Said – Jib ihm noch eene (Review)

Seit Said im Jahr 2013 mit „Zum Leben verurteilt“ den ersten Schritt aus dem Untergrund machte, taucht er immer öfter auf den Bildschirmen der breiten Öffentlichkeit auf. Angelehnt an die 2010 erschienene EP „Jib ihm“, die zusammen mit Mosh36 als Kollabopartner entstanden ist, veröffentlicht Said nun den zweiten Teil der Reihe, der den Titel „Jib ihm noch eene“ trägt. Durch seine jahrelangen Erfahrungen mit vielen verschiedenen Künstlern und Produzenten hat er es mittlerweile geschafft, ein eigenständiges Soundbild zu schaffen. Dem bleibt er auch auf „Jib ihm noch eene“ weitgehend treu. „Warum ändern, wenn genau diese Methode sich bewährt?“(„Yeah Boi“) Beim Betrachten der Tracklist fällt aber direkt auf, dass anders als bei seinen letzten Releases diesmal nicht KD Supier, sondern AT Beatz der Hauptproduzent und damit für das Soundbild verantwortlich ist.

Trotzdem gibt es hier keinen Stilwechsel. Absolut vertraut ist die Lässigkeit, mit der Said beim Intro, dem „Vorspiel“ auf den Beat kommt und seinen Part rappt. Nach einer entsprechend smoothen Bridge packt er direkt eine eingängig gesungene Hook aus, mit der er an vorhergegangene Projekte anknüpft.

Aufbauend darauf beginnt der nächste Track mit einem recht ähnlichen Beat. Mit Zeilen wie „Ticker bleiben Ticker, nur die Jacken werden dicker“ beschreibt er alltägliche Geschichten auf den Straßen in seiner Berliner Hood. Nach der Hook ist der Zeitpunkt für das erste Feature der EP gekommen. Mit AchtVier ist hier derjenige am Start, mit dem Said Ende des Jahres gemeinsam auf „Beutetour“ durch Deutschland gehen wird. Auch er selbst liefert einen soliden Part ab, allerdings ist der Beat an manchen Stellen instrumentalisch etwas überladen. Weniger ist manchmal eben einfach doch mehr.

Bei der ersten Videoauskopplung „Checkz nicht“ berichtet Said von alltäglichen Verlusten die er in seinem Leben zu beklagen hat. Egal ob es um Weed, um Frauen oder um seine neuen Nikes geht, Said checkt einfach nicht, wieso man erst „weiß was man hatte, wenn es weg ist“. Ein ähnlich gemütlicher Beat wie bei den vorausgegangenen Tracks, übrigens der einzige, der von KD produziert wurde, sowie einmal mehr ein sehr gediegener Refrain runden den Track ab.

Auf dem düstersten Beat der EP, der mit einigen bekannten Samples sowie Filmausschnitten ausgestattet wurde, findet anschließend BOZ seinen Featureplatz. Beim stärksten der sieben Tracks bringen beide ihre Ansage „Wir sind Gangster“ unmissverständlich auf den Punkt. Thematisch experimentieren die zwei auch nicht groß herum, sondern machen ihren Standpunkt mit Lines wie „Verteil Nacken in ’ner Welt voller Lappen / Straße bleibt Straße, wat soll ick da machen?“ simpel und direkt deutlich. Melodiös und gechillt geht es weiter. „Alle 2 Wochen“ und“Freund oder Feind“ setzen auf gesungene Refrains und verbreiten gute Stimmung. „Lalalalalalala, Dicka bist du Freund oder Feind? / Lalalalalalala, rauchen wir ein‘ oder gibt’s Streit?

Auch beim letzten Track der EP „#läuft“ werden erwartungsgemäß keine großen Änderungen am Soundbild vorgenommen, der melodische Beat wird von Said und dessen Kumpel BRKN nach allen Regeln der Kunst bearbeitet. Allerdings bin ich mir sicher, dass es ein paar weniger „Bei mir läuft“-Repeats auch getan hätten…

Alles in allem kann Said auch nach mehrmaligem Hören wieder überzeugen. Zwar ist das alles gerade soundtechnisch wenig abwechslungsreich und die Produktionen kämen mit ein bisschen weniger Schnörkeln vielleicht sogar noch krasser rüber. Dafür bietet „Jib ihm noch eene“ ein einheitliches Soundbild, auf dem Said vertraute Themen auf alt bekannte Weise behandelt. Innovationspreise gewinnt er damit keine, aber solide Kost auf bewährte Art und Weise ist das allemal.