„Habt ihr mich vermisst?“ fragt Jasko ein paar Sekunden bevor er auf „Asozialer Jugoslawe“ mit den ersten Zeilen sein Debütalbum „Wenn kommt dann kommt“ eröffnet. Was auf die rhetorische Frage folgt, lässt sich relativ schnell zusammenfassen: Es werden Mütter beleidigt, mal bessere, mal schlechtere Punchlines gekickt – und Fler und MOK gedisst.
Moment, wen? MOK? Ja: „Es ist Jott zu dem Ah / Mucke oder Knast, ich fick MOK in den A…“ („Wenn kommt dann kommt„), oder „Du bist kein Blockchef, du bist nur der Lutscher vom Block / Und stehst auf mehr fremde Männer als die Mutter von MOK“ („Kein Disstrack„) Ernsthaft? Wer 2016 immer noch den mittlerweile so gut wie komplett inaktiven MOK disst, schaut vermutlich seit Jahren auf das gleiche Kalenderblatt. Das erzeugt bei mir kein Lachen, sondern vielmehr ein genervtes Augenverdrehen.
Eine Gratwanderung betreibt der Duisburger auch auf den beiden aufeinanderfolgenden Tracks „Steinzeit Kanakken“ und „Schwanzgesteuert“ . Sicher, Frauenwitze gehören seit jeher zu Rap und können bei guter Umsetzung auch sehr unterhaltsam sein. Allerdings sollte eine gewisse Ironie schon erkennbar sein. Wenn Jasko aber Lines rappt wie „Ich lass meine Frau aus der Küche nicht raus / und gibt sie Widerworte wird sie mit dem Knüppel verhauen“ vermag das jedenfalls bei mir nicht wirklich zu zünden. Die humorbefreite Vortragsweise erstickt jeglichen Witz im Keim.
Musikalisch macht Jasko auf „Wenn kommt dann kommt“ dagegen nicht viel falsch. Die Produktionen stammen unter anderem von Johnny Illstrument und Joznez, die dem Ruhrpottler mit düsteren, druckvollen Beats den passenden Sound für seine harten, battlelastigen Raps liefern. Raptechnisch passiert das Ganze freilich auf überschaubarem Niveau. Jaskos Flow wirkt festgefahren und ändert sich auf den 15 Tracks so gut wie gar nicht. Überraschungen sind keine zu verzeichnen.
Auch bei den Reimen spielt Originalität nicht unbedingt die Hauptrolle: „Dieser Rapper, Kieferbrecher/ mein Album ist am Start und ich liefer Bretter/ Weedverchecker, Fifa-Bester/ Rapper wollen Beef, ich zücke die Beretta“ („Killn„). Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel und in diesem Falle sogar den Reim.
Auf „Wegen dir“ und „Winter“ schlägt das Banger Musik-Signing sogar nachdenklichere Töne an. Und tatsächlich macht Jasko das nicht schlecht. Hier und da versteckt sich eine schon öfters gehörte Phrase, im Großen und Ganzen kommen die Songs aber ohne peinlichen Kitsch oder Fremdscham aus.
Auf dem letzten der drei (durchaus unterhaltsamen) Skits, in denen Jasko mit Farid Bang telefoniert, sagt der Banger Musik-Chef zu seinem Künstler: „Ich war eben im Studio und hab dein Album gehört (..). Ist echt nicht schlecht“ . Eine Beurteilung, die ich glatt so unterschreiben kann. Denn „Wenn kommt dann kommt“ ist nicht komplett schlecht, aber auch in keinem Falle ein gutes oder herausragendes Album. Sondern ein durchschnittliches Straßenrap-Album, das weder durch Kreativität noch durch Qualität besticht, aber auch keine wirklichen Ausfälle aufweist. Um abschließend die eingangs erwähnte Frage zu beantworten: Nein, vermisst habe ich Jasko und dieses Album eigentlich nicht.