BzumZ aka Barack Zobama veröffentlich mit „Neuanfang „s.e.““ ein elf Track starkes Freetape, dass vor allem eines ist: Ehrliche Handarbeit. Der Leipziger produzierte dabei drei Tracks selbst, weitere Instrumentale kommen unter anderem von Iamnobodi und Caligari. Den Hörer erwarten 34 Minuten geschmeidiger Boom Bap. Groovige Bässe, melodische Pianos und gechoppte Vocal Samples lassen die Sportzigarette gleich mal smoother schmecken. Die trockenen Drums nähen das Ganze zu einem jazzig-organischen Soundteppich zusammen, der den Kopf fast automatisch nicken lässt.
Während die akustische Untermalung eher klassisch daherkommt, offenbart die Stimme und die Vortragsweise des Protagonisten ganz neue Aspekte: BzumZ formt und betont Wörter auf eine sehr eigene Art und Weise, der sächsische Background klingt dabei immer wieder durch. Das mag Geschmackssache sein, individuell ist es in jedem Fall. Thematisch bewegt man sich nah am Alltag des Künstlers. Der Sachse zeichnet ein angenehm verschwommenes Bild aus täglichem Kopfgeficke über dies und jenes, Spliffs paffen mit den Homies und nächtlichen Frauengeschichten.
„Immer wenn es regnet, sitzt du in der Bude und schiebst riesen Frust/ Doch sei mal froh, dass du die Blumen heut nicht gießen musst“ (Immer wenn es regnet)
Was bei diesem Textbeispiel gut funktioniert, geht manchmal jedoch auch leicht nach hinten los: Bei dem Versuch, dem Hörer Mut zuzusprechen klingt die ein oder andere Line zu plakativ und austauschbar. Man stolpert über die ein oder andere phrasenähnliche Zeile, die man so auch schon auf anderen Releases hiesiger Rapper hätte hören können. Zwar nimmt man BzumZ durchaus ab, dass er jeder Zeile auf diesem Tape fühlt, lyrisch geht da dennoch mehr – wie er prompt auf Tracks wie „Sprachmemo_003 (purple tea) „beweist. Ein klassischer Storyteller, der detailliiert vom kennen lernen einer Frau in einer Bar erzählt und ein gekonntes Kopfkino erzeugt.
„Weil du so verwundert schaust, frag ich dich: ‚Mädchen, seh ich so betrunken aus‘?/ Du lächelst und schweigst/ Ich bin nervös bis du mich anblickst und es endlich verneinst/ Hier drin is‘ echt nicht so nice/ die Luft ist dreckig und heiß“
Eine willkommene Abwechslung bieten die Tracks „Zwischenspiel“ 1, 2 und 3. Die von BzumZ selbst produzierten Instrumentals fungieren wie Skits und kommen hervorragend ohne Raps aus. Der Hörer erhält hier die Chance, kurz durchzuatmen und bleibt dank der sehr guten Produktionen dennoch komplett auf dem Film des Tapes.
Was fehlt, ist ein Hit. „Neuanfang „s.e.““ besteht aus elf stabilen Songs, die richtig gut funktionieren wenn man nach dem Betätigen des Play-Buttons die Finger von dem Skip-Knopf lässt. Es fehlt das gewisse Etwas, dass die Songs auch eigenständig und losgelöst aus dem Kontext des Tapes restlos überzeugen lässt. Wenn es jedoch der größte Kritikpunkt ist, dass eine Platte erst in ihrer Gesamtheit ihre Stärke voll entfalten kann, hat der Künstler einiges sehr richtig gemacht.