieses Image pflegt Bacapon zu Beginn des Albums. Die ersten fünf Tracks nach dem Intro sind echter Hardcore-Rap. In „Gangsta No 1“ rappt der Hamburger mit seiner tiefen, rauen Stimme auf einen derben Beat über seine Härte im Gegensatz zur Weichheit der etablierten „Muschis“ der Deutschen Rap-Szene, die er darauf in „Berlin Berlin“ runtermacht. Dabei zielt er sowohl auf Hamburger Mittelstand-Rapper, als auch auf Berliner Pseudo-Gangsta. Auch die „Baggypant-Rapper“, die HipHop und "Gangsta sein" als Freizeitbeschäftigung betreiben, verschont er nicht.
Das erste eher „weiche“ Stück ist „Lieb es oder lass es“, ein sehr trauriges, melodisches Lied. Es ist eine Liebeserklärung an das Leben, sei es noch so hart.
Und nachdem er nun seine harte Hülle fallengelassen hat, bleibt Bacapon emotional.
In „Wir sind Deutschland“ und „Foolin Myself“ erklärt der „Ausländer“ Bacapon (beim ersteren mit Kader und Mister Malik) seine Liebe zu Deutschland, seine – trotz Fremdenhass und sozialen Problemen – einzige Heimat.
Diese sozialen Probleme in deutschen Großstädten hat u. a. auch „Berlin und Hamburg“ zum Thema. Doch eigentlich ist das ganze Werk eine Sozialkritik.
Mit „Fick die Welt“, „Kill ihn“ und „Stirb“ kommt – wie die Titel schon vermuten lassen – wieder die verzweifelte, harte Seite Bacapons zum Vorschein.
Die letzten zwei Stücke „Luzifer“ und „Auf der Gosse“ versuchen, das Schizophrene, das das Album prägt, zu begründen.
Es endet schließlich mit den Sätzen: „Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft, die fällt. Und während sie fällt, sagt sie, um sich zu beruhigen, immer wieder: Bis hier her lief es noch ganz gut, bis hier her lief es noch ganz gut … Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung.“
Technisch und lyrisch ist Bacapon sicherlich kein herausragend guter Rapper. Das will er auch gar nicht sein, denn was ihn ausmacht, ist nicht seine Raptechnik, sondern seine Authentizität. „Der Henker aus dem elften Stock“ ist ein sehr hartes, düsteres Album, doch es ist voller Gefühl und trotz seiner Widersprüchlichkeit in sich stimmig.