Albert Parisien – Highway Chronicles [Review]

Albert Parisien war schon immer irgendwie anders. Im Kopf unter dem roten Afro müssen sich über die Jahre drei Ideen festgesetzt haben: Anarchie, Unangepasstheit und Innovation. Aus einem Rap-Kontext heraus betrachtet, ist die „Highway Chronicles“-EP nämlich genau das: Ein anarchisches, innovatives Stück Musik, dass mit allen von Rap auferlegten Regeln brechen will. Musikalisch übersetzt entsteht dabei eine Mischung aus Italo-Disco, Pop, Synthwave und Rap. Über die Gewichtungen zu diskutieren, die die einzelnen Subgenres in Alberts Sound einnehmen, wäre schlichtweg sinnlos weil unmöglich. Selten hat die leider oftmals inflationär genutze Phrase vom Künstler, der seinen eigenen Stil gefunden hat, so gut gepasst, wie hier.

Die EP erzählt die Geschichte von Albert, der als niemals cleaner Ballkönig mit der schönsten Dame des Raumes die Überholspuren der Autobahnen der Welt hoch und runter rast und mit ordentlich Grün und Lila in den Venen hin und wieder einen Abstecher Richtung Weltall macht. Egal was der Call ist – Albert ist ready für whatever.

Eine Inszenierung und Mythosschaffung, die einen Schein der Unantastbarkeit und verlorenen Bodenhaftung um den Protagonisten schafft, aber geschickt den Vorwurf des konzipierten Images umgeht. Denn zwischen all dem Lean, dem Verstecken hinter der Sonnenbrille und den endlosen langen Fahrten im knallig pink gefärbten Cadillac, steckt in dieser EP doch noch eine ganze Menge realer Persönlichkeit. Diese erlebt man als Zeuge dieser lauten und fast schon reizüberflutenden Geschichte in Form eines eigenen Slangs, Industrie provozierenden Punchlines und den klar verständlichen Sehnsüchten nach Ferne und einem unbeschwerten Leben.

Selbstverständlich ist diese EP nichts für den herkömmlichen, versteiften Rap-Hörer. Selbstverständlich ist diese EP kein Easy Listening. Und das ist gut so. Denn „Highway Chronicles“ ist der lässig im vorbeifahren ausgestreckte Mittelfinger in Richtung Deutschrap. Diese fünf Tracks sind das Ergebnis eines Arbeitsprozesses, der von der Abneigung gegen Langeweile-, dem Bestreben, den eigenen Pfad platt zu trampeln- und der Risikobereitschaft, innovative, aber gewagte Musik zu machen, gekennzeichnet ist. Man muss Albert Parisiens Musik nicht gut finden. Man muss aber neidlos anerkennen, dass sich hier jemand Gedanken gemacht. Gedanken darüber, ob man auf einen Zug aufspringen-, oder ihn selbst ins Rollen bringen möchte.

Unsere Szene, die gerne versucht, mit bereits erfolgreichen Dingen erfolgreich zu sein, brauchte diese EP und diese Art und Weise ans Musik machen heranzutreten – auch wenn sie es vermutlich selbst nicht wahrhaben will.