Dicke haben Humor. Das ist ein altes Klischee – und Ali Bumaye ist mit seinem Album „Fette Unterhaltung“ nicht angetreten, um das zu widerlegen. Der Neuköllner nimmt sich und andere gerne auf die Schippe. Seine Songs, das wusste man schon seit „Voll süß aber„, leben vor allem von Alis Witz. Er ist kein Rapper im klassischen Sinne, hat nicht jahrelang auf das Ziel Debütalbum hingearbeitet. Er war eher zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kennt die richtigen Leute: Bushido und Shindy.
Und Ali schätzt seine Qualitäten durchaus realistisch ein. Er versucht sich erst gar nicht als ernsthafter Gangsta-Rapper, sondern gibt auf „Fette Unterhaltung“ konstant den lustigen Dicken. Okay, in Songs wie „BLN“ oder „Neukölln King“ lässt er schon auch mal durchblicken, dass er nicht einfach nur ein wohlgenährter, lustiger Typ ist. Wer mag, kann ja mal „Neukölln Spinne“ googlen. Ansonsten aber lautet das Motto: „Survival of the fettest„. Wortspiele dieser Art sollte man schon abkönnen, wenn man sich mit dem Album befasst.
„Fette Unterhaltung“ fühlt sich etwa so an: Man unternimmt einen gemütlichen, kleinen Spaziergang mit Ali durch seine Nachbarschaft („Alles gut in der Hood„). Dabei erzählt der Berliner frei Schnauze, was ihm gerade so durch den Kopf bzw. auf den Sack geht: Instagram-Schlampen, die auf Latina machen, anabolikagestählte Typen, die auf Sportler machen, Klischees über seine Gegend, die ihn nerven – und natürlich sein Lieblingsthema: Essen. Gerade heraus erklärt er dem aufmerksamen Zuhörer, was ihn ankotzt (einiges) und was er feiert (Essen, den FC Bayern). Dabei zeichnet ihn die klassische Berliner Mischung aus Lässigkeit, Ironie und demonstrativer Angeödetheit aus. Das alles passiert auf mehr als nur amtlichen Beats („fette“ verkneife ich mir an der Stelle). Beatzarre, Djorkaeff, Shindy und Sonus haben ganze Arbeit geleistet und dem Album einen freshen Sound irgendwo zwischen aktuellen Klängen und dem guten, alten G-Funk verpasst.
Von den Beats her nimmt „Fette Unterhaltung“ es locker mit jedem anderen Rapalbum auf. Für den Rapper gilt dies nicht unbedingt. Zwar kann Ali jede Menge Sympathiepunkte verbuchen, weil seine Texte stets authentisch und unterhaltsam daherkommen. Technisch ist das Ganze ebenfalls durchaus solide, wie viel davon Alis eigenen Fertigkeiten und wieviel denen seiner Co-Autoren geschuldet ist, darüber darf das Internet gerne weiter spekulieren – letzten Endes zählt nur, ob das Ergebnis stimmig ist, und das ist es defintiv. Seine Vortragsweise aber ist auf Dauer etwas monoton und ermüdend, was den Flow angeht, hapert es an manchen Stellen doch gewaltig.
Vom Cover über die wohlgesetzten Skits mit Shindy und die starken Beats bis hin zu den unterhaltsamen Inhalten, die verhandelt werden, ist „Fette Unterhaltung“ tatsächlich ein rundes Ding. Sicher kein neuer Rapklassiker und möglicherweise auch kein Album, das man in drei, vier Jahren noch begeistert pumpt – das aber wird die Zeit zeigen. Dem im Titel formulierten Anspruch an sich selbst wird es jedenfalls in jeder Hinsicht gerecht.