Silla ist schon bisschen länger im Rapgame tätig. 2004 veröffentlichte er, damals noch unter dem Namen Godsilla, sein Debütalbum „Übertalentiert“. Dem folgten mehrere Kollabo- und Soloalben, deren Qualität aber zusehends abnahm – was viel damit zu tun hatte, dass es gefühlt fast nur noch um Sport und Fitness in seinen Texten ging.
Immerhin löste er sich von dieser Thematik schon mit dem letzten Album „Es war einmal in Südberlin“ zumindest vorsichtig. Trotzdem war auch das ein eher durchwachsenes Album. Umso überraschender, dass Silla mit „Blockchef“, sein seit langem bestes Album vorlegt: Endlich ist er lyrisch wieder mit beiden Beinen auf der Straße unterwegs – und das steht ihm gut.
Generell ist „Blockchef“ allerdings ein recht vielseitiges Album, das neben wirklich guten, klassischen Rapsongs auch aus ein paar eher mittelmäßigen Liedern besteht.
Zu den Schwachpunkten zählt zum Beispiel „Für immer“ mit Julian Williams. Der Song ist eine Liebeserklärung – und wir wissen leider alle, an wen. Meiner Meinung nach passt er aber auch abgesehen davon einfach nicht zum Album – und ist zudem recht langweilig.
Leider bringt Silla auch den Track „Barrio“ zusammen mit Julian Williams und Presto, der zeigt, dass Silla versucht, am aktuellen Geschehen dran zu bleiben und auf die Afrotrap/Dancehall-Schiene zu rutschen. Ist halt leider auch schon bisschen ausgelutscht. „Barrio“ ist zwar tatsächlich ein Ohrwurm, trotzdem passt auch er nicht so recht zum Rest vom Album. Außerdem: Die Mainstreamschiene steht dem guten Silla einfach nicht so gut.
Was ihm dagegen viel besser steht: Klassische Beats. Besonders gut gefallen mir hier die Tracks „Gun ziehen“ mit Mazen X und Sna und „Fick Mutter“ mit der Unterstützung von Sillas altem Weggefährten King Orgasmus One mit einer einfachen, aber mitreißenden und überzeugenden Hook. Und dass diese Art Songs, in denen Silla die härtere, kompromisslose Gangart auspackt, deutlich überwiegen, tut dem Album insgesamt sehr gut.
„Blockchef“ ist also zwar nicht immer ganz das, was ich von einem guten Rap-Album erwarte, trotzdem reißen die klassischen Rapsongs das ganze wieder raus. Um längen besser als die Vorgänger liefert Silla hier eins seiner besten, schlüssigsten Werke ab – man möchte nach all den etwas unglücklich wirkenden Versuchen ja fast schon von einer Wiedergeburt sprechen. Es wäre nicht die erste…
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