Als ich die „BADT“ CD zum ersten Mal einlegte, rechnete ich offen gestanden mit dem Schlimmsten. Ich erwartete einen unroutinierten Kollegah-Verschnitt auf mittelmäßigen Produktionen, ein Album das nur vom Hype getragen wird und Selbstbeweihräucherung auf bedauerlich humorloser Ebene. Ein Blick auf die Tracklist ließ mich keinen Abstand von diesen Befürchtungen nehmen – Titel wie „Prototyp Banger„, „Zahnpastalächeln“ oder „Muskulöse Übernahme“ machten mir nicht gerade den Mund wässrig.
Und: Die eingangs erwähnte Selbstbeweihräucherung bleibt natürlich nicht aus, was per se aber nichts Schlechtes ist. Dass ebendiese das vorherrschende Thema darstellt, sollte niemanden überraschen, allerdings ist Majoe zu deutlich mehr Selbstironie fähig als meine oberflächliche Betrachtung es für möglich gehalten hätte. Nach einiger Spielzeit dämmerte mir, dass auch der Albumtitel selbst mit einem Augenzwinkern zu sehen ist. Wenn der Düsseldorfer also in „Prototyp Banger“ mit einem langgezogenen „Ich seh aus wie dieser Franklin aus GTA – ein reinstes Geschenk, meine DNA“ einsteigt kann mir das durchaus ein Grinsen abringen. Inhalte sind erwartungsgemäß nicht die größte Stärke von „BADT“ – sollen es aber auch gar nicht sein. Dennoch hat man sich auf Tracks wie dem pathetischen „Immer für dich da“ oder „Stresserblick“ mit Kurdo sichtlich bemüht, ein gewisses Maß an Aussage und Einblick in die Persönlichkeit des Sohnes tamilischer Einwanderer zu gewähren. Es bleibt aber eher beim wohlwollend zur Kenntnis genommenen Versuch, als dass wirklich etwas hängenbliebe, über das man in schlaflosen Nächten noch nachgrübeln müsste.
Seine Lichtblicke hat das testosterongeschwängerte Album vor allem in Form ausgefeilter Rhymepatterns. Lines wie „Ey du hast da so nen Homie dessen Texte superfett sind? Ein bunter Hund im Untergrund, vernetzt wie Ubahnstrecken? Der kann fresh wie 2Pac rappen – doch kommt halt leider nur schwer in die Gänge, so wie fette Stewardessen“ oder auch „Guerilla Trupps, die hinter Felshügeln warten und Feldzüge starten, hin zur Weltübernahme“ können sich durchaus sehen lassen.
Die Einflüsse seiner Mentoren, Farid Band und Kollegah, kann der Duisburger nicht verhehlen, interessanterweise variieren die unüberhörbaren Parallelen zu ebendiesen aber von Track zu Track. Die geflexten Passagen, die auf eine Klimax zulaufenden Reimschemata und die phonetischen Feinheiten auf „Gladiator“ klingen jedoch verdächtig nach dem selbsternannten Boss. Die gleichförmige, repetitive Pausensetzung, die nasalen Betonungen und die Endreimdoubles auf dem direkt folgenden „Legende“ hingegen tragen die Handschrift eines gewissen Banger-Musik-Labelbosses. Mayujuran Ragunathan (so Majoes bürgerlicher Name) fehlt es hier und da noch an Souveränität. Noch mehr Mut zum eigenen Style würde ihm wohl besser zu Gesicht stehen, denn eine eigene, durchaus interessante Note in der Delivery des „Prototyp Bangers“ ist auf „BADT“ nicht zu leugnen.
Am Sound von Majoes Solodebüt gibt es wenig zu kritisieren. Natürlich ist die unorganische Instrumentalisierung aus den Maschinen von Johnny Illstrument, Joznez, CJToxic, Juh-Dee, Saiya, Cubeatz, KD Beatz, Yungbrooke und Witten-Untouchable-Producer RooQ Geschmackssache – aber in jedem Fall wird sie hier passend und stilsicher eingesetzt. Trotz der überwältigenden Anzahl an Produzenten klingt das Album stimmig und rund. Durchsetzt von synthetischen Vocalsamples und theatralischen Synthesizern klingt „Breiter Als Der Türsteher“ durchweg orchestralisch, wirkt zuweilen aber arg überladen.
Nein, „BADT“ ist nicht unbedingt ein neuer Klassiker. Da die Messlatte meiner Erwartungen aber wie eingangs erwähnt niedrig lag, überraschte mich „BADT“ dennoch positiv. Zwar schleppt sich Majoe manchmal hörbar angestrengt über den Takt, kommt die Punchlinedichte kommt nicht an die eines Kollegahs oder Farid Bangs heran, und hinterlässt die Tatsache, dass diese ihrem Protegé mehr als einmal deutlich unter die Arme gegriffen haben, einen etwas faden Beigeschmack. Trotzalledem ist Majoe aber ein junger Künstler, der ein gewisses Potential zu Größerem mit sich bringt und mit „Breiter Als der Türsteher“ ein durchaus hörbares und phasenweise wirklich unterhaltsames Solodebüt hingelegt hat. Sollte Majoe sich noch mehr emanzipieren und seinen eigenen Style weiter ausfeilen, ist vielleicht noch mehr drin. Für Fans des Subgenres Muskelrap ist das Album sicherlich gute Nahrungsergänzung, ich werde es mir aber nicht noch einmal anhören. Na gut, einmal vielleicht. Heimlich.