Review: Kool Savas – KKS

Oliver: Also, für mich ist Kool Savas ein sehr wichtiger Teil meiner Rap-Sozialisation. Ich bin vor 18 Jahren buchstäblich wegen ihm nach Berlin gezogen – Anfang 2000 war Berlin Rap von Savas, M.O.R., Sekte usw. das Nonplusultra. Als ich den Titel des neuen Albums „KKS“ gehört habe, dachte ich zuerst, das geht wieder in die alte Richtung, die „LMS“-Schiene. Relativ schnell war aber klar, dass das nicht der Fall ist. Wäre ja auch unrealistisch.

Hauke: Ich habe ihn nie aktiv verfolgt, was vor allem daran liegen mag, dass ich gerade einmal zwei Jahre alt war als du nach Berlin gezogen bist. Auch danach ist der Savas-Hype an mir vorbeigegangen. Klassiker, wie „Das Urteil“ habe ich später zwar trotzdem entdeckt, konnte sie aber nie richtig einordnen. Nachdem ich mich mit Kool Savas und „KKS“ nun etwas mehr beschäftigt habe, fallen mir immer mehr Parallelen zu Eminem auf: Beide sind ähnlich lange im Geschäft, ohne über die Jahre deutlich an Relevanz eingebüßt zu haben. Dazu bleiben sie ihrem Stil auch auf den neueren Werken treu – wenngleich das nicht unbedingt dem Trend entspricht.

Oliver: Das stimmt, wobei man die vielen gesungenen Parts auch als eine Reaktion auf den Zeitgeist deuten könnte. Glaube ich persönlich aber eher nicht. Abgesehen von diesen ist „KKS“ aber tatsächlich ein sehr klassisches Savas– und damit ein sehr klassisches Rapalbum. Bei Songs wie „Ende der Vernunft“, „Essah ist zurück“ oder „Wasser reichen“ steht der berühmt-berüchtigte Savas-Flow ganz klar im Vordergrund. Und das ist auch gut so. Interessant finde ich, dass mit „Krieg und Frieden“ der bisher wohl persönlichste SAV-Song aller Zeiten auf dem Album ist.

Hauke: Der Track ist auf jeden Fall ein Highlight und mit Vincent von SDP hat er die Hook optimal besetzt. Zusammen mit einer Frau hätte man das Thema Vaterschaft möglicherweise nicht so gut aufgreifen können. Weiterhin finde ich beachtenswert, dass Savas sich für „KKS“ auf 12 Titel beschränkt hat. Länger sollte ein Album gar nicht sein. Im Zeitalter von Spotify und Co. wird ja oft versucht, mit vielen Songs möglichst hohe Streamingzahlen zu generieren.

Oliver: Absolut, das sehe ich auch als Stärke, auch wenn Savas dafür schon oft kritisiert wurde. Kommen wir mal zu dem wohl ungewöhnlichsten Track: „Universum/Hawkings“ mit Olli Banjo, Infinite, BOZ, Cr7z und Daev Yung. Ich finde es sehr stark, dass hier nicht einfach jeder seine vier Zeilen rappt und gut is‘. Dass die Rapper sich im fliegenden Wechsel das Mic in die Hand geben, habe ich so noch nicht gehört, ich glaube, nicht mal bei Amis.

Hauke: In dem Punkt stimme ich dir zu. Trotzdem finde ich den Track aufgrund seiner Länge und besonders der hohen Kadenz zu anstrengend. Es fällt mir schwer mich fast acht Minuten auf die größtenteils sehr schnell gerappten, komplexen Reimketten zu konzentrieren. Als Vergleich zu „Universum/Hawkings“ würde ich A$AP Rockys „1Train“ mit Kendrick Lamar, Joey Badass, Yelawolf, Danny Brown, Action Bronson und Big K.R.I.T anführen. Mit etwas mehr als sechs Minuten ist der Track ähnlich lang, lässt sich durch den weniger drückenden Beat und einer langsameren Kadenz aber deutlich angenehmer hören.

Oliver: Überrascht hat mich das Intro: „KDR“ steht ja für „Kille die Rapper“, kommt dann aber statt mit klassischen Battle-Rap-Attacken mit Autotune und Gesang daher. Finde ich interessant, wie er hier mit der Erwartungshaltung an ihn direkt mit dem ersten Song bricht. Im weiteren Verlauf des Albums allerdings findet sich dieser Bruch dann ja eher nicht wieder. Wie gesagt, viel klassische Kost, und wie gesagt, das ist auch gut so.

Hauke: Genau. Auch wenn Songs wie „KDR“ Anhängern von klassischem Straßenrap durch ebenjene neumodischen Attribute übel aufstoßen werden, denke ich, dass Savas-Fans „KKS“ insgesamt viel abgewinnen können. Sowohl für die jüngere, auf poppigere Hooks gepolte Zuhörerschaft als auch für „LMS“-Nostalgiker ist etwas dabei.

KKS
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Essah Entertainment (Sony Music) (Herausgeber)