Der Ayatollah hält eine „Predigt“, die sich gewaschen hat. MC Bombers erstes Album weicht nicht großartig von seinem bisherigen Schaffen ab – es ist nur noch viel besser. Besonders überraschende Gründe stecken da gar nicht hinter. Es ist besser produziert, besser gerappt, unterhaltsamer und abwechslungsreicher, als alles, was es bisher von dem anscheinend daueralkoholisierten Herrn zu hören gab. Die Beats scheppern kräftig und Bombers Stimme krächzt angenehm, während er etwas unbeholfen, aber ebenso unbeirrt, zwischen den Drums umherstakst und von Saufeskapaden, Analsex und dem ein oder anderen originelleren Thema erzählt.
Ja, richtig: Originelle Themen. Der P-Berger Pöbler schießt nicht nur um sich und representet seinen Konsum, er widmet sich auch Dingen wie seiner panischen Angst vor schwarz-gelben Insekten auf „Kampfwespen“, für die er die Evolution verflucht, seine eigens erfundene App „Gewalttinder“, über die man nach dem Prinzip einer Dating-App passende Gegner für einvernehmliche Schlägereien findet (unter dem Namen Rumblr kursierte dieses Konzept übrigens tatsächlich kürzlich als viraler Internethoax ) oder seinem „Fleiß bei der Arbeit“ – als hauptberuflicher Alkoholiker. Die Hauptrolle spielen natürlich trotzdem „Feiern und ficken“. Bomber tritt dabei durchweg auf eine sympathische Art und Weise unangenehm auf – die typische Eckkneipen-Atze halt. Jeder Song ist unterhaltsam, die erwähnten Absurditäten stechen dabei besonders heraus, was zu einem großen Teil an der unberechenbaren Wortwahl liegt.
Technikfetischisten werden mit „Predigt“ allerdings nicht glücklich. Bomber rappt zwar mit der ihm angeborenen Asi-Coolness, aber aus technischer Sicht grauenhaft. Hier wird der Takt verfehlt, da werden ungelenk viel zu viele Silben geflext und dort hat der Endreim nur eine unsaubere Silbe aufzuweisen. Das ist aber scheißegal, denn stimmig ist das Endergebnis allemal und gut klingt es trotzdem oder sogar gerade deshalb. Unsicher oder unroutiniert wirkt das nämlich zu keinem Zeitpunkt. Da ist von vorne bis hinten alles authentisch, die Attitüde ist glaubwürdig und der Flow eben ganz eigen. In Kombination mit den hervorragend produzierten BummTschack-Beats, die allesamt von KevBeats stammen, klingt das ganze ohnehin beeindruckend rund.
Ausnahmslos jeder Beat ballert, obwohl die meisten ziemlich reduziert und skizzenhaft daherkommen. Laute, druckvolle Drums, treibende Basslines, und eine alchemisteske Samplepalette sind eben so simpel wie wirkungsvoll. Simpel wie wirkungsvoll ist ohnehin ein gutes Motto, um MC Bombers „Predigt“ zu beschreiben. Featuregäste sind nach Belieben eingestreut, labern, was sie wollen und machen dabei stets eine hervorragende Figur. Hier wird nicht viel gedacht oder ausgearbeitet. Hier wird einfach gerappt – mal widerlich, mal witzig, aber immer mit hörbar viel Spaß an der Sache.