Pott-Punchliner Pillath kehrt nach langjähriger Absenz mit „Onkel Pillo“ zurück, das neben einem Comeback auch sein erstes Soloalbum darstellt. Stilistisch ändert sich allerdings nicht viel, außer vielleicht dass der mittlerweile 33-Jährige nach eigener Aussage besser aussieht, als je zuvor. Ja, „Der macht datt gut“ , der Pillo – und der macht datt, watt er am besten kann: Und das sind slang-getränkte Punchlines, gepaart mit einer lockeren Pott-Attitüde. Die sind nicht um drei Ecken gedacht oder sonderlich komplex, sondern gehen einfach straight auf die Backen. Technisch versiert und hörbar hungrig vorgetragen macht das durchaus Spaß zu hören – Battlerap wie in alten Tagen halt.
„Ich mit Fuffzehn dachte: Demnächst werd‘ ich Gras anpflanzen / Warst du in der Schule mit paar Schwulen deinen Namen tanzen // Doch dafür gab’s kein‘ großen Applaus / Guck‘ deine Schlampe an, ständig fremde Hoden im Maul // Macht die Drecksau ihren Hosenstall auf / Ruft nach circa zwei Minuten der Seuchenschutz den Notzustand aus“ („Mission Complete“ )
Trotz der prolligen, ruppigen Selbstinszenierung wirkt Pillath stets sympathisch. Darin liegt auch die größte Stärke von „Onkel Pillo“ – der Ruhrpottler ist einfach eine Type. Pillo zwitschert sich am Büdchen ein paar Feierabendbierchen rein, statt Drive-Bys aus dem AMG zu zelebrieren oder Stacks durch den Club zu werfen. Die simplen aber durchaus unterhaltsamen Punchlines, die auffällig häufig auf die Freundin des Hörers abzielen, passen zum kernigen Charakter und der rotzigen Delivery Pillaths und erzeugen eine ganz eigene Dynamik. Lediglich die persönlicheren Songs trüben diesen Eindruck – zumal die gesungen Gastrefrains von Manuellsen, RE und Phil Woody verdammt kitschig und hineingezwängt klingen. Auch die Songs selbst mit ihrer Bruder-Kopf-Hoch Ästhetik hätte man sich getrost sparen können. 1000 Mal gehört, schon beim zehnten Mal langweilig gewesen. Songs wie „Kranke Welt“ mit Fard sind so abgestanden wie der Titel bereits vermuten lässt.
Das viel größere Problem ist aber die billige Produktion von „Onkel Pillo“ . Der Soundteppich, den die Pott-Produzenten Abaz, Joshimixu, Juh-Dee und Gorex gemeinsam gewoben haben, greift zwar auf Albumlänge ganz gut ineinander, die einzelnen Beats klingen aber lieblos und uninspiriert produziert. Die Drums wummern zwar stets kraftvoll aus den Boxen, sind aber auch nichts besonderes. Was da ansonsten passiert bleibt in keinster Weise hängen, wird zuweilen auch arg anstrengend. Das klingt alles viel zu sehr nach Fließbandproduktion vom Grabbeltisch – was sehr schade ist, da Pillath mit seiner Stimmgewalt und der hörbar motivierten Präsenz stets eine gute Figur macht und sicher das ein oder andere Beatbrett hätte niederwalzen können. Man weiß außerdem, dass jeder der beteiligten Produzenten zu viel mehr fähig ist.
Mit einem geschmack- und anspruchsvollerem Beatpicking und dem Verzicht auf persönlichere Songs hätte „Onkel Pillo“ ein richtig gutes, sympathisches Battlerap-Album werden können. So wird es lediglich durch Pillaths unterhaltsame Attitüde getragen, was aber wohl auf Dauer nicht ausreicht. Also wurde aus dem potentiellen Dauerbrenner leider ein Boah-ich-hab-grad-irgendwie-Bock-auf-Pillo Gelegenheitsalbum, das zwar in vielerlei Hinsicht punktet, aber ebenso viel Luft nach oben hat.