Review: MC Rene – Khazraje

Erwachsene Alben hin, erwachsene Alben her. Zu oft ist dieses Unwort nicht mehr als eine blumige Umschreibung für auf 14-Jährige, pubertierende Mädchen zugeschnittenen Weichspüler-Musik. Bezeichnet man MC Renes neues Album „Khazraje“ als erwachsen, ist es allerdings kein Euphemismus für anbiedernden Balladen-Pop-Müll, sondern trifft den Kern der Sache ziemlich gut. Selten wirkte ein Rapper so ausgeglichen und gereift, wie Reen es hier tut.

Das komplette Album wurde von Figub Brazlevic produziert, der musikalische Nährboden ist also über jeden Zweifel erhaben. Richtige Highlights gibt es allerdings auch keine – es wurde nicht großartig experimentiert. Stattdessen gibt es eine satte Dosis grundsolider Samplebeats die wummern und knistern, wie es sich gehört. Garniert wird das ganze mit einer Prise Vocalcuts von Stieber Twins bis Rakim. Lediglich einige vereinzelte arabische Einflüsse finden sich – der einzige Song, bei dem das aber richtig zur Geltung kommt, ist das Intro „Yallah!“. Woher diese Einflüsse? Das Album entstand von vorne bis hinten in Marokko, dem Heimatland von Reens Vorfahren. Es war sein erster Aufenthalt in Marokko, einen Großteil seiner Familie lernte er erst dort kennen. Das spielte sicherlich ebenfalls in die selbstreflektierte Note von „Khazraje“, das sich auch mit den eigenen Wurzeln auseinander setzt und nicht umsonst Renes Nachnamen als Titel trägt.

„Im Endeffekt war’s nur ne Frage der Zeit / Beständigkeit über Jahre ohne Marketing-Hype“ heißt es zu Beginn des Titelsongs. Wenn Rene auf seine Karriere zurückblickt, wirkt er zu keiner Zeit verbittert. Und das, obwohl man ihm das Recht dazu nicht absprechen kann. Stattdessen heißt es auf „Nehmerqualitäten“, die Reen im Laufe der Zeit durchaus bewiesen hat, „Zufriedenheit vor Profit“ – und dabei scheint es sich nicht nur um eine leere Phrase zu handeln. MC Rene wirkt auf „Khazraje“ tiefenentspannt und scheint wirklich und von Grund auf ehrlich mit sich im Reinen zu sein. Das genaue Gegenteil von Laas Unltd.s „Daemon“, auf dem ein von Schicksalsschlägen gebrochener Lace seinem nachvollziehbaren Frust Luft machte. Einem Reen, der an Basedness kaum zu überbieten ist, zuzuhören, ist da aber weit angenehmer. Ob das Leben im Zug, das Abbezahlen von Schulden oder die noch immer mäßigen Absätze – Rene ist mit allem cool, denn es geht im gut. Die einzig negativen Töne gibt es auf dem obligatorischen „Missin‘ Flavor 3“, bei mit den Symptomen, an denen deutscher Rap krankt, abgerechnet wird.

Renes angenehmes Auftreten harmoniert perfekt mit den smoothen Beats. „Khazraje“ ist einfach ein ehrliches, angenehmes Feelgood-Album. Dadurch bleibt zwar jeglicher Entertainment-Faktor aus und so richtig im Gedächtnis will auch nichts bleiben, als Gesamtes hinterlässt Reens neuntes Album aber einen durchweg positiven und runden Eindruck. Lediglich der Mangel an Höhepunkten und gezielt gesetzten Akzenten, an dem auch die gut gewählten Feature-Gäste nichts ändern, enttäuscht – aber als Grown-Man muss man eben nichts künstlich aufbauschen.