Ali Bumaye – Rumble in the Jungle [Review: Oli vs Skinny]

Oliver: Der gute Ali mit seinem zweiten Album also. Hätte man seinerzeit wohl nicht unbedingt erwartet, dass nach dem Smashhit „Voll süß aber“ noch so viel kommt, aber ich muss sagen, für mich hat er voll seine Berechtigung. Ich höre mir „Rumble in the Jungle“ auf jeden Fall lieber an als viele andere Deutschrap-Alben – was zu einem großen Teil an den geilen Beats liegt. Die sind halt wirklich auf Ami-Niveau. Das kann man direkt nach einem Ami-Song pumpen und hat keinen krassen Cut. Dazu hat Ali sich auch am Mic durchaus gesteigert, er setzt seine Stimme besser ein – ohne dass er jetzt plötzlich der krasseste Rapper der Welt ist, klar. Aber „RITJ“ ist ein Rapalbum, das über andere Qualitäten kommt: Stimmiges Feeling, charismatischer (und sympathischer) Rapper, gute Beat-Auswahl.

Skinny: Mois, das Album hat bereits Muhammad Ali und Kimbo Slice das Leben gekostet und du willst das jetzt loben? Damit sympathisierst du mit diesem Mörder! Im Ernst: Die Beats sind durchaus sehr anständig produziert, aber doch irgendwie ziemlich seelenlos. So richtig im Kopf bleibt mir da nichts, und eigentlich fressen sich oft Beats in meinem Gehörgang fest. Das sind halt alles schön glänzende Instrumentale ohne Charakter – quasi das genaue Gegenteil von Ali. Ein gewisses Charisma ist ihm nicht abzusprechen, aber die Der-sympathische-Fettsack-Attitüde ist halt ein Witz, der schnell erzählt ist. Der obligatorische Catchphrase-Hit „#Mmmnaklar“ reicht da schon, um das ganze Album zu deckeln. Ali wirft die ganze Zeit nur mit Fillerlines um sich, um ab und zu ein paar Pointen oder Bonmots zu platzieren. Und all das schlecht gerappt und garniert mit wirklich ekelhaft anstrengenden Hooks. Nein, danke.

Oliver: Seh‘ ich ganz anders. Ali hat die Dicken-Witze weitgehend eingestellt. Stattdessen gibt es mehr Hoodgeschichten – passt für mich, weil man merkt, dass Ali von Dingen rappt, die er kennt. Und seine textliche Herangehensweise ist zum Beispiel bei „Gossenslang“ einfach mal sehr, ja, blödes Wort, authentisch. Der rappt, wie er redet: Unterhaltsam. Ich hör‘ dem auf jeden Fall lieber zu als einem dieser Technikmonster mit achttausend Zweckreimen. Und bitte – die Hook von „Sex ohne Grund„? Das ein Hit.

Skinny: Die Phrasendrescherei auf „Gossenslang“ nennst du authentisch? Da merkt man, dass du Schwabe bist. Genau dieses posermäßige „Ihr könnt nicht mitreden, wir reden Gossenslang“ gepaart mit Plattitüden der Marke „Dieser Ort bereitet Politikern Magenschmerzen / Denn hier hast du eher Chancen, Dealer anstatt Arzt zu werden“ sind das Problem – das ganze Album ist nur ein oberflächlicher Salat aus Reizworten. Leider nicht so, dass mit wenigen Worten viel ausgesagt oder bewegt wird, sondern einfach eine Flut, bei der schon irgendwas funktionieren wird. Der Rest versandet. Über die Hook von „Sex ohne Grund“ kann man wohl nur streiten. Ich finde sie grauenhaft. Aber ja, lieber als SeyedsEngel mit der AK“ ist mir „Rumble in the Jungle“ allemal.

Oliver: Das sowieso. Und klar spielen griffige Formulierungen hier eine Rolle, aber da steckt schon Herz dahinter – um mich mal auf was anderes als die ewige Authentizität zu berufen. Und ja, auch mir als Schwabe ist aufgefallen, dass es schon Texte über die Realität in sogenannten Problembezirken schon gab – kann ich mir in dieser unaufgeregten, witzigen, aber niemals albernen Art und Weise aber einfach gut anhören. Mein Fazit: Läuft auf jeden Fall bei der Redaktionsgrillparty nächste Woche. Safe.

Skinny: „Wer ist der, der den Terroristen die Waffen gab? / Deutscher Bundestag entscheidet einstimmig: Ali war’s“ oder „Sie sagt, sie findet Sportbarren geil / Bitch ich passe nichtmal in ein‘ Sportwagen rein“ sind nicht albern? „Fick Raptechnik, Entenbrustsandwich / Dachte immer Trap bedeutet Treppe auf englisch“ auch nicht? Und dieser affigen Skits natürlich auch nicht. Das Album ist nicht so eine Klassenclown-Show, wie es „Fette Unterhaltung“ war, aber das ist auch wirklich kein Maßstab für ein vermeintlich ernstzunehmendes Album. Mir fällt übrigens gerade ein, dass ich zur Grillparty leider nicht kommen kann, weil… äh… Bruder, muss los.

Oliver: Nee, sindse nicht. Dünne Menschen haben einfach keinen Humor. Wegen Grillparty: Umso besser, bleibt mehr für mich.