Review: BOZ – Der letzte Samurai EP

Was macht einen Samurai aus?

Ein Samurai ist ein erfahrener Krieger und hat eine lange, harte Ausbildung hinter sich.

Das sollte bei BOZ zutreffen. 2003 wurde der Hamburger zum ersten Mal auf die Karte gesetzt, als er in der Reimliga Battle Arena antrat. Zwei harte Battles gegen Kollegah, bei denen BOZ eines für sich entscheiden konnte, schmiedeten die Rüstung des letzten Samurai. Weiter ging es zu Rattos Locos, das erste Release „Farben“ liegt mittlerweile sieben Jahre zurück. 2015 folgte der Bruch mit dem Hamburger Label. „Der letzte Samurai“ geht von nun an auf eigene Faust mit seinen Labelkollegen von Kareeminell.

Ein Samurai beweist Mut, Härte und einen starken Durchhaltewillen.

Auch das versucht der Hamburger Rapper auf seiner neuen EP unter Beweis zu stellen. Mit der ersten Videoauskopplung „Letzte Nacht in Hamburg“ wagt er sich mutig an das gefährliche Ufer des Trapsounds, welches schon den ein oder anderen Samuraikollegen verschlungen hat. Doch BOZ macht es anders. Statt in den für Trap üblichen Cäsarenwahn zu verfallen, genügt es dem letzten Samurai, mit Authentizität zu überzeugen. Und das gelingt ihm sehr gut. Gerade wenn Zeilen wie

„Ich bin kein Idiot Bruder, ich weiß von meiner Sterblichkeit /
Seit ich auf seiner Beerdigung war in der ersten Reihe“

unter die Haut gehen, merkt man, dass es der Hamburger ernst meint.

Mit dem Durchhaltewillen sieht es leider etwas anders aus. Während Tracks wie „Letzte Nacht in Hamburg“, „Wo bist du“ oder „Dunkle Seite“ vor Realness und wirklich krassen Storytelling-Skills strotzen, fehlt den restlichen Tracks die Substanz. Natürlich muss ein Samurai auch kämpfen und zuschlagen, wenn es darauf ankommt. Allerdings ist es auch wichtig, dass der Krieger sein Ziel trifft. Vielleicht ist es einfach Geschmackssache, aber Lines wie: „Reich mir deine Hand, ich hack‘ sie dir ab“ („Akira“) wirken auf Dauer inhaltslos, aber auch nicht schlagkräftig genug, um diese Inhaltslosigkeit zu kompensieren.

Ein Samurai geht mit Stolz aus jedem Kampf hervor.

Genau das ist eine der Stärken des Hamburger Kareeminell-Signings. Auch wenn die EP „Der letzte Samurai“ an manchen Ecken etwas kantig und unförmig erscheinen mag, zieht sich ein roter Faden durch das Release und spätestens bei „Blitzkrieg“ zusammen mit Reeperbahn Kareem und Jin wird man für die vorherigen Battletracks entschädigt, da es jetzt doch ordentlich scheppert. Und somit geht BOZ auch stolz aus seiner aktuellen EP hervor, so wie er es auch bei seinen letzten Releases tat. Denn eins steht fest: Ein Samurai hört niemals auf, sich weiterzuentwickeln. 

BOZ – Letzte Nacht in Hamburg (prod. Oul Good) [Video]

„Die Sonne wird hier von den Wolken verdeckt“

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