Der fleischgewordene Vorschlaghammer meldet sich ein Jahr nach „Schwermetall“ wieder lautstark zu Wort. Mit „Malocherattitüde“ marschiert Pedaz stramm weiter die eingeschlagenen Route entlang. Allerdings klingt das jetzt doch etwas anders und die ein oder andere Schraube wurde festgezogen.
Pedaz‘ große Stärke ist seine wuchtige Delivery. Jedes Wort zergeht ihm auf der Zunge, jeder Konsonant wird derart hart und rotzig angeschlagen, dass es eine Freude ist, zuzuhören. Dazu setzt der Lange seine Stimme selbstsicher und kraftvoll an, wodurch er es problemlos schafft, gegen die lauten, krawalligen Beats zu bestehen.
Die verzichten mittlerweile nämlich weitgehend auf E-Gitarren und kommen weitaus komplexer daher. Ein guter Schritt, so klingt das Album weitaus abwechslungsreicher als der Vorgänger und bietet Pedaz klanglich eine deutlich passendere Bühne. Während Pedaz schmutzig seine Lyrics ins Mikrofon spuckt, rollen bedrohliche Basslines umher, voluminöse Drums preschen nach vorne und stellenweise mischen sich interessante, metallen klingende Samples darunter. Gerade diese Songs, etwa der einleitende Titelsong oder „Vielfraß“, sind die stärksten des Albums und passen perfekt zu Pedaz Auftreten. Die synthiedurchzogenen, heiteren Instrumentals, die sich gelegentlich auf Songs wie „Lokalrunde“ oder „Kumpels X Mutanten“ mit den 257ers, deren Handschrift man deutlich heraushört, wirken hingegen eher deplatziert.
Neben dem hohen Wiedererkennungswert, den Pedaz trotz Pott-typischer Attitüde und Styles hat, steht er vor allem für eines: Punchlines ohne Ende. Diesem Anspruch wird auch „Malocherattitüde“ gerecht. Oft sind die richtig stark. Mein Favorit: „Du bist nicht du, wenn du hungrig bist / Also iss mal nichts, denn du bist nicht du, wenn du hungrig bist“ auf „Vielfraß“, einem der Songs, in dem Pedaz einen groben Rahmen, in diesem Fall eben essen (nicht seine Heimatstadt, sondern das, was man mit dem Mund tut), für seine Punchlines absteckt, an dem sich orientiert wird. Auch Saufgelage oder natürlich die Maloche halten als Aufhänger hin. Songs ohne Leitelement gibt es kaum, was das ganze viel stringenter macht.
Zwar mischen sich des Öfteren auch wirklich dumme Lines dazu, das tut aber nicht weiter weh, da der Pott-Punchliner seine Zeilen derart stilsicher an den Mann bringt, dass auch der zuweilen alberne Humor hervorragend rüberkommt. Beispiel: Im Kontext von Schwarzarbeit rappt er „Doch Latte, denn die Asche ist bar wie ekelhaftes Zeug“. „Bar“ spricht Pedaz in seiner rotzigen Manier „Bah!“ aus. Das kommt einfach verdammt lustig und funktioniert sogar bei wirklich stumpfen, unnötigen Zeilen wie „große Klappe wie Pferde“ oder „wenn ich breit bin wie Biggie“. Einziges wirkliches Problem: Es finden sich noch immer viel zu viele Wie-Vergleiche auf dem Album.
Neben unzähligen Punchlines und einigen Themensongs wie „Auf oder in den Bau“ mit Veysel gibt es noch drei persönlichere Song. „Ziel im Visier“, in dem es, wie der Titel sagt, um Zielstrebigkeit und Ehrgeiz geht und einen Einblick in Pedaz Mentalität gewährt. „Mein Alter“ ist seinem Stiefvater gewidmet, der wie ein echter Vater für ihn war und besticht durch glaubwürdige Dankbarkeit und Gefühle. Auf „300 Meilen“ verarbeitet der Hüne eine vergangene Fernbeziehung und zeigt sich überraschend verletzlich. Die käsige Hook stört dabei leider sehr.
Mittlerweile hat Pedaz den Sound gefunden, der ihm wirklich gut steht. Den könnte er zwar noch etwas konsequenter durchziehen und dafür auf dudelige Rummelbeats verzichten, aber „Malocherattitüde“ klingt ziemlich gut. Pedaz weiß einfach gut zu unterhalten und bringt mich immer wieder zum lachen, etwa wenn er sich als „Wortgewand(t) wie ein Zeitungshut“ bezeichnet. Das geht sicherlich nicht jedem so, gerade wenn man Wie-Vergleichen mittlerweile überdrüssig ist. Doch für das, was es erfüllen soll, ist „Malocherattitüde“ der Hammer wie sein T.
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Snippet: Pedaz – Malocherattitüde
Es wird wieder angepackt!